Klimaschutz Kommunal: Worms
Klimawandel in Worms – eine Stadt handelt!
Ob extreme Trocken- und Hitzeperioden, Stürme, Hoch- oder Niedrigwasser – wissenschaftliche Prognosen gehen davon aus, dass Rheinland-Pfalz zu den besonders stark vom Klimawandel betroffenen Regionen zählen wird. Grund genug für die Stadt Worms, dem Thema schon heute einen hohen Stellenwert einzuräumen. 2016 hat die Stadtverwaltung ein Klimaschutzteilkonzept „Anpassung an den Klimawandel“ verabschiedet – gefördert vom Bundesumweltministerium (BMUB) im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Bereits seit den 1990er Jahren engagiert sich Worms im Klimaschutz – und kann dabei auf die rege Beteiligung unterschiedlicher Akteure bauen. „Wir stehen zum Thema Klimaschutz in einem intensiven Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern, Gewerbetreibenden und Unternehmen“, erklärt Reinhold Lieser. Er ist Klimaschutzbeauftragter der Stadt Worms und war gemeinsam mit Katharina Reinholz, aktuell Projektmanagerin des EU-Interreg-Projekts „Climate Active Neighbourhoods“, für die Erstellung des Anