Bürgerenergiegenossenschaften als Werkzeug für den Klimaschutz
Das Webinar der Agentur für kommunalen Klimaschutz zu Bürgerenergiegenossenschaften zeigte, wie Bürgerinnen und Bürger aktiv Klimaschutz betreiben und gleichzeitig von der Energiewende profitieren können.
Auf dem Weg zur treibhausgasneutralen Kommune braucht es den Schulterschluss zwischen Kommune und der engagierten Bürgerschaft
In Zeiten volatiler werdender Energieversorgungslagen und vor den Herausforderungen des Klimawandels braucht es kreative Lösungen für Kommunen. In der Webinar-Reihe „Werkzeuge für die treibhausgasneutrale Kommune“ stellt die Agentur für kommunalen Klimaschutz (Agentur) regelmäßig praktische Projekte, Tools und Instrumente für den kommunalen Klimaschutz vor. Dieses Mal standen Bürgerenergiegenossenschaften im Fokus.
Gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern kann über die Genossenschaften Energieversorgung aus regenerativen Quellen auf lokaler Ebene unterstützt werden. Zusätzlich wird die Akzeptanz für Klimaschutz und Energiewende gesteigert. Durch Vorträge aus Bad Doberan konnten verschiedene Aspekte von der Gründung und Umsetzung einer Genossenschaft bis hin zu den Herausforderungen für die kommunale Praxis sehr anschaulich und aus erster Hand betrachtet werden:
- Wolfgang Conrad ist ehrenamtlicher Vorstand der „Energie für Menschen in Mecklenburg eG“ (EMM eG) und stellte den Gründungsprozess der Genossenschaft und die Umsetzung der ersten Energieprojekte vor.
- Tina Michel ist Klimaschutzmanagerin der Stadt Bad Doberan. Sie erläuterte die internen Prozesse und Herausforderungen der Kommunalverwaltung bei der Unterstützung der Energiegenossenschaft.
Knapp 200 Interessierte nahmen am Webinar teil, stellten viele Fragen und gaben sich gegenseitig Tipps für die Umsetzung vor Ort.
Lokale Wertschöpfung, kostengünstige Energieversorgung und echte Beteiligung durch Bürgerenergiegenossenschaften
Im November 2024 speisten die neu errichteten Photovoltaik (PV)-Anlagen der EMM eG in Bad Doberan erstmals Strom ins Netz ein. Damit war das erste große Ziel am Ende eines zweijährigen Prozesses erreicht. Das erste Treffen der Gründungsinitiative, die Gründung der Genossenschaft und schließlich die Errichtung der ersten Anlagen waren Meilensteine auf dem Weg dahin.
In Bad Doberan mündet damit regionales Engagement für den Klimaschutz in einem konkreten Energieversorgungsprojekt. Dadurch wird Wertschöpfung generiert und die Mitglieder der Genossenschaft tragen einen wichtigen Teil zur Versorgung von örtlichen Liegenschaften mit lokal erzeugter Energie bei. Sie leisten damit einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz und profitieren von der Energiewende.
Es gibt verschiedene Rechtsformen mit denen engagierte Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende teilnehmen können. In Bad Doberan hat man sich für die Gründung einer Genossenschaft entschieden, weil damit ein sicherer Rechtsrahmen bei einem kalkulierbaren finanziellen Risiko gewährleistet werden kann.
Auch in der Kommunalverwaltung braucht es Engagement
Auf den ersten Blick scheint das Modell aus Bad Doberan kompliziert. Die Kommune verpachtet die Dächer an die EMM eG, diese wiederrum baut die Anlagen und die Stadt pachtet dann die errichteten PV-Anlagen. Doch durch dieses Rückpachtmodell wird die Kommune zur Anlagenbetreiberin, was Vorteile mit sich bringt. Beispielsweise wird die erzeugte Energie durch einen Strombilanzkreis nicht nur für die Liegenschaft genutzt, auf dem die Anlagen errichtet wurde, sondern für sechs weitere Gebäude vor Ort.
Auch in Bad Doberan mussten innerhalb der Verwaltung viele Gespräche geführt werden, um alle mit ins Boot zu holen. Doch es lohnt sich. Inzwischen wird über die Pacht eines Stromspeichers nachgedacht, um die erzeugte Energie auch nachts, beispielsweise für die Straßenbeleuchtung, nutzen zu können.
Durch ein gezieltes Monitoring soll der langfristige Nutzen der Anlagen überprüft werden. An den entsprechenden Gebäuden werden Schilder und Monitore angebracht, um öffentlichkeitswirksam die Nutzung des Stroms durch die errichteten Anlagen zu veranschaulichen.
Das Praxisbeispiel aus Bad Doberan zeigt, wie kommunales und bürgerschaftliches Engagement einen echten Mehrwert für die Energiewende und den Klimaschutz leisten können.
Weitere Beispiele aus der Praxis
Während der Veranstaltung wurden viele weitere Praxisbeispiele von den Teilnehmenden genannt. Diese und viele weitere nützliche Informationen zum Thema wurden in einer Linkliste zusammengetragen. Die Vortragsfolien finden Sie in der Community.
Werkzeuge für die treibhausgasneutrale Kommune
Die Webinar-Reihe der Agentur hat das Ziel, in 90 Minuten hilfreiche Tools und Instrumente sowie spannende Projekte und Praxiserfahrungen vorzustellen, die Kommunen dabei unterstützen, bis 2045 – oder früher – die Treibhausgasneutralität zu erreichen.
- Am 26. Februar 2025 geht es in der Reihe mit dem Thema Klimachecks weiter. Tina Prietz vom Landratsamt Ludwigsburg wird wie im letzten Jahr über die Möglichkeit von Klimachecks berichten und ihre Erfahrungen aus der täglichen Arbeit damit teilen.
- Am 11. März 2025 folgt ein Werkzeuge-Webinar zu „Digitalen Lösungen für Gebäude und Energie“ bei dem aus der Verwaltungsgemeinschaft Fuchstal einen Einblick in die SmartRegion AUF gegeben wird. Dabei werden Themen wie die Gebäudeoptimierung, der digitale Zwilling und das virtuelle Kraftwerk vorgestellt.
- Am 01. April 2025 wird dann das Thema „Bauleitplanung und städtebauliche Verträge“ im Fokus eines Werkzeuge-Webinars stehen. Magnus Krusenotto vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) wird einen Input geben und Praxisbeispiele vorstellen.