GET.MIN Gewerbepark, Energie- Technologie- u. Managementinformationsnetzwerk
Gewerbepark, Energie- Technologie- und Managementinformationsnetzwerk
Projektnehmer
Ruhr-Universität Bochum
Projektlaufzeit
01.08.2012 bis
30.09.2015
Projektkontakt
Fördersumme
2.059.048 Euro
Förderkennzeichen
03KSF009
Förderprogramm
Gewerbeparks als Ort der Innovation
Die Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) sowie die Industrie sind zusammen genommen derzeit für rund 45 Prozent des deutschen Endenergieverbrauches verantwortlich. Entsprechend hoch ist hier das Potenzial für Energieeinsparungen.
Auf einen Blick
Bislang wurden diese Einsparpotenziale weitestgehend innerhalb der einzelnen Unternehmen gesucht. Weitergehende Ansätze konzentrierten sich zudem auf energieintensive Unternehmen oder ähnlich aufgebaute Gewerbegebiete. Im Projekt GET.MIN haben die Ruhr-Universität Bochum, die Energieagentur.NRW und die econius GmbH unternehmensübergreifende Energieeffizienz- und CO2-Minderungspotenziale von Gewerbegebieten in Nordrhein-Westfahlen identifiziert. Dafür wurden in vier ausgewählten Gewerbegebieten gemeinsam mit den Unternehmen Strategien entwickelt und erprobt, um die Energieeffizienz zu steigern.
Die Auswahl der Gewerbeparks
Bei der Auswahl der vier Gewerbeparks, die im Rahmen des Projektes untersucht wurden, war es den Projektentwicklerinnen und -entwicklern besonders wichtig eine Bandbreite an verschiedenen Gewerben einzubinden, um möglichst viele unterschiedliche Kombinationen von Unternehmensgröße, Mitarbeiterzahl und räumlich-geografischer Lage zueinander mit Blick auf unterschiedliche Branchen untersuchen zu können. Weitere Kriterien waren mögliche Synergien zwischen den Unternehmen, zum Beispiel in Bezug auf Wärmequellen und -senken. Insgesamt wurden 33 potenziell geeignete Gewerbegebiete in Nordrhein-Westfahlen angesprochen. 20 von ihnen kamen in die engere Auswahl.
„Neben den Synergien bei möglichen gemeinsamen Projekten wird vor allem der innovative Charakter des Gewerbestandortes Mackenstein durch GET.MIN ablesbar. Das kann uns allen nur guttun.“ Günter Thönnessen, Bürgermeister Viersen
Grundlage für die Auswahl der Gewerbeparks waren so genannte vom Projektteam erstellte Branchenbücher, die öffentlich zugängliche Informationen über alle ansässigen Unternehmen zusammenfassten. Die Unternehmen wurden nicht direkt kontaktiert, sondern bewusst über die Kommune beziehungsweise deren Zuständige oder Zuständigen für die Wirtschaftsförderung angesprochen. Damit waren die Gemeinden von Anfang an in das Projekt einbezogen. In 14 Gewerbegebieten gab es Informationsveranstaltungen für die Unternehmen. Die Wahl fiel schließlich auf vier Gewerbegebiete in den nordrheinwestfälischen Kommunen Viersen, Waldbröl, Siegen und Medebach.
Analyse von Abwärmepotenzialen und Nutzerprofilen
Zentraler Bestandteil des Projektes war die Entwicklung eines Online-Tools, das die Einordnung und Erschließung der CO2-Minderungspotenziale ermöglicht. Es hat zwei Stufen: Über den Quick-Check werden zunächst mögliche Energie-Synergien in einem Gewerbepark ermittelt, zum Beispiel ob Unternehmen untereinander Abwärme abgeben oder aufnehmen können. So können die Wirtschaftsfördernden einschätzen, ob weitere Analysen über die zweite Stufe, den Detail-Check, sinnvoll sind. Diese tiefergehende Analyse prüft dann, ob und wie in einem Gewerbegebiet die Abgabe von Wärme zwischen Unternehmen möglich ist. Mit dem Detail-Check kann auch abgeschätzt werden, welchen Beitrag ein Blockheizkraftwerk (BHKW) oder eine Photovoltaik (PV)-Anlage zur Deckung der Energienachfrage liefern könnten. Die beiden Checks wurden von ausgewählten Wirtschaftsförderinnen und -förderern, Vertreterinnen und Vertretern kommunaler Stellen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Industrie und Handelskammern (IHKn) in der Praxis getestet.
Parkranger für Energie
Die Betreuung der Unternehmen in den Gewerbeparks übernahm die econius GmbH. Für die fortlaufende Begleitung vor Ort wurden so genannte Parkranger für Energie als Kümmerer eingesetzt. Sie standen ihnen für Fragen zum effizienten Energieeinsatz und sämtlichen energierelevanten Themen zur Verfügung.
Die Betriebe interessierten sich zum Beispiel für den Erhalt des Spitzenausgleichs, für Energiemanagementsysteme, gesetzliche Regelungen (Energieeinsparverordnung – EnEV, Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz) oder effiziente Beleuchtungssysteme.
Durch die persönlichen Kontakte kannten sie die Situation in allen beteiligten Unternehmen, was wiederum dazu führte, dass sie Synergien zwischen Unternehmen erkannten und entsprechende Kooperationen zwischen ihnen initiieren konnten.
Einsicht in die Unternehmen
Die Begehung der Unternehmen gemeinsam mit den Parkrangern deckte zahlreiche Einsparpotenziale auf: Ungedämmte Heizleitungen, ineffiziente Hallenbeleuchtungen, zu hoher Netzdruck und undichte Druckluftdüsen sind nur einige Beispiele für kontinuierliche Energieverschwendung. Solche neuralgischen Stellen dokumentierte der Parkranger und klärte die Unternehmen dann über mögliche Maßnahmen zur Abhilfe auf.
Schulungen und Workshops
In den vier Gewerbeparks wurden je vier Schulungen durchgeführt, die alle für die Betriebe relevanten Themen abdeckten. Da das Vorwissen der Beteiligten sehr unterschiedlich war, diente die erste Schulung einer Einführung und dem Angleichen der Wissensstände. Dies erleichterte die Diskussion. Danach wurden spezifische Themen behandelt, wie zum Beispiel Prozesswärme, Energiemanagementsysteme, Lastmanagement, elektrische Antriebe oder Blindstromkompensation. Die Schulungen wurden in Workshops vertieft. Bei diesen wurden die Themen nicht vorgegeben. Stattdessen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsame Projekte entwickeln. Die ersten Ideen dazu entstanden jeweils bei den Schulungen. Dabei zeigte sich, dass die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit viele Gesichter haben kann: Neben der „Wärmekaskade“, also der Weitergabe der Abwärme des einen als Nutzwärme an das nächste Unternehmen, wurden gemeinschaftliche PV-Anlagen, der Kauf von Elektrofahrzeugen und die Bildung von Fahrgemeinschaften konzipiert. Die Ideen wurden diskutiert und auf ihre Machbarkeit hin geprüft. Die Ergebnisse der Workshops in den Gewerbeparks wurden in einer Broschüre zusammengefasst und Kommunen zur Verfügung gestellt.
Expertendatenbank
In den Workshops wurde auch der Wunsch nach einem Werkzeug geäußert, durch das die am Projekt beteiligten Firmen im Gewerbegebiet untereinander auf einfache Weise kommunizieren können. Die dafür vom Projektteam entwickelte Internet-Plattform erwies sich als sehr hilfreich. Interessierte Personen konnten in einer Matrix jene Themen markieren, zu denen sie Fachwissen und Erfahrungen besitzen. Mit diesen Angaben konnten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer innerhalb der Gewerbegebiete bei speziellen Fragen den passenden Kontakt finden. Hierbei wurde besonders darauf geachtet, dass die Nutzung des Programms praxisnah und einfach möglich ist.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Sensibilisierung von in Gewerbeparks ansässigen Unternehmen für das Thema Energieeffizienz und Ressourceneinsparung;
- Bereitstellung von Informationen, online-basierten Werkzeugen und Durchführung von Schulungen um Effizienzpotenziale zu heben.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Sensibilisierung von Unternehmen in den insgesamt vier Gewerbeparks zum Thema Energieeffizienz;
- Durchführung von Schulungen und Workshops zur Entwicklung von Ideen und Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz in den vier Gewerbegebieten;
- Bereitstellung des Online-Tools, das Synergien zur Steigerung der Energieeffizienz innerhalb von Gewerbeparks identifiziert und visualisiert.
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Wie ging es weiter?
Im Februar 2016 konnten sich Unternehmen für die Teilnahme an weiteren GET.MIN Netzwerken bewerben. Informationen zum Projekt und zur Anmeldung für ein GET.MIN Netzwerk sind unter www.getmin.de zu finden.
Beitrag zum Klimaschutz
Durch Umsetzung unternehmensübergreifender Energieeffizienzmaßnahmen konnten nach Angaben der Projektnehmerinnen und Projektnehmer sowohl die CO2-Emissionen als auch der Primärenergiebedarf in den Gewerbegebieten im Rahmen des GET.MIN Projektes reduziert werden. Die grundsätzliche Sensibilisierung der teilnehmenden Unternehmen hinsichtlich Energie- und Ressourceneffizienz durch die Anregungen der Parkranger, die Schulungen und den Informationsaustausch lassen weitere Aktivitäten zur Verringerung des Energieeinsatzes erwarten.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Akteurinnen und Akteure, die an einer Replikation des Projektes interessiert sind, sollten die folgenden Punkte beachten.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Förderung von Vorbildunternehmen und Unterstützung des Austausches mit anderen Unternehmen;
- Bereitstellung passender Werkzeuge zur Aufbereitung der Daten und Sichtbar-machung der Einsparpotenziale;
- Berücksichtigung des Moderations- und Koordinationsaufwands (im Projekt);
- Einbindung von Wirtschaftsförderern aus den Kommunen.
Nutzen und Aufwand für die Unternehmen klar benennen
Während der Akquise der Unternehmen ist es sehr wichtig, die Interessenten umfassend zu informieren. Für die Unternehmen muss schnell erkennbar sein, welchen Vorteil die Teilnahme bringt, und welche möglichen Nachteile damit verbunden sein können. Reine Forschungsprojekte werden von Unternehmensseite oft nicht so gern unterstützt. Die folgenden praxisrelevanten Projektbausteine waren daher für die Akquise entsprechend hilfreich: die Betreuung während des Projektes durch den Parkranger, die kostenlose Weiterbildung und Workshops und die Betriebsbegehung. Nachhaltigen Nutzen haben die Schulungen für die Unternehmen durch die Vergabe von Zertifikaten als Schulungsnachweis im Rahmen ihres Energiemanagementsystems.
Vorreiter bei den Unternehmen finden
Die Betriebe sind in Sachen Energieeffizienz unterschiedlich sensibilisiert und interessiert. Das hängt oft mit den Interessen und Einstellungen der dort arbeitenden Personen zusammen. Zeit, die am Anfang des Projektes auf die Suche nach jenen Unternehmen und Individuen verwendet wird, die dem Thema gegenüber positiv eingestellt sind und den konkreten Vorteil des Klimaschutzengagements erkennen, kann sich hinterher in erhöhter Durchschlagskraft auszahlen. Champions können als Vorreiterunternehmen innerhalb der Gewerbeparks nicht nur die eigene Firma, sondern auch andere Unternehmen mitziehen. Viele Unternehmen haben aufgrund anderer wichtiger Themen und Probleme aber wenig Zeit für langfristige Planungen und Projekte. Dazu gehören leider auch oft die Belange zu Energieeffizienz. Die Entscheidungswege und Zuständigkeiten in Unternehmen sind sehr unterschiedlich und nicht immer transparent.
Für die Initiierung eines Projektes sollte daher zur Ansprache der Betriebe ein ausreichender zeitlicher Puffer eingeplant werden. Sinnvoll ist es, möglichst früh persönliche Termine mit der Führungsebene zu vereinbaren und dort das Projekt zu erläutern.
Parkranger als persönliche Kümmerer
Die Funktion der Parkranger stellte sich während der Projektlaufzeit als wichtiger heraus als zunächst angenommen. Durch ihren engen Kontakt zu allen Beteiligten (Unternehmen, kommunalen Vertreterinnen und Vertretern, Projektpartnerinnen und ‑partnern) fiel ihnen die zentrale Rolle einer Moderatorin beziehungsweise eines Moderators zu. Darüber hinaus wurden sie aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz von den Unternehmen sehr geschätzt und entsprechend nachgefragt.
Kommunen können wichtige Multiplikatoren sein
Kommunale Wirtschaftsförderinnen und -förderer haben in der Regel einen guten Zugang zu Unternehmen und können beurteilen, welche Gewerbegebiete geeignet sind, beziehungsweise welche Firmen Interesse haben könnten. Daher ist es oft hilfreich, zunächst Kontakt mit der Kommune aufzunehmen, dort das Projekt vorzustellen und die Vorteile für die Kommune zu benennen (zum Beispiel Imagegewinn, Standortvorteil, Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen). Das Vorgespräch hilft, die kommunalen Rahmenbedingungen, Strukturen und Netzwerke zu erkennen. Das Engagement der Kommune kann für die Unternehmen ein ausschlaggebendes Kriterium für die Teilnahme sein. Wenn die Kommune nicht gleich selbst die Unternehmen ansprechen möchte, aber das Projekt unterstützt, sollte dies daher in der Kommunikation mit den Betrieben klar formuliert werden.