Klimabonus
Ein innovatives System zur Belohnung klimafreundlichen Handelns und zur wirksamen Förderung von Klimaschutzprojekten
Im Rahmen des Projekts wurde in drei Regionen beispielhaft eine Klimawährung eingeführt, die zu einer deutlichen Reduktion, Vermeidung und Kompensation von Treibhausgasen geführt hat. Für die Umsetzung von klimafreundlichen Maßnahmen erhielten die Beteiligten Klimaboni, die bei den teilnehmenden klimafreundlichen Unternehmen und Projekten als Zahlungsmittel eingelöst werden konnten.
Projekttitel
Klimabonus
Projektnehmer
Chiemgauer e. V., www.chiemgauer.info
Region Burgwald-Ederbergland e. V., www.region-burgwald-ederbergland.de
BUND Sachsen-Anhalt e. V., www.bund-sachsen-anhalt.com
Projektlaufzeit
01.07.2019 bis
28.02.2023
Projektkontakt
Chiemgauer e. V.
Ludwigstr. 9
83278 Traunstein
Tel. 0861 – 20995380
service@chiemgauer.info
www.chiemgauer.info
Region Burgwald-Ederbergland e. V.
Marktplatz 1
35083 Wetter (Hessen),
Tel.: 06423 / 541007
www.region-burgwald-ederbergland.de
BUND Sachsen-Anhalt e. V.
Olvenstedter Str. 10
39108 Magdeburg, Tel. (0391) 563078 – 0
www.bund-sachsen-anhalt.com
Fördersumme
1.068.985,45 Euro
Förderkennzeichen
67KF0093ABC
Förderprogramm
Auf einen Blick
Das Vorhaben richtet sich an alle Akteurinnen und Akteure in einer Region (Verbraucherinnen und Verbraucher, Kommunen und Unternehmen) und soll dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. Kommunen profitieren besonders von einer Teilnahme, da die Treibhausgasminderungen durch die Förderprogramme transparent berechnet werden und die Auszahlung eines Klimabonus lokale und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe fördert.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Die Stadt Marburg fördert beispielsweise Lastenfahrräder. Die Förderung erfolgt nicht in Euro, sondern in Form von Klimaboni. Für die prognostizierte Einsparung von 1,25 Tonnen Treibhausgasemissionen werden 125 Klimaboni an die Käuferin beziehungsweise den Käufer ausgezahlt, was einem Wert von 100 Euro pro Tonne CO2 entspricht. Mit den erhaltenen Klimaboni können dann klimafreundliche Produkte gekauft werden. Die Klimaboni können auch an Freundinnen und Freunde oder direkt an Klimaschutzprojekte weitergegeben werden. Ein Klimabonus entspricht dabei einem Euro. Nach dem gleichen Prinzip fördert beispielsweise die Stadt Traunstein die Installation von Photovoltaikanlagen mit Klimaboni.
Klimabonus-Prämien bekommen und CO2 sparen
Unternehmen und Vereine werden motiviert, nicht nur selbst CO2 einzusparen, sondern auch die eigenen Mitarbeitenden oder Kundinnen und Kunden mit Klimabonusprämien einzubinden. Unternehmen im Chiemgau fördern zum Beispiel die Anschaffung von Balkonkraftwerken oder den Umstieg auf Ökostrom mit Klimabonus-Prämien.
Klimaboni auch für Privathaushalte
Auch Privathaushalte können sich beteiligen, indem sie durch Reduktionsmaßnahmen Klimaboni erwerben. Nach der Erstellung der persönlichen CO2-Bilanz können sie aus dem Klimabonus-Katalog die Reduktionsmaßnahmen auswählen. Wer sich beispielsweise zum Carsharing anmeldet, erhält ebenso Klimaboni, wie für die Reparatur von Jeans, Elektrogeräten oder alten Fahrrädern. Die Ausgabe erfolgt über kooperierende Unternehmen.
Was sollte das Projekt erreichen?
Ziel des Projekts war die Minderung von 18.894 Tonnen CO2-Äquivalenten. Die Beiträge zur Reduzierung sollten vor allem durch Maßnahmen mit Unternehmen und Privathaushalten erreicht werden. Zur Koordination der Maßnahmen sollte in jeder Region eine Zusammenarbeit mit den Kommunen angestrebt werden.
- In Deutschland entstehen über 40 Prozent der Treibhausgase im Konsumsektor, Tendenz steigend. Das Projekt hat dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren, um überflüssigen Konsum zu vermeiden, Reduktionsmöglichkeiten im eigenen Haushalt oder im Unternehmen aufzuzeigen und klimafreundliches Einkaufen zu fördern.
- Es wurden Strukturen geschaffen, um umweltfreundliches Verhalten mit Klimaboni zu belohnen. Ein wichtiger Teil dabei war das Klimasparbuch, das Tipps zur CO2-Reduktion enthält und auf die Möglichkeiten der Belohnung mit Klimaboni aufmerksam macht.
- Außerdem wurde ein digitales Informationsangebot geschaffen und die Klimawährung je nach Wunsch der Teilnehmenden in bar oder digital zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde das Projekt durch Pressearbeit, Informationsveranstaltungen und Infostände offensiv beworben.
Was hat das Projekt erreicht?
Die Reduktionsziele wurden mit 30.755 Tonnen CO2-Äquivalenten deutlich übertroffen. Neben der allgemeinen Informations- und Bildungsarbeit ist das mit Hilfe von drei Schwerpunkten gelungen:
- Kommunale Förderprogramme: Gemeinsam mit den Städten Traunstein und Marburg wurden effektive Reduktionsmaßnahmen identifiziert und attraktive Belohnungen in Form von Klimaboni festgelegt.
- Kooperationen mit Unternehmen: Im ersten Schritt wurden die CO2-Emissionen von kleinen und mittleren Unternehmen gemessen und eine Emissionsbilanz nach dem Greenhouse Gas (GHG) Protokoll erstellt sowie eine Reihe von klimafreundlichen Produkten festgelegt. Die beteiligten Unternehmen wurden über die Klimawährung miteinander vernetzt und gemeinsam in der Öffentlichkeit präsentiert.
- Natürliche CO2-Senken: Dieser Schwerpunkt wurde vor allem vom BUND Sachsen-Anhalt vertieft, der die Potenziale zur Bindung von Treibhausgasen für ein Moorprojekt nutzte. Außerdem wurden ein Baumpflanzprojekt in Magdeburg und ein Ackerbaumstreifenprojekt gemeinsam mit dem Ökodorf Siebenlinden entwickelt. Durch die initiirten Projekte werden innerhalb von 20 bis 50 JahrenTHG-Minderungen zwischen 114 und 6.000 Tonnen CO2 erzielt.
Wie ging es weiter?
Alle Projekte zu natürlichen Senken werden in bestehenden oder neuen regionalen Klimaprojekten weitergeführt.
Aufgrund des großen Potenzials des Projektansatzes wird zudem an einer Skalierung gearbeitet, die mit dem Projekt „Klimabonus - Ein integrales Gesamtkonzept zur Inwertsetzung von Klimaschutz“ (Förderkennzeichen: 67KF0179A-E) umgesetzt wird. Im Mittelpunkt steht die Multiplikation lokaler Förderprogramme in Verbindung mit kommunalen Strategien, um Klimaneutralität zu erreichen.
Beitrag zum Klimaschutz
Ein wichtiger Beitrag des Klimabonus-Projekts ist die Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Regionen entsprechend den individuellen Anforderungen vor Ort. Leicht verständliche und anschaulich illustrierte Flyer und Broschüren wurden erstellt. Ein Erklärvideo veranschaulicht die Idee des Klimabonus zusätzlich.
Klimabonussoftware
Die Klimabonus-Software ist so konzipiert, dass sie leicht um neue Klimabonus-Regionen erweitert werden kann.
Instrument für Kommunen
Für Kommunen ist der Klimabonus eine Möglichkeit, um Klimaschutz regional, wirksam und vor allem sichtbar zu gestalten.
Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung und Kooperation
Zum Konzept des Klimabonus wurden Fachartikel verfasst, die die Vorgehensweise bei der Ermittlung der CO2-Minderungen detailliert darstellen und die Projektstruktur umfassend beschreiben.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Die größte Herausforderung war wie bei anderen Projekten auch, die Corona-Pandemie, da eine Klimawährung stark von persönlichen Kontakten und dem Aufbau sozialer Beziehungen abhängt. So weit wie möglich wurde mit Telefonaten und Videokonferenzen gearbeitet, um bestehende Kontakte zu nutzen.
Anfangsschwierigkeiten gab es bei kleinteiligen Klimabonus-Aktionen. Durch die eigenverantwortliche Einbindung von Klimabonusmaßnahmen und die Automatisierung über die Klimabonussoftware konnten die Abwicklungsprobleme gelöst werden.
Produkte des Projekts
Die Tools des Klimabonus werden auf der Projektwebsite (https://www.klimabonus.info/) vorgestellt. Der CO2-Rechner kann jederzeit genutzt werden. Die Klimabonus-Kompensationsprojekte sind offen für Spenden. Leitfäden und Dokumentationen zur Nutzung der Klimabonus-Software stehen den Projektpartnern intern zur Verfügung.
Checkliste der Erfolgsfaktoren
Die Kernkompetenzen der Kooperationspartner wurden miteinander verknüpft: Dazu gehören die Erfahrungen des Chiemgauer e. V. mit der Regionalwährung Chiemgauer, die Kompetenzen des BUND Sachsen-Anhalt mit Projekten zu CO2-Senken und der Fokus der Region Burgwald-Ederbergland auf kommunale Klimaschutzkonzepte.