Klimaschutz Kommunal: Uslar
Uslar bahnt den Weg zur Klimaneutralität
In der niedersächsischen Kleinstadt Uslar hat der Klimaschutz schon lange einen hohen Stellenwert. Bereits 1998 hat die Stadt die Initiative für einen kommunalen Nachhaltigkeitsprozess ergriffen und es bildeten sich lokale Agendagruppen. Mit der Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes – gefördert vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative – konnte die Stadt nun weitere strategische Weichen für ihr zukünftiges Engagement im Klimaschutz stellen. Und damit auch für die Attraktivität der Stadt als Wohnort und Reiseziel.
Bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts war Uslar vor allem für seine Möbelindustrie bekannt. Bis zu 3.000 Menschen arbeiteten zu dieser Zeit in einer der drei Möbelfabriken – es herrschte Vollbeschäftigung. Seit dem Zusammenbruch der Möbelindustrie in den 1970er Jahren durchlebt Uslar jedoch einen Strukturwandel. Die Arbeitslosenquote ist hoch und die Einwohnerzahl nimmt seit Jahren ab. „Umso wichtiger ist, dass wir die Attraktivität Uslars als Wohnort und touristisches Ziel erhalten. Und das können wir nur tun, wenn wir uns den Herausforderungen des Klimaschutzes stellen“, erklärt Ralf Mohr, verantwortlich für das Thema Klimaschutz in der Stadtverwaltung Uslar.
In Uslar wird immer mehr Erneuerbare Energie gewonnen und effizient genutzt“, weiß Mohr und hebt dabei die langjährige Tätigkeit des Agenda-Arbeitskreises „Intelligente Energienutzung“ hervor. In den vergangenen Jahren wurden zum Beispiel mehrere kleine Wasserkraftanlagen reaktiviert. Außerdem speisen vier Windkraftanlagen Strom in das öffentliche Netz und viele der landwirtschaftlichen Gebäude sind mit Solarstromanlagen bestückt.
Beteiligung unterschiedlicher Akteure
„Die Erstellung eines umfassenden Klimaschutzkonzeptes war der nächste logische Schritt, um den weiteren Weg der Stadt zur Klimaneutralität zu bahnen“, so Mohr. Besonderen Wert legte die Stadtverwaltung darauf, die Erstellung des Konzeptes nicht allein in die Hände des Braunschweiger Fachbüros zu geben, sondern auf eine kontinuierliche Beteiligung unterschiedlicher Akteure zu setzen. So wurde auf Initiative der Stadtverwaltung zunächst eine Lenkungsgruppe – bestehend aus Vertreterinnen und Vertreter der Politik, Verwaltung und Stadtwerke sowie der Agendagruppe „Intelligente Energienutzung“ – gebildet.
Kartoffelmännchen „Onkel Pelle“ wirbt für den Klimaschutz
Aber auch die Bürgerinnen und Bürger waren bei der Konzepterstellung gefragt. In einem öffentlichen Wettbewerb suchte die Stadtverwaltung zum Beispiel nach einem Slogan für das Klimaschutzengagement der Stadt. „Die Beteiligung war mit 46 eingereichten Vorschlägen wirklich überwältigend. Damit hatten wir nicht gerechnet“, freut sich Mohr. Schließlich machte „Pelle pro Planet – kleine Stadt – große Wirkung" das Rennen und damit eine Kombination aus den Vorschlägen von zwei Uslarer Gymnasialklassen. „Onkel Pelle“, ein Kartoffelmännchen, ist das langjährige Maskottchen der Ferienregion Uslarer Land.
Im Rahmen der öffentlichkeitswirksamen Auszeichnung der Gewinnervorschläge im Januar 2016 startete mit den Uslarer Energie- und Klimaschutztagen zudem eine weitere Aktion zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Neben der Ausstellung „Unser Haus spart Energie – gewusst wie“ wurde dabei auch das Theaterstück „Tatort Heizungskeller“ aufgeführt – einstudiert von den Beraterinnen und Beratern des unterstützenden Fachbüros. „Das Theaterstück war ein großes Highlight und zeigt auf amüsante und dennoch ernsthafte Art und Weise, wie viel Energie täglich verschwendet wird, Geld kostet und das Klima zusehends belastet“, erinnert sich der Klimaschutzverantwortliche.
Workshop mit dem niedersächsischen Umweltminister
Außerdem hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Energie- und Klimaschutztage die Möglichkeit, ihre Ideen in einem Workshop zur Energiezukunft Uslars einzubringen. „Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass wir Stefan Wenzel, den niedersächsischen Umweltminister als Schirmherren und sogar als Teilnehmer für die Veranstaltung gewinnen konnten“, erklärt Ralf Mohr: „Das hat die Bedeutung des Klimaschutzes in Uslar einmal mehr unterstrichen.“ Im Rahmen des Workshops mit mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden unterschiedliche Szenarien entwickelt, wie Uslar im Jahr 2050 energetisch versorgt werden könnte. „Ganz bewusst haben wir dabei auch Windrad-Gegnerinnen und -gegner hinzugezogen und aufgefordert, ihre Ideen einzubringen“, so Mohr.
Nächstes Etappenziel: Klimaschutzmanagement
„Mit dem Integrierten Klimaschutzkonzept haben wir eine sehr gute Grundlage für die strategische Stadtentwicklung geschaffen“, so Mohr. „Uslar hat gute Voraussetzungen, sich als Stadt des Energieüberschusses, des entschleunigten Wohnens und der Sommerfrische zu entwickeln“, fasst Mohr die strategische Ausrichtung zusammen.
Aktuell widmet sich die Stadtverwaltung dem nächsten Etappenziel. „Im Januar 2017 hat der Verwaltungsausschuss der Stadt Uslar beschlossen, ein professionelles Klimaschutzmanagement einzuführen“, so Mohr. Auch dabei setzt Uslar auf die Unterstützung des Bundesumweltministeriums und bereitet zurzeit einen entsprechenden Förderantrag vor.
Auf einen Blick
Antragsteller |
Stadt Uslar (113,54 km²/ 14.395 Einwohner (Stand 2015)) |
Bundesland |
Niedersachsen |
Gefördertes Projekt im Rahmen der NKI |
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Integriertes Klimaschutz-konzept |
Projektzeitraum: 01/2015 – 04/2016 |
Ansprechperson |
Stadtverwaltung Uslar Tel: 05571-307 105 http://www.uslar.de/staticsite/staticsite.php?menuid=407&topmenu=5
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