Klimaschutz Kommunal: Friedrichroda
Die Stadt Friedrichroda in Thüringen bewegt trotz knapper Ressourcen viel für den Klimaschutz. Ein Highlight ist die neue effiziente Beleuchtung der Marienglashöhle, die jährlich zehntausende Touristinnen und Touristen anzieht. Susanne Widder, Energiemanagerin in der Stadtverwaltung, zeigt, wie auch in kleinen Kommunen Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden können.
SK:KK: Frau Widder, die Marienglashöhle ist ein ganz besonderer Ort. Was macht ihn einzigartig?
Susanne Widder: Wir haben das Glück, mit der Marienglashöhle ein in Deutschland einmaliges Naturdenkmal in der Stadt zu haben. In der Höhle befindet sich eine natürliche Kristallgrotte, die Bergarbeiter schon 1778 entdeckt haben – sie ist eine der größten in Europa. Das „Marienglas“, eine Art Gips, wurde dort bis 1903 abgebaut und vor allem zum Schmuck von Marienbildern und in Kirchenfenstern eingesetzt. Das Marienglas wird inzwischen nicht mehr abgebaut, aber die Höhle ist als Schaubergwerk für Touristinnen und Touristen geöffnet. Die Gäste können sich nicht nur die Kristallgrotte, sondern auch einen unterirdischen Bergsee mit einem Wasserfall ansehen und erfahren viel über die Naturgeschichte Thüringens.
SK:KK: Spannend! Aber wie passen eine hundert Jahre alte Kristallgrotte und ein Schaubergwerk mit dem Thema Klimaschutz zusammen?
Susanne Widder: Das passt sehr gut zusammen. Unter Tage kommt es auf eine gute Beleuchtung an, vor allem in einem Schaubergwerk. Unsere alte Anlage war verschlissen. Für die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen waren wir auf Unterstützung angewiesen. Die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums hat die Planung einer modernen, energieeffizienten und klimafreundlichen LED-Beleuchtung mit rund 26.000 Euro gefördert. Auch unser Stadtrat war mit im Boot und hat Mittel für die Modernisierung bewilligt. Das Licht unter Tage ist jetzt viel angenehmer und heller, was zugleich die Sicherheit erhöht.
SK:KK: Was bedeutet diese Maßnahme für den Energieverbrauch?
Susanne Widder: Wir haben dank der Investition den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß der Beleuchtungsanlage minimiert. Der Energieverbrauch ging von rund 29.500 kWh pro Jahr auf 1.200 kWh zurück – das sind mehr als 95 Prozent! In den nächsten 20 Jahren sparen wir so 540 Tonnen CO2 ein.
SK:KK: Dabei ist die Investition in der Marienglashöhle nur ein Baustein von vielen. Der Klimaschutz spielt auch für den Tourismus in Friedrichroda eine große Rolle. Wie eng sind beide verknüpft?
Susanne Widder: Für Friedrichroda ist der Tourismus sehr wichtig, vor allem der naturorientierte Urlaub. Dank der besonderen Umwelt- und Urlaubsqualität haben wir 2018 das Prädikat „Heilklimatischer Kurort der Premium-Class“ bekommen: als erster Ort in den neuen Bundesländern. Für uns war das ein lang angestrebter Meilenstein. Die Beleuchtung in der Marienglashöhle zu modernisieren und auf LED umzustellen, war auch dafür wichtig. Mit rund 60.000 Gästen, die jährlich ins Bergwerk kommen und dort auch Konzerte besuchen können, ist die Höhle ein großer Anziehungspunkt für die Touristinnen und Touristen – und wir machen gleich am Eingang auf die Investition für den Klimaschutz und die Förderung durch die NKI aufmerksam.
SK:KK: Friedrichroda ist mit gut 7.400 Einwohnerinnen und Einwohnern eine Kleinstadt, es gibt keine Stelle speziell für das Klimaschutzmanagement. Dennoch werden viele Klimaschutzprojekte auf den Weg gebracht. Sie selbst übernehmen bei vielen Projekten wichtige Aufgaben. Wie wuppen Sie das alles?
Susanne Widder: Ich habe beim Klimaschutz nicht nur die positiven Folgen für Natur und Umwelt im Blick, sondern auch die Vorteile für unsere Stadt. Wir können effizienter und wirtschaftlicher werden. Der Energieverbrauch sinkt, das spart Geld und eröffnet uns neue Spielräume. Ich habe mich schon von 2013 bis 2015 zur kommunalen Energiemanagerin weiterbilden lassen. Da mein Aufgabenbereich in der Bauverwaltung den kommunalen Hoch- und Tiefbau in Friedrichroda umfasst, beinhaltet dies auch die energetisch sinnvolle Umsetzung von Neubau- und Sanierungsmaßnahmen. Mir liegt der Klimaschutz sehr am Herzen!
SK:KK: Friedrichroda hat noch viel vor. Was steht auf der Klimaschutzagenda, welche weiteren Projekte planen Sie?
Susanne Widder: Wir wollen die Wasserpumpentechnik in der Marienglashöhle auf hocheffiziente Pumpen umstellen und nach der Innen- nun auch die Außenbeleuchtung optimieren. Zugleich rüsten wir sukzessive die Straßenbeleuchtung auf LED um. Auch bei der E-Mobilität kommen wir voran: Seit dem vergangenen Jahr können die Beschäftigten der Stadt mit einem E-Bike dienstlich unterwegs sein und wir planen Ladestationen für E-Bikes in unserem Stadtgebiet. Eine Ladestation für Elektroautos gibt es bereits.
Auf einen Blick
Antragsteller |
Stadt Friedrichroda |
Bundesland | Thüringen |
Projekte im Rahmen der NKI geförderten Klimaschutzstelle |
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Modernisierung der Beleuchtung, der Sicherheitsbeleuchtung und der Steuerung |
Projektzeitraum: 11/2017–07/2018 |
Ansprechperson |
Susanne Widder Telefon: 03623/330121 E-Mail: widder@friedrichroda.de |