Klimaschutz Kommunal: Hameln im hier und heute: Mit dem Fahrrad in eine klimafreundliche Zukunft
Klimaschutz-Teilkonzept zum Radverkehr erschließt der Weserstadt gleich mehrere Vorteile
Hameln, als Stadt der Rattenfängersage und der Weserrenaissance bekannt und idyllisch an Weser und Deutscher Märchenstraße gelegen, kann auch ganz anders: vorwärtsgewandt, fortschrittlich, initiativstark. Die touristisch so attraktive niedersächsische Mittelstadt setzt auf eine umweltfreundliche, nachhaltige Stadtentwicklung und fahrradfreundliche Mobilitätspolitik. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gewährte Hameln im Rahmen der Klimaschutzinitiative eine Zuwendung von 27.600 Euro, um ein entsprechendes Klimaschutz-Teilkonzept Radverkehr zu erarbeiten.
Hameln knüpfte bei dem Vorhaben an seinen kommunalen Verkehrsentwicklungsplan (VEP) von 1994 an. Der VEP-Baustein Radverkehr wurde aktualisiert und um wichtige Klimaschutzbelange ergänzt. Das "Projekt" – das Ausarbeiten eines Teilkonzepts zum Klimaschutz unter dem Leitmotiv "Fahrradfreundliche Stadt Hameln" – begann am 1. Oktober 2009. Ein Jahr später war das Konzept fertig und liefert seitdem Politik und Verwaltung in Hameln Entscheidungsgrundlagen zu der Frage, was mittelfristig an finanziellen und personellen Ressourcen, an Aktivitäten und Maßnahmen nötig ist, um im Bereich städtischer Mobilität (nicht nur) den Klimaschutz voranzubringen.
Keine Mär: Ein Plus an Mobilität, Klimaschutz und Lebensqualität in der Stadt
Hamelns Radverkehrskonzept ist umfassend und übergreifend angelegt. Es orientiert sich an dem Leitbild "Radverkehr als System" aus dem Nationalen Radverkehrsplan der Bundesregierung. Demnach bedarf es nicht nur einer fahrradfreundlichen Infrastruktur. Wichtig sind auch entsprechend gut ausgebaute Angebote bei Mobilitätsdienstleistungen sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Nur durch Aktivitäten in allen Bereichen lassen sich die vielfältigen Potenziale des Radverkehrs ausschöpfen, etwa das Verringern klimaschädlicher Emissionen, Vermeiden von Lärm, Feinstaub und anderen Schadstoffen, Gesundheitsförderung, Ersparnisse bei Wegezeiten, Treibstoffkosten usw. Die verbesserte Lebensqualität und die Entlastung von Mensch und Umwelt in Stadt und Land ist offensichtlich; soziale und wirtschaftliche Aspekte ergänzen das positive Bild: So eröffnet das Fahrrad als preisgünstiges, individuell und zeitlich flexibles Verkehrsmittel allen Bevölkerungsgruppen fast jeden Alters eine eigenständige Mobilität. Dass Radler den innerstädtischen Einzelhandel stärken und Fahrradtouristen im Schnitt mehr Geld vor Ort ausgeben als Autoreisende, hat sich mittlerweile vielerorts erwiesen.
Erstellt wurde das Teilkonzept im Auftrag der Stadt Hameln, Abteilung Verkehrsplanung/Straßenwesen von der Planungsgemeinschaft Verkehr (PGV) Hannover. Vorschläge und Aktivitäten vor Ort tätiger Umweltverbände wurden ebenso berücksichtigt wie Nutzerwünsche; Letztere wurden z.B. im Rahmen einer Schülerbefragung und eines begleitenden Qualitätsmanagement-Verfahrens für den Radverkehr (BYPAD) erhoben.
