Klimaschutz Kommunal: Hansestadt Anklam
Hansestadt Anklam: Mit moderner Wärmeversorgung zu altem Glanz
Wenn die Wärmeversorgung bei der Stadtplanung einen entscheidenden Stellenwert einnimmt, dann kann sich das auch optisch überraschend positiv auswirken. Ein spannendes Beispiel dafür ist die Hansestadt Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Deren im Zweiten Weltkrieg zerstörte historische Innenstadt erstrahlt seit kurzem wieder in altem Glanz. Dank der effektiven Wärmeversorgung auf Basis regenerativer Energiequellen mussten die Architekten nur wenige gestalterische Kompromisse eingehen. Entscheidende Planungsgrundlage für die Neubebauung der Hansestadt ist ein Klimaschutzkonzept, welches das Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert hat.
Die historische Innenstadt von Anklam war mit Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört. In den darauffolgenden Jahrzehnten bestimmten vor allem DDR-Plattenbauten das Stadtbild. Doch auch diese sind inzwischen in der Minderheit und werden seit einigen Jahren durch altstadtgerechte Neubauten ersetzt, die auf die zerstörten Vorkriegsbauten mit ihren Giebeln der Backsteingotik und des Barock sowie Fachwerkhäuser Bezug nehmen. Der Neubebauung voran ging eine genaue Planung der künftigen energetischen Versorgung der kompletten Hansestadt.
Entscheidende Weichenstellung durch Klimaschutzkonzept
„Den stadtpolitischen Rückhalt für sämtliche Planungen unter Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten haben wir durch das im März 2015 verabschiedete Integrierte Klimaschutzkonzept erhalten“, erklärt Sylvia Thurow, Fachbereichsleiterin im Referat für Bau, Stadtplanung und Immobilienmanagement und verantwortlich für das Thema Klimaschutz in der Stadtverwaltung der Hansestadt. „Mit dem Klimaschutzkonzept haben wir unter anderem festgelegt, dass die Fernwärmeversorgung absolute Priorität in der Stadtentwicklung von Anklam hat“, so die Fachbereichsleiterin.
Optimale Versorgung durch Fernwärme
Die komplette Ostseite der Innenstadt wurde inzwischen neu bebaut. Parallel dazu wurde auch die Fernwärmeleitung um rund 1,7 Kilometer bis zum Anklamer Marktplatz erweitert, so dass sämtliche Neubauten sowie einige Bestandsimmobilien mit Fernwärme versorgt werden können. Während bis Ende 2015 die Wärme noch ölbasiert erzeugt wurde, konnte das Heizkraftwerk in einem ersten Schritt auf Erd- und Biogas umgestellt werden. Bis 2017 ist der Umbau auf Kraft-Wärme-Kopplung vorgesehen. Auch eine weitere Verlängerung der Fernwärmeleitungen ist bereits geplant.
„Mit Fernwärme besteht in Anklam nicht nur der Vorteil, dass die Häuser optimal mit Wärme versorgt werden können, sondern auch, dass eine ansprechende Architektur umgesetzt werden kann. Durch den niedrigen Primärenergiefaktor sind bauliche Kompromisse – etwa in Bezug auf die Fassadendämmung sowie Fenster- und Dachgestaltung – möglich, die sonst nicht denkbar gewesen wären. „Auf diese Weise kann das Stadtbild weitestgehend im historischen Stil rekonstruiert werden“, erklärt Volker Broekmans von dem überregionalen Beratungsunternehmen, das Anklam während und nach Fertigstellung des Klimaschutzkonzeptes beratend zur Seite steht.
Energetische Belange spielen auch bei der Sanierung der ehemaligen Nikolaikirche eine entscheidende Rolle. Die Nikolaikirche war mit ihrem 103 Meter hohen Turm eines der wenigen Zeugnisse aus der 750 Jahre zurückliegenden Gründungszeit Anklams, bevor die Kirche im Zweiten Weltkrieg ebenfalls zerstört wurde und über 50 Jahre hinweg verfiel. Bis 2020 soll das Kirchengebäude nun vollständig saniert werden und dann das Otto-Lilienthal-Museum beherbergen. Der Flugpionier lebte unmittelbar neben der Kirche.
Klimaschutz als Standortvorteil
„Mit der ökologischen Neuausrichtung der Stadt sind wir auf einem guten Weg, Anklam sowohl für seine Bürgerinnen und Bürger als auch für Touristen zu einem attraktiven Standort zu machen und langfristig die CO2-Emissionen erheblich zu senken“, ist sich Sylvia Thurow sicher.
Auf einen Blick
Antragsteller |
Hansestadt Anklam |
Bundesland |
Mecklenburg-Vorpommern |
Geförderte Projekte im Rahmen der NKI |
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Integriertes Klimaschutzkonzept |
Projektzeitraum: 12/2013 – 02/2015 |
Ansprechperson |
Hansestadt Anklam Tel: 03971 – 835 221 Mail: s.thurow@ anklam.de |