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03. Apr. 2018

Klimaschutz Kommunal: Tiergarten Nürnberg

Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat eine neue Attraktion. Das ehemalige Flusspferdhaus, das nach einer Zwischennutzung als Reptilienhaus einige Jahre leer stand, bietet seit Frühjahr 2018 perfekte Lebensbedingungen für Reptilien, Käfer und Kleinsäuger. Davon profitiert auch die Umwelt. Denn das denkmalgeschützte Gebäude wurde in ein Wüstenhaus im Passivhausstandard umgebaut. Das Bundesumweltministerium (BMU) hat die umfangreiche Sanierungsmaßnahme im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert.

Dank des "Haus im Haus"-Konzepts konnten die Standards eines Passivhauses umgesetzt werden.
© Stadt Nürnberg, Hochbauamt
Beste Lichtverhätnisse und eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung
© Stadt Nürnberg, Hochbauamt

Wüstentiere mitten in Europa zu halten, ist anspruchsvoll – insbesondere, wenn sie in einem denkmalgeschützten Gebäude von 1939 untergebracht werden sollen. Der Sand muss adäquat temperiert und befeuchtet werden und durch schwankende  Raumtemperaturen muss Wüstenklima nachgeahmt werden. Um die damit verbundenen Energieverbräuche und damit Treibhausgasemissionen gering zu halten, wurde das Gebäude umfassend energetisch saniert. Die dort entstandene afrikanische Trockenhalle zeigt, dass sich Energieeffizienz und Denkmalschutz miteinander verbinden lassen.

Rund ein Jahr dauerte die Sanierung des eingeschossigen Gebäudes mit Walmdach. Als Grundlage für die Antragsstellung beim Bundesumweltministerium sowie für die spätere Umsetzung diente ein detailliertes Energiekonzept, welches das Hochbauamt der Stadt Nürnberg von einem Architekturbüro erstellen ließ. Besonderes Augenmerk lag auf der Wärmedämmung des denkmalgeschützten Hauses mit Ziegelmauerwerk. Um dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen, wurde innenseitig ein „Haus im Haus“-Konzept mit Innendämmung realisiert. „Auf diese Weise ist es uns gelungen, die hohen energetischen Standards eines Passivhauses umzusetzen und dennoch höchste denkmalpflegerische Ansprüche zu erfüllen“, erklärt Bernhard Hebendanz, Projektleiter im Hochbauamt der Stadt Nürnberg. Um die Lichtverhältnisse zu verbessern, wurden einige Fenster bis zum Boden vergrößert und zusätzlich Fensterbrüstungen abgeschrägt. Außerdem erhielten alle Fenster im oberen Bereich Lüftungsflügel, die eine Querlüftung ermöglichen. Generell wurden sämtliche Fenster erneuert und das historische Dach neu gedeckt.

Optimale Lebensbedingungen für Wüstentiere

Auch bei der Anlagentechnik ging das Hochbauamt keine Kompromisse ein. Für den Hauptraum und die Nebenräume wurde eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung installiert. Die für die Tierhaltung erforderliche Befeuchtung des Sandbodens erfolgt über Kapillarrohre auf mehreren Ebenen. „Größte Herausforderung war dabei, dass die Installation der umfangreichen haustechnischen Anlagen auf engsten Raum erfolgen musste“, erinnert sich Hebendanz.

Die Ausstattung der Innenräume mit Sand und Pflanzen für die künftigen Bewohnerinnen lag in den Händen des Tiergartens. Der Direktor des Nürnberger Tiergartens, Dr. Dag Encke berichtet: „Die Wüstentiere fühlen sich in ihrem neuen Zuhause sichtlich wohl. Durch die energetische Sanierung konnten wir einerseits für die Tiere ein passendes Raumklima erzeugen und auf der anderen Seite den Ausstoß klimaschädigender Treibhausgase deutlich reduzieren, was für den Tiergarten Nürnberg von großer Bedeutung ist.“ Durch die Anbindung an das bereits bestehende Netz der benachbarten Hackschnitzel-Nahwärmeversorgung konnte ein Wechsel des Energieträgers vom Heizöl auf Holz realisiert werden. Durch die Heizungsumstellung sowie die Gebäudedämmung rechnet die Stadt Nürnberg mit einer CO2-Reduktion von insgesamt mehr als 90 Prozent sowie mit einer Reduzierung der Heizkosten um zirka 70 Prozent. Bei Gesamtbaukosten in Höhe von 976.500 Euro wurden die energetischen Maßnahmen durch das BMU mit rund 200.000 Euro gefördert.

Auch der Klimaschutzbeauftragte der Stadt Nürnberg, Wolfgang Müller, freut sich sehr über das Projekt, das eine enorme Breitenwirkung in der Stadt hat. Er betont: „Ohne die Förderung des BMU wäre es nicht möglich gewesen, diesen hohen energetischen Standard umzusetzen. Die richtungsweisende Sanierung eines Gebäudes im Denkmalschutz hin zu einem Passivhaus dient nicht nur für die eigenen Gebäude der Stadt als Vorbild, sondern auch für Besitzerinnen und Besitzer privater Wohnhäuser.“ Das Fazit von Müller ist überaus positiv: „Die Sanierung erfüllt höchste Ansprüche in puncto Energieeffizienz und hierdurch Klimaschutz.“

Auf einen Blick

Antragsteller

Stadt Nürnberg

Bundesland Bayern
Geförderte Projekte im Rahmen der NKI

Ausgewählte Maßnahme:
Energetische Sanierung des Wüstenhauses

Projektzeitraum:
08/2016 – 03/2018

Ansprechpersonen

Bernhard Hebendanz
Stadt Nürnberg
Hochbauamt der Stadt Nürnberg
Marientorgraben 11
90403 Nürnberg
Tel. 0911/231-4265
E-Mail:
Bernhard.hebendanz@stadt.nuernberg.de