Verbundprojekt: Kinder planen Klima – Entwicklung eines Methodenkoffers zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an formalen und informellen klimarelevanten Planungsverfahren auf kommunaler Ebene
Methodenkoffer zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an klimarelevanten Planungsverfahren auf kommunaler Ebene
Projektnehmer
Unabhängiges Institut für Umweltfragen UfU - e.V.
Projektlaufzeit
01.12.2011 bis
30.11.2014
Projektkontakt
Fördersumme
877.051 Euro
Förderkennzeichen
03KSF023A/B/C
Förderprogramm
Stadtplanung und Schule: Jugend beteiligt sich
Die Stadtplanung von heute gestaltet unsere Lebensräume von morgen. Es ist daher nur folgerichtig, bereits die nächsten Generationen in die Gestaltung miteinzubeziehen. Und wenn es dabei um Klimaschutzaspekte geht, können Kinder und Jugendliche gleichzeitig auch ihre Sensibilität für dieses wichtige Feld schärfen.
Auf einen Blick
Das Projekt „Kinder planen Klima“ verfolgte zwei miteinander verknüpfte Ziele: Zum einen sollten die teilweise abstrakten Themen Klimawandel und Energiewende für Kinder und Jugendliche erlebbar werden. Zum anderen sollten die kommunalen Planungsprozesse und Einflussmöglichkeiten für eine junge Zielgruppe verständlich gemacht werden, so dass sich diese an den Entscheidungsprozessen beteiligen kann.
Der mit Blick auf diese Ziele entwickelte Methoden-koffer beinhaltet ein umfangreiches Angebot an Methoden, Anleitungen und Materialien und kann bundesweit von Lehrkräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Kommunen und Planungsbüros eingesetzt werden.
Ein Methodenkoffer zum Mitmachen
Der Methodenkoffer enthält einen Leitfaden als Gebrauchsanweisung, eine Box mit praktischem Werkzeug, sowie eine Material- und Methodensamm-lung. Drei Informationshefte vermitteln Basiswissen zu Klimawandel, Klimaschutz, Stadtplanung und Beteiligung. Mit dieser umfassenden Ausstattung empfiehlt sich der Koffer zum direkten Einsatz in Beteiligungsprojekten und im Unterricht. 600 Koffer wurden an interessierte Nutzerinnen und Nutzer vergeben. Die meisten wurden von Schulen und außerschulischen Einrichtungen bestellt, die damit junge Erwachsene an klimarelevante Planungen heranführen wollten.
Vier Pilotprojekte – eine Haltung: Jugendliche ernst nehmen
Der Methodenkoffer wurde anhand von Pilotprojekten erprobt. Es handelte sich dabei um sehr unterschiedliche Planungsverfahren in Berlin, Eberswalde und Heidelberg. Bei konkreten Aufgabenstellungen zur Neugestaltung eines Platzes, zur Neuplanung eines ehemaligen Güterbahnhofsgeländes oder zur Durchführung eines Jugendklimagipfels setzten sich die jungen Planerinnen und Planer mit Fragestellungen und Zielkonflikten auseinander, die sonst nur von Erwachsenen behandelt werden. Die ausführliche Erprobung in der Pilotphase endete 2013.
Die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten einer Soko Klima
Im Rahmen des Projektes wurde in Heidelberg die Methode „Jugendklimakonferenz“ entwickelt. Zwei Tage lang diskutierten 30 Jugendliche zwischen 13 und 22 Jahren aus 12 Schulen über umweltpolitische Themen – unterstützt von Fachleuten der Stadt, des Projektteams und von Umweltverbänden. Ihre abschließenden Forderungen zum Einsatz erneuerbarer Energien oder zur Regionalisierung präsentierten sie dem Heidelberger Oberbürgermeister sowie dem Gremium, das den Heidelberger „Masterplan 100% Klimaschutz“ begleitet. In Berlin und Eberswalde wurden Module für Unterricht und Projekttage auf die ausgewählten Planungssituationen vor Ort ausgerichtet. Eine neunte Klasse und ein Leistungskurs befassten sich mit der Platzgestaltung eines früheren Güterbahnhofsgeländes.
Möglich war dies unter anderem durch engagierte Lehrkräfte und eine vorherige Abstimmung mit den Bezirksverwaltungen. Dabei kamen spannende Rate-, Rollen-, und Positionierungsspiele, aber auch Diskussionen, Interviews, sowie Gruppen- und Einzelaufgaben zum Einsatz.
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Was sollte das Projekt erreichen?
Das Projekt zielte darauf ab, das Klimabewusstsein bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Lehrkräften und Beschäftigten der Verwaltung weiterzuentwickeln. Das Projekt wollte die jungen Klimaschützerinnen und Klimaschützer befähigen, ihre Interessen zu formulieren und Planungen an den Wohnorten zukunfts- und klimasensibel mitzugestalten.
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Was hat das Projekt erreicht?
