Klimaschutz Kommunal: Das Ziel klar im Blick: Klimaneutral bis 2050
Mit einem integrierten Klimaschutzkonzept auf dem Weg in die Energiewende
Die Landeshauptstadt Potsdam setzt sich in Sachen Klimaschutz anspruchsvolle Ziele: Bis zum Jahr 2020 sollen die CO2-Emissionen gegenüber 2005 um 20% sinken; bis 2050 sollen in der ehemaligen preußischen Residenzstadt nur noch klimaverträgliche 2,5 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr erzeugt werden. Den Weg in diese klimafreundliche Zukunft skizziert seit zwei Jahren ein Integriertes Klimaschutzkonzept.
Potsdam hat das Ziel klar im Blick – die Stadt setzt beim Klimaschutz auf einen umfassenden Ansatz und bezieht verschiedenste Akteure und Handlungsfelder in ihre Aktivitäten mit ein. Mit ihrem Integrierten Klimaschutzkonzept – es wurde mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit erarbeitet – bündelt die Stadt zahlreiche Maßnahmen vor allem in jenen kommunalen Handlungsfeldern, in denen sie ihre ambitionierten Ziele bei Klimaschutz und Klimaanpassung am besten erreichen kann: Energie und Gebäude, Landschafts- und Umweltplanung, Stadtplanung und Stadtentwicklung, Verkehr sowie Öffentlichkeitsarbeit. 2,5 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr werden vom Umweltbundesamt als "klimaverträglich" angesehen, bis 2050 will Potsdam dieses Niveau erreicht haben.
Ganz verschiedene Maßnahmenpakete – Ein Ziel
Potsdams Integriertes Klimaschutzkonzept umfasst 99 Maßnahmen, die für die klimarelevanten städtischen Handlungsfelder zu "Paketen" gebündelt sind. Die größte Klimawirkung verspricht ein neues Energiekonzept für die Jahre 2010 bis 2030. Es sieht unter anderem vor, das Fernwärmenetz zu erweitern und zu verdichten und bei der Strom- und Fernwärmeversorgung auch Biomethan einzusetzen. Dass Potsdam mit seinen Stadtwerken das Fernwärmenetz und die zentralen Heizkraftwerke selbst besitzt, erleichtert die Umsetzung erheblich. Mit der energetischen und thermischen Sanierung von Gebäuden forciert die Stadt ihre Einsparbemühungen.
Auf Potsdams Dächern lassen sich noch viele Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen installieren – eine entsprechende "Solardachpotenzialanalyse" liefert Erkenntnisse, wie viel Solardächer zum Gesamteinsparziel in Sachen CO2-Emissionen beitragen können. Auch unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes – in Potsdam eine besondere Herausforderung – sind hier erhebliche Möglichkeiten vorhanden. Auf einer "Solardach-Webseite" können die Bürgerinnen und Bürger Potsdams individuell ermitteln, welches Solarpotenzial in ihrem Dach steckt. Ein Wirtschaftlichkeitsrechner, der regelmäßig angepasst wird, hilft ihnen dabei, die nötigen Investitionskosten abzuschätzen.
In einem Stadtentwicklungskonzept "Klimagerechte Stadt – CO2-Neutralität bis 2050/Anpassungsstrategien an den Klimawandel" fasst Potsdam seine Strategien mit Blick auf Stadtplanung und Stadtentwicklung zusammen – Stichworte hier unter anderen: kompakte Stadt weiterentwickeln, Umweltverbund im Verkehr fördern, CO2-bindende und klimaregulierende Strukturen ausbauen.
Zu den wirksamsten Maßnahmen im Handlungsfeld "Verkehr/Innovative Mobilitätsansätze" dürften das Radverkehrskonzept, der beschleunigte Wandel der Fahrzeugflotte in Potsdam und neue Mobilitätsangebote zählen, mit denen bis zum Jahr 2020 10% des privaten PKW-Verkehrs auf den ÖPNV und den Radverkehr verlagert werden sollen.