Verfahrensschritte für mehr Pedaltritte …
Zu Beginn des Prozesses wurden das bestehende Radverkehrsnetz, die bisherige Radverkehrsplanung und die umgesetzten Maßnahmen eingehend analysiert. Danach wurde ein Wunschliniennetz entwickelt, anhand dessen sich die Haupt- und Ergänzungsrouten inklusive touristischer Routen herleiten ließen. Es folgten Detailplanungen, Streckenbefahrungen (selbstverständlich mit dem Rad!) und Maßnahmenpräzisierungen. Radverkehrsunfälle (aus den Jahren 2007–2009) waren zu analysieren, Verkehrssicherheitsdefizite zu ermitteln und Radverkehrszählungen durchzuführen (erfasst wurden 3.336 Radfahrerinnen und Radfahrer an zwölf Zählstellen). Netzschlüssigkeit, baulicher Zustand und Wegweisungen (Beschilderungen, Markierungen) wurden geprüft. Um das Fahrradparken zu fördern und die Verknüpfung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern, wurden Daten ausgewertet und die Qualität der Fahrradparkanlagen getestet. Das Handlungskonzept enthält auch Empfehlungen zur Öffentlichkeitsarbeit, u.a. für Aktionstage, und zu Dienstleistungen (etwa einem Fahrradverleihsystem), die von anderen Akteuren als der Stadt angeboten werden können. Es wird komplettiert durch eine CO2-Emissions-Modellrechnung für die Radverkehrsentwicklung. Um wie angestrebt den Radverkehrsanteil zu erhöhen, wird überdies vorgeschlagen, Pedelecs (Fahrräder, bei denen ein Elektroantrieb den Radfahrer unterstützt) zu fördern und mehr Fahrradparkanlagen einzurichten.
… und erste Erfolge
Im Rahmen des begleitenden Qualitätsmanagement-Verfahrens BYPAD kann die Stadt nun regelmäßig und langfristig die Konzeptumsetzung überprüfen und Informationen erheben, wie sich die Qualität der kommunalen Radverkehrspolitik laufend verbessern lässt. Ein Gremium aus Hamelner Bürgerinnen und Bürgern, der Fahrradbeirat, tagt zwei- bis dreimal jährlich und befährt regelmäßig zu Prüfzwecken die Radverkehrsstrecken. Neu gegründet wurde auch eine sog. Fahrradbegleitkommission. Sie unterstützt die Stadt dabei, Maßnahmen abzustimmen und Prioritäten festzulegen. Zu den besonders engagierten Projektpartnern gehört der ADFC Hameln-Pyrmont, die örtliche Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V. (ADFC).
Begleitet wird die Umsetzung des Radverkehrskonzepts von intensiver Öffentlichkeitsarbeit inklusive Internetpräsentationen und Presseterminen. Ein eigens entwickeltes Logo macht die "fahrradfreundliche Stadt Hameln" zu einer "Marke": Es zeigt einen (Rad-)Fahrensmann, dem zwei Ratten – und damit die "Stadtkinder", sprich Stadtbürger – in eine sicherlich bessere Zukunft folgen als ihre sagenhaften Vorgänger...
Christine Tegtmeier, die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Hameln, sieht denn auch schon Anzeichen für den Erfolg der Hamelner "Radpolitik": "Nach ersten Zählungen nimmt der Radverkehr bei uns in Hameln leicht zu. Wir wollen dies durch die systematische Förderung weiter verstärken, so dass vermeidbare Pkw-Fahrten immer häufiger durch Radfahrten ersetzt werden. Dadurch schonen wir nicht nur die Umwelt sondern haben auch soziale und wirtschaftliche Vorteile."
Bereits nach so kurzer "Laufzeit" des Klimaschutz-Teilkonzepts Radverkehr zeigt sich: Die konzeptionelle Arbeit ist so überaus wichtig, weil sie einen konsistenten, inhaltlich und zeitlich aufeinander abgestimmten "Fahr"-Plan entwirft – als Grundlage für die Politik, um Prioritäten festzulegen und Finanzmittel bereitzustellen; als Handlungsrahmen für die Verwaltung, um Maßnahmen zu planen und umzusetzen; nicht zuletzt als eine Art "Dynamo" für die Bürgerinnen und Bürger, um zum Radfahren zu animieren und das Bewusstsein für eine städtische Mobilität zu schaffen, die vor allem dem Klima, der eigenen Gesundheit und der Lebensqualität aller Stadtbewohner zugutekommt.
Kommune | Stadt Hameln, Landkreis Hameln-Pyrmont |
Bundesland & Größe | Niedersachsen – Weserbergland, 58.376 Einwohner (Stand 31.12.2011) |
Projektname | Fahrradfreundliche Stadt Hameln 2010 |
Förderbaustein | Teilkonzept zum Klimaschutz |
Projektvolumen | Konzepterstellungskosten von 47.481 Euro |
Förderquote | Bundeszuwendung von 27.600 Euro |
Projektzeitraum | 09/2009 bis 09/2010 |
Realisierte Effekte | Einsparungen pro Jahr und Einwohner von rund 0,34 t CO2 bzw. 2.891 t CO2 pro Jahr absolut bis 2020 |
Ansprechpartnerin Klimaschutz |
Frau Christine Tegtmeier – Klimaschutzbeauftragte der Stadt Hameln |
Ansprechpartner Öffentlichkeitsarbeit |
Herr Thomas Wahmes – Pressesprecher der Stadt Hameln, |