Hansestadt Lüneburg
40.000 Euro Preisgeld für nachhaltigen Grundschul-Hort
Die Auszeichnung wurde für den Neubau eines Grundschul-Horts mit nachhaltigen Materialien wie Holz, Stroh und Lehm vergeben. Der ökologische Bau und sein grünes Außengelände bereichern einen von Beton-Geschosswohnungen geprägten Stadtteil.
Video zum ausgezeichneten Projekt
“Unser Stadtteilhaus ELM plus wird mit einem Gründach und einer Solaranlage ausgestattet. Diese Auszeichnung bestärkt uns darin, unseren Weg weiterzugehen.“
Alle Infos zusammengefasst in einem Factsheet: barrierefreies PDF zum Download
Klimaschonend gebaut mit Materialien aus der Natur
Um dem zukünftigen Bedarf der Nachmittagsbetreuung an der Grundschule Anne-Frank gerecht zu werden, hat die Hansestadt Lüneburg ein separates Hortgebäude errichtet. Dabei legten die Verantwortlichen viel Wert auf Nachhaltigkeitskriterien. Für den Neubau sollte so wenig Fläche wie möglich in Anspruch genommen und am Baufeld möglichst wenig verändert werden, daher passten die Verantwortlichen das Gebäude dem natürlichen Gefälleverlauf vor Ort an. Ein besonderer Fokus lag auf klimaschonenden Baustoffen. Mit Lehm, Stroh und Holz kamen Materialien zum Einsatz, die alle einen geringen CO2-Fußabdruck aufweisen und zugleich weitere Synergieeffekte bieten. Lehm hat sehr gute Brandschutzeigenschaften und wirkt sich außerdem positiv auf das Gebäudeklima aus. Stroh ist ein effektiver Dämmstoff und der Holzrahmenbau ermöglicht einen zügigen Bauablauf, da Teile im Werk vorgefertigt werden können.
Den Strom für das Hortgebäude liefert eine Photovoltaikanlage, die auf dem Dach in Kombination mit einer Begrünung installiert wurde. Für die Beleuchtung sorgen energiesparende LED-Leuchten. Weiterer Effizienzfaktor: die Mehrfachnutzung des Gebäudes, die langfristig Energie- und Bewirtschaftungskosten einspart. Am Vormittag nutzt die Schule die Räume als Ergänzung zu den Klassenräumen, im Anschluss stehen sie für die Nachmittagsbetreuung der Kinder zur Verfügung. Eine Fahrradwerkstatt und ein Werkraum runden das Konzept ab und bieten Anreize für eine außerschulische Nutzung.
Traditionelle Handwerkskunst für den Klimaschutz
Lüneburg ist Mitglied der niedersächsischen Modellregion „Cradle-to-Cradle“. Diese steht für einen Ansatz, bei dem ökologische Materialien beim Bauen zum Einsatz kommen und in einem Kreislauf aus vielfältigen Nutzungsformen bleiben. Beim Hortbau lagen durch dieses Netzwerk bereits nützliche Erfahrungen und Kontakte für nachhaltige Baustoffe vor. So hat sich, zusammen mit vielen Fachplanerinnen und Fachplanern und einer engagierten Handwerkerschaft, eine weitreichende Kooperation ergeben. Insgesamt 27 Firmen verschiedener Gewerke arbeiteten tatkräftig mit, darunter eine Gruppe Handwerkerfirmen für traditionelle Handwerkskunst und eine auf Strohbau spezialisierte Fachfirma.
Mit seinen natürlichen Materialien bildet das Gebäude einen nachhaltigen „Leuchtturm“ in einem Brennpunkt-Stadtteil, der geprägt ist von Beton-Geschosswohnungsbauten und einer Siedlungsstruktur der 1970er Jahre. Seit 1999 ist ein Teilbereich des Stadtteils als Sanierungsgebiet festgelegt und wird durch die Städtebauförderung finanziell unterstützt. Das Bauvorhaben kostete einschließlich der Außenanlagen rund acht Millionen Euro. Davon wurden rund sechs Millionen Euro aus kommunalen Eigenmitteln finanziert. Im Vergleich zu einer konventionellen Massivbauweise spart die Hansestadt mit dem nachhaltigen Neubau des Horts über einen Lebenszyklus von 50 Jahren rund 190 Tonnen CO2-Äquivalente ein.