Klimaschutz im Schulsport
Das Projekt „Klima bewegt!“ zeigt Sportlehrkräften Wege auf, wie sie Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen in ihrem Unterricht vermitteln können. Ein Interview mit der Projektleiterin Dr. Sarah Spengler über die entwickelten Übungen und Ziele des Vorhabens.
Das Projekt „Klima bewegt!“ zeigt Sportlehrkräften Wege auf, wie sie Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen in ihrem Unterricht vermitteln können, ohne dass dabei die Bewegung zu kurz kommt. Dafür hat das Projektteam gemeinsam mit Lehrer*innen und Schüler*innen 16 Übungen entwickelt. Ein Interview mit Projektleiterin Dr. Sarah Spengler, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München arbeitet.
Frau Spengler, welches Ziel hat das Projekt?
Wir möchten die Themen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung in den schulischen Sportunterricht bringen. Inzwischen werden diese Inhalte laut den Lehrplänen gefordert, aber es gab bisher kaum Materialien, die die Sportlehrkräfte bei ihrer Vermittlung unterstützen. Wir verknüpfen Klimaschutz mit Bewegungsspielen und tragen damit zum großen Ziel bei, dass sich Kinder und Jugendliche mit den Themen auseinandersetzen und sich bestenfalls nachhaltiger verhalten.
Wie wurden die Ansätze im Vorfeld getestet? Wie lief die Zusammenarbeit mit den Sportlehrkräften ab?
Das Projekt startete im Jahr 2019 und endet Ende des Jahres 2021. Während der sechsmonatigen Entwicklungsphase haben wir ein Expert*innenteam bestehend aus Sportlehrkräften, Schüler*innen und Mitarbeitenden aus dem Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zusammengestellt. Gemeinsam haben wir die Grundversionen der 16 Übungen entwickelt und die Materialen für den Einsatz im Sportunterricht aufbereitet. In der anschließenden Pilotphase sollten 22 Sportlehrkräfte die Übungen mit ihren Schulklassen ausprobieren. Leider begann jedoch in dieser Zeit die Pandemie, sodass wir diese Phase abbrechen mussten. Deshalb führten wir eine umfangreiche Umfrage unter Sportehrkräften durch. Dabei forderten wir sie auf, die Übungen aus ihrer Erfahrung heraus zu bewerten, beispielsweise hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit, zeitlicher Umsetzbarkeit und inhaltlichen Schwerpunkte. Auf Basis dieser Ergebnisse haben wir die Materialien überarbeitet.
Im Fokus des Vorhabens steht unter anderem der Ansatz der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Was bedeutet das Konzept und wie wird es in den Bildungseinrichtungen umgesetzt?
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ umfasst sämtliche Maßnahmen, die dazu beitragen, dass Menschen verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und Gestaltungsprozesse aktiv mitgestalten können. Es geht darum, sie zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln zu befähigen. Dafür braucht es Wissen über relevante Themen, beispielsweise über den Klimawandel und seine Entstehung oder über nachhaltige Mobilität und Ernährung. Gleichzeitig braucht es Kompetenzen, wie die Fähigkeit zu Kooperation, zur Perspektivübernahme und zum eigenständigen Handeln. Diese Eigenschaften werden durch Sport gut geschult, etwa beim Zusammenhalten innerhalb von Mannschaften oder bei der Strategieentwicklung eines Teams.
Welche Schulfächer und Altersstufen werden in den Blick genommen?
Wir richten uns an den Sportunterricht der Sekundarstufe 1, also an Kinder von etwa 11 bis 13 Jahre. Die Übungen sind so konzipiert, dass sie im Sportunterricht, aber durchaus auch in anderen Schulfächern oder in Pausen, bei Schulfesten und bei Wandertagen einsetzbar sind. Zusätzlich gibt es verschiedene Spielvarianten für jüngere oder ältere Schüler*innen.
Warum bietet sich gerade der Sportunterricht für die Vermittlung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen an?
