Klimaschutz Kommunal: Oranienburg – Hennigsdorf – Velten: Mit vereinten Kräften für mehr Klimaschutz
Die drei brandenburgischen Städte bauen ein regionales Kompetenzzentrum Klimaschutz auf
Oranienburg, Hennigsdorf und Velten, im Kreis Oberhavel nördlich von Berlin gelegen, bilden einen von 15 Regionalen Wachstumskernen (RWK) in Brandenburg. 2009 bis 2010 hatte das Städtetrio bereits einen integrierten, gemeindeübergreifenden Fahrplan für den Klimaschutz erarbeitet. Mit Bundesförderung bauen die drei Städte nun ein gemeinsames Kompetenzzentrum Klimaschutz auf. Die neu eingestellte Klimaschutzmanagerin setzt dort ein breit angelegtes Maßnahmenpaket um und entwickelt die interkommunale Zusammenarbeit in Sachen Klimaschutz weiter.
Wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz gehen gut zusammen, das zeigen viele der Projekte, die das Land Brandenburg im Rahmen seiner Wirtschaftsförderung im "RWK O-H-V" – so die Bezeichnung des Städteverbunds – unterstützt. Mit Förderung aus der Nationalen Klimaschutzinitiative war mit dem Klimaschutzkonzept bereits 2010 ein Katalog an Klimaschutzmaßnahmen entstanden, die umzusetzen sich die drei Stadtparlamente verpflichteten. Damit sind anspruchsvolle Klimaziele gesetzt: Mit 7,1 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf wollen die drei Städte bereits 2015 die Zielmarke für Gesamtdeutschland – 7,7 Tonnen pro Kopf im Jahr 2020 – übertreffen. Bis 2020, so die Planung, sollen verglichen mit dem Basisjahr 2010 10% weniger CO2 emittiert und der Endenergieverbrauch um 4,5% gesenkt werden.
Gut gewählt: Der Fokus klimafreundliche Energieproduktion
Alle drei Städte sind historisch industriell geprägt und bis heute Sitz von – zum Teil international sehr renommierten – Unternehmen aus den Branchen Schienenverkehrstechnik, Kunststoff/Chemie, Metall, Logistik und Biotechnologie. Allein auf das Stahlwerk in Hennigsdorf mit seinem hohen Energieverbrauch entfielen im Jahr 2005 4,4 der insgesamt 12 Tonnen in der örtlichen CO2-Bilanz pro Kopf. Hier wird durch den Einsatz regenerativer Energien nun kräftig gegengesteuert: Mit einem Biomasse-Heizkraftwerk, Kraft-Wärme-Kopplung und einem Bioerdgas-Blockheizkraftwerk reduzieren sich die CO2-Emissionen bereits heute jährlich um über 37.000 Tonnen. Die Versorgung mit Bioerdgas, in der Region gewonnen, stärkt überdies die kommunale Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze. In Oranienburg wird die Treibhausgasbelastung beispielsweise durch den Einsatz von Photovoltaik (Großanlage) sowie den Neubau von Schulgebäuden (Passivhausstandard) und der Bibliothek (unter anderem Versorgung mit Wärme und Kälte über Erdsonden und Wärmepumpen) weiter gesenkt. Zu den bereits realisierten Vorzeigeprojekten in Velten gehört etwa die energetisch sanierte Sporthalle Süd.
Kosten teilen, Vorteile gemeinsam nutzen
Die Kooperation im Klimaschutz ist für alle drei Kommunen ein Gewinn – sie teilen sich Kosten und Personal und profitieren von Synergieeffekten beim Umsetzen der Maßnahmen. Geprüft werden das Ausrüsten der städtischen Fahrzeugflotte mit verbrauchsarmen Fahrzeugen, ein übergreifendes Verkehrskonzept sowie eine nachhaltige Bauleitplanung und Stadtentwicklung. Die laufende Umstellung auf Bioerdgas- und Biomassekraftwerke macht den Wachstumskern durch günstige Energiepreise zudem attraktiv(er) für Unternehmen. Eine Bürgerbefragung, Ideen- und Bürgerwerkstätten hatten die Entwicklung des Klimaschutzkonzeptes begleitet. Hier waren unter anderem gemeinschaftlich Projektvorschläge erarbeitet worden, etwa der "Klima-Oskar" für herausragende Klimaschutzbemühungen privater Akteure und ein E-Carsharing-Angebot ("RWKar").
Wo die Fäden zusammenlaufen: Die Klimaschutzmanagerin und das regionale Kompetenzzentrum Klimaschutz
Dass die Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept weiterentwickelt und dann auch in die Tat umgesetzt werden, dafür sorgt seit Januar 2013 – gefördert durch das Bundesumweltministerium im Rahmen der "Kommunalrichtlinie" – die Klimaschutzmanagerin. Sie fungiert im neugeschaffenen Kompetenzzentrum Klimaschutz der drei Kommunen als zentrale Anlaufstelle und koordiniert dort alle Klimaschutzaktivitäten des Städteverbunds, organisiert die Öffentlichkeitsarbeit, die weitere Beteiligung der Bürgerschaft und ist für die Rückkoppelung mit den Stadtparlamenten verantwortlich. "Eine besondere Herausforderung", so Klimaschutzmanagerin Rea Gielow, "besteht darin, Maßnahmen zu entwickeln, die den Regionalen Wachstumskern gemeinsam betreffen, und mit dem gemeinsamen Kompetenzzentrum Klimaschutz ein Modell für den interkommunalen Verbund im Klimaschutz zu erproben."
Kommune | Regionaler Wachstumskern Oranienburg – Hennigsdorf – Velten (RWK O-H-V) |
Bundesland & Größe | Größe Brandenburg – Kreis Oberhavel; Fläche: 217 km2 |
Einwohner | Oranienburg: rund 42.000, Hennigsdorf: rund 26.000, Velten: rund 12.000 |
Projektname | Regionales Kompetenzzentrum Klimaschutz im RWK O-H-V |
Förderbaustein | Fachlich-inhaltliche Unterstützung bei der Umsetzung von Klimaschutzkonzepten/-teilkonzepten |
Projektvolumen | rund 190.000 Euro, Eigenmittel RWK O-H-V rund 66.500 Euro. Die Personalstelle wurde in der Stadtverwaltung Oranienburg dem Baudezernat angegliedert und ist gleichermaßen für alle Verbundpartner zuständig. Die Eigenmittel werden aus dem Budget des Regionalen Wachstumskerns finanziert. Die Basis der Finanzierung und des Projektes bildet eine Kooperationsvereinbarung der drei Städte. |
Förderquote | Bundeszuwendung 65%, Zuschuss: rund 123.500 Euro |
Projektzeitraum | 01.01.2013–31.12.2015 |
Geplante Effekte | Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 10% gegenüber 2010; Festlegung weiterer Klimaschutzziele; Klimaschutz-Controlling und -Monitoring für den RWK O-H-V |
Ansprechpartnerin |
Frau Dipl.-Geogr. Rea Gielow; |