Im Rahmen des Projekts wurden Materialien zu Klimathemen, kommunalen Planungsabläufen und Beteiligungsmöglichkeiten entwickelt und in vier Pilotprojekten erprobt. Daraus entstanden ist der Soko Klima Methodenkoffer, der bundesweit in Schulen und auch außerschulisch eingesetzt wird. Der Soko Klimakoffer mit Werkzeugen, Methoden, inhaltlichen Projektvorschlägen und thematischen Arbeitsmaterialien erleichtert es Bildungseinrichtungen, Planungsbüros, zivilgesellschaftlichen Organisationen und kommunalen Planungsämtern Kinder und Jugendliche an klimarelevanten Planungsprozessen zu beteiligen.
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Wie ging es weiter?
Der Methodenkoffer kann nicht mehr bestellt werden. Auf der Projektwebseite gibt es jedoch weiterhin einen Einblick in Gestaltung und Inhalt des Koffers. Einzelne Bestandteile (Informationshefte, Leitfaden, Methodensammlung, Arbeitsblätter) können bei UfU e.V. bestellt werden.
Beitrag zum Klimaschutz
Durch die entwickelten Materialien im Soko Klimakoffer können Bildungs- und Planungseinrichtungen sowie zivilgesellschaftliche Organisationen, die nachfolgende Generation in klimarelevante Planungsprozesse einbinden. Die Materialien des Koffers helfen, das Wissen zu Stadtplanung und Klimaschutz zu verknüpfen. Dies bewirkt zum Beispiel ein höheres Klimabewusstsein der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was zu einem sensibleren Alltagshandeln führt. Außerdem kann sich eine stärkere Einbindung von klimarelevanten Themen in der Schule positiv auf Lehrkräfte, Schulen und ihre Verwaltung auswirken. Nicht zuletzt kann durch die Beteiligung „klimasensibilisierter“ Kinder und Jugendlicher eine bessere Beachtung von Klimaschutzbelangen bei kommunalen Planungen gefördert werden, sodass klimafreundlichere Städte entstehen.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Klimaschutz mit Belangen aus der Alltagswelt der Jugendlichen verbinden;
- Die Arbeit und die Ergebnisse der Kinder und Jugendlichen wertschätzen;
- Schulen und Lehrerinnen und Lehrer einbinden;
- Fachleute aus den Verwaltungen und Planungsbüros frühzeitig anfragen und einbinden;
- Standardisierte altersgerechte Materialien entwickeln, beziehungsweise verwenden.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Der Einsatz des Methodenkoffers bietet sich sowohl für Lehrkräfte an Schulen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerschulischer Bildungszentren an, als auch für Verantwortliche und Angestellte der Kommunalverwaltung aus den Bereichen Soziales, Planung, Quartiersarbeit und Klimaschutz.
Verknüpfung von Klimathemen mit konkretem Erleben
Beim Thema Klimaschutz ist es unerlässlich, Kinder und Jugendliche in ihrer direkten Lebenswelt „abzuholen“, da die Themen sonst zu abstrakt sind. Für die Beteiligung und die Benutzung der Soko Klima Materialien sollten daher konkrete Vorhaben im Lebensumfeld der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählt werden. Das sind zum Beispiel Vorhaben in der Schule (Gebäudesanierung, Schulhofsanierung), im Stadtteil (Spielplatzgestaltung) oder in der Kommune (Klimaschutzkonzept, Verkehrsplanung, Siedlungsbau).
Anerkennung des Engagements
Wichtig für die dauerhafte Motivation der Kinder und Jugendlichen ist die Wertschätzung ihres Handelns. Erfahren sie seitens der Politik und der Verwaltung, dass ihre Meinungen zu klimarelevanten Entscheidungen gehört und aufgegriffen werden, bestärkt sie das in ihrem Engagement. Wichtig ist, dass die jungen Planerinnen und Planer ihre Themenfelder selbst wählen können.
Einbindung von Schulen und Lehrkräften
Schulen und Lehrkräfte sind wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren um Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Mit dem Methodenkoffer können sie im Vorfeld informiert und motiviert werden. Die Materialien erleichtern ihnen die Arbeit und tragen so zu einer größeren Bereitschaft für eine Einbindung der Themen in den Unterricht bei.
Verankerung in der Verwaltung
Kommunale Planungen wirken viele Jahre in die Zukunft. Daher ist es wichtig, dass diese Planungen den Bedürfnissen der langfristig Betroffenen und auch der Jugend entsprechen. Eine Beteiligung von Kindern und Jugendlichen kann dies leisten, wenn die Kommunalverwaltungen dafür offen und aufnahmewillig sind. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung sollten daher altersgerechte Zugangsmöglichkeiten sicherstellen. Zu diesem Rahmen gehört es auch, Informationen verständlich zu vermitteln und Fachbegriffe „zu übersetzen“. Die Benennung eines oder einer festen Verantwortlichen als Ansprechpartnerin beziehungsweise Ansprechpartner in der Verwaltung, wäre ein wichtiger Schritt.
Abstimmen der Materialien auf Alter und Thema
Wenn eigene Materialien entwickelt werden sollen, ist es wichtig, die Zielgruppe und die Verwendungsart vorab zu klären. Die Anwendung der Werkzeuge im Koffer muss den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kurz erläutert werden, ebenso die verschiedenen Methoden der Beteiligung. Die Soko Klima Materialien sind hierfür bereits erprobt und können dafür gut verwendet werden.
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