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich erlerntes Wissen oder Erfahrungen länger und tiefer im Gedächtnis speichern, wenn die Auseinandersetzung mit den Inhalten aktiv und körperlich stattfindet. Deshalb eignet sich der Sportunterricht hervorragend, um auch kognitive Inhalte zu vermitteln. Der zweite Punkt: Nachhaltige Entwicklung betrifft alle Lebensbereiche, wie auch den Sport mit Blick auf Mobilität und Konsum. Hier können die Schüler*innen beispielsweise hinterfragen, wie ihre Sportkleidung produziert wird oder mit welchen Verkehrsmitteln sie zum Training kommen.
Welche Materialien und Übungen wurden entwickelt?
Insgesamt haben wir 16 Übungen und Spiele entwickelt, die sich mit verschiedenen Klimaschutzaspekten auseinandersetzen. Jedes Angebot bezieht sich auf mindestens einen der Bereiche Klimawandel, Gerechtigkeit, Ernährung, Mobilität oder Konsum und Lebensstil. Zusätzlich stellen wir kostenfrei Erklärvideos, detaillierte Übungsbeschreibungen und sämtliche Materialen als Druckvorlage zum Herunterladen auf der Projektwebsite zur Verfügung.
Können Sie bitte ein Beispiel nennen?
Bei dem Laufspiel „Treibhauseffekt live“ wird der Treibhauseffekt nachgespielt. Die Schüler*innen stellen die auf die Erde treffenden Sonnenstrahlen dar, die reflektiert werden und dann von CO2-Teilchen gefangen werden können. Bei der Übung „Reise eines T-Shirts“ setzen sich die Kinder und Jugendlichen mit der Frage auseinander, wie ihre Sportkleidung produziert wird. Dies geschieht während eines Zirkeltrainings mit verschiedenen Fitness- und Kraftübungen. Dabei bilden die einzelnen Stationen die verschiedenen Produktionsschritte eines herkömmlichen T-Shirts ab.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir freuen uns, dass die Inhalte bereits sehr gut angenommen und bundesweit im Unterricht eingesetzt werden. Aber wir bedauern sehr, dass die durch die Pandemie ausgefallene Praxiserprobung nicht stattfinden konnte. Wir hoffen nun, dass wir in einem bereits geplanten Folgeprojekt die Ergebnisse wissenschaftlich auswerten können. Unser Ziel ist es, die Übungen zu erweitern, sodass sie auch in anderen Kontexten wie beispielsweise dem Vereinssport noch besser angewendet werden können.
Sie haben Fragen zum Projekt? Dann wenden Sie sich per E-Mail an Dr. Sarah Spengler und ihre Kolleginnen: klima.bewegt@sg.tum.de.
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Infos zu Förderprogramm und Beratung
Seit 2011 unterstützt das Bundesumweltministerium über die NKI die Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von innovativen nicht-investiven Klimaschutzprojekten. Das Förderprogramm innovative Klimaschutzprojekte unterstützt Ansätze in den Bereichen Kommunen, Verbraucher*innen, Wirtschaft und Bildung, die in unterschiedlichen klimarelevanten Handlungsfeldern einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung leisten und diese sichtbar machen. Bis heute wurden bundesweit über 200 Vorhaben in Kombination mit dem Förderaufruf bewilligt. Das Gesamtfördervolumen beträgt rund 310 Millionen Euro. Der Förderaufruf gliedert sich in zwei Module: Während sich Modul 1 auf innovative Vorhaben, die pilothaft erprobt werden, konzentriert, adressiert Modul 2 bereits erprobte und erfolgreiche Ansätze, um diese bundeweit zu verbreiten und zu verstetigen. Das Antragsfenster für Modul 2 ist noch bis zum 30. September 2021 geöffnet. Sie haben Fragen zum Förderaufruf für innovative Klimaschutzprojekte? Das Team vom Projektträger Jülich (PtJ) berät Sie gern telefonisch unter 030 20199-488 sowie per E-Mail unter ptj-ksi@fz-juelich.de
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