Nur schwer beziffern lässt sich, was gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu Klimaschutz und Klimaanpassung beizutragen vermag – sind doch die Wirkungen eher indirekt. Potsdams Öffentlichkeitskonzept beschreibt, wie verschiedene Verbrauchergruppen angesprochen und zu bewussterem Umgang beispielweise mit Energie motiviert werden sollen. So wird langfristig der Rückhalt in der Bürgerschaft gesichert und zugleich das Image als "Klimaschutz-Stadt" gefestigt.
Vorreiter im Klimaschutz – Vorbild für andere
Die Ausgangsbedingungen der brandenburgischen Landeshauptstadt sind hervorragend – die Aufgabe ist trotzdem eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Anreize müssen gesetzt, Menschen motiviert, viele Hürden überwunden werden – das Ganze mit langem Atem und trotz finanzieller Engpässe. Potsdam baut dabei auf regionales Know-how: Die zahlreichen in der Region ansässigen Institute, Unternehmen und Beratungsbüros vereinen einschlägige Erfahrungen und Kompetenzen. Die Federführung der Arbeitsgemeinschaft zum Klimaschutzkonzept beispielsweise hatte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, international bekannt für seine Forschungen zum Klimawandel. Ergänzt wurde die Arbeitsgemeinschaft durch 9 fachkompetente Unternehmen aus der
Region. Nach dem Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung im September 2008, ein solches übergreifendes Konzept erstellen zu lassen, und einem europaweiten Bieterverfahren 2009 wurde das Konzept von Januar bis September 2010 erarbeitet. In elf Stadtteilkonferenzen brachten die Potsdamerinnen und Potsdamer ihre Vorstellungen zu den Maßnahmen ein. Von der Stadtverordnetenversammlung schließlich am 4. Mai 2011 als Orientierungsrahmen angenommen, wird das Integrierte Klimaschutzkonzept nun Schritt für Schritt umgesetzt.
Klimaschutz ist mehr als nur "weniger CO2"
"Wir haben ambitionierte Ziele in Sachen Klimaschutz – indem wir sie zur ,Chefsache‘ mit Querschnittscharakter machen, können wir sie auch erreichen", sagt Klaus-Peter Linke von der eigens eingerichteten "Koordinierungsstelle Klimaschutz", die die Aktivitäten der Stadt abstimmt und als Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie andere Interessierte dient. Neben besseren CO2-Bilanzen und technologischen Fortschritten nimmt das Integrierte Klimaschutzkonzept – und dies ist der Stadt wie den Partnern in der Arbeitsgemeinschaft ein besonderes Anliegen – auch in den Blick, was der Klimaschutz für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung, für Kultur und Politik, für jede und jeden Einzelnen bedeutet. Potsdams Ansatz ist umfassend und sehr anspruchsvoll. Potsdam als wachsende und wirtschaftlich aufstrebende Stadt in den neuen Bundesländern stellt sich damit seiner klimapolitischen Verantwortung. Doch die Landeshauptstadt zeigt nicht nur, was möglich ist, wenn man klug auf Standortvorteile und regionales Know-how setzt – bereits die ausgewählten kommunalen Handlungsfelder, Einzelmaßnahmen und Verfahrensschritte liefern Ideen, die sich auch andernorts aufgreifen lassen.
Kommune | Landeshauptstadt Potsdam |
Bundesland & Größe | Brandenburg, 155.000 Einwohner |
Projektname | Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Potsdam |
Förderbaustein | Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts |
Projektvolumen | 270.000 Euro |
Förderquote | 80% |
Projektzeitraum | 01 bis 09/2010 |
Geplante Effekte | Einsparung von knapp 284.000 Tonnen CO2 |
Ansprechpartner/-in | Frau Cordine Lippert und Herr Klaus-Peter Linke |