Kreis Viersen
25.000 Euro für den klimafreundlichen Neubau des zentralen Kreisarchivs
Die Auszeichnung wurde für den Neubau des zentralen Kreisarchivs vergeben. Mit dem Gebäude setzt der Kreis Viersen Maßstäbe im Bereich nachhaltiges Bauen – durch einen reduzierten Ressourcen- und Energieeinsatz und die Wiederverwertung von Baustoffen nach den Prinzipien der „Zirkulären Wertschöpfung“.
Video zum ausgezeichneten Projekt
„Mit dem Preisgeld werden wir 12 Spitzahorn-Bäumen entlang einer Kreisstraße als Allee neupflanzen und damit die Bindung von CO2 fördern.“
Alle Infos zusammengefasst in einem Factsheet: barrierefreies PDF zum Download
„Zirkuläre Wertschöpfung“ als Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Im neuen Kreisarchiv in Viersen trifft historisches Sammlungsgut auf einen zukunftsorientierten Neubau mit Pilotcharakter. So ist das im Sommer 2022 fertiggestellte Gebäude nicht nur perfekt auf die Anforderungen der Archivalien ausgerichtet, sondern setzt zudem in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz Maßstäbe. Gebaut wurde nach den Prinzipien der „Zirkulären Wertschöpfung“: Zum Einsatz kamen nachwachsende oder wiederverwertete Baustoffe, wie beispielsweise eine 100 Jahre alte Ziegelwand aus einem Abrissgebäude. Darüber hinaus wurde für alle verwendeten Materialien bereits bei der Errichtung des Gebäudes der Rückbau mitbedacht.
Das Archiv stellt somit auch eine Art „Rohstofflager“ dar, aus dem die Baustoffe später wieder sortenrein getrennt und weiterverwendet werden können. Damit das gelingt, ist eine gute Dokumentation notwendig. Das Kreisarchiv in Viersen bekam dafür einen „digitalen Zwilling“, in dem alle Geometrien, Mengen und Materialien und vor allem deren Recycelbarkeit genauestens festgehalten wurden.
Bedarfsgerechter und energieeffizienter Neubau
In der Vergangenheit war das „Gedächtnis des Kreises“ in der historischen Burg Kempen, einem 700 Jahre alten Gebäude untergebracht, das raumklimatisch für die Anforderungen der Archivalien nicht wirklich geeignet war. Auch hier überzeugt der Neubau, diesmal durch seine optimale energetische Planung und Umsetzung – trotz besonderer Anforderungen der Archivalien. Für die Archivräume sind ganzjährig eine mittlere Temperatur von 18 Grad Celsius bei 50 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit und langsame Klimabewegungen erforderlich. Diese Aufgaben werden über die Raumlufttechnik durch Lüftungskanäle aus recyceltem Polyethylen erfüllt. Im Bürobereich hingegen wird lediglich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Die notwendige Wärme wird von einer Fußbodenheizung bereitgestellt, die im Sommer durch Verwendung von Grundwasser auch eine passive Kühlung ermöglicht.
Die verschiedenen Übertragungssysteme werden durch drei verschiedene Wärmepumpen versorgt. Ein 250 Kubikmeter umfassender thermischer Eisspeicher sowie die Kombination von Photovoltaik und Solarthermie auf dem Dach des Archivs sorgen für einen besonders effizienten Betrieb. Mit all diesen Bausteinen gelingt es, die baurechtlichen Anforderungen der Energieeffizienz von Neubauten um 45 Prozent zu unterbieten und vollständig auf fossile Energieträger zu verzichten. CO2-Emissionen entstehen lediglich bei der Herstellung der verwendeten Primär-Baustoffe. Im Vergleich zu standardmäßigen Neubauten werden damit etwa 75 Prozent der CO2-Emissionen verhindert.
Im Kreis Viersen ist man – nicht zuletzt in Zeiten knapper Baustoffe – von der „Zirkulären Wertschöpfung“ überzeugt: Nach einem Beschluss des Kreistags steht fest, dass die nächsten Neubauten nach diesen Prinzipien zu bauen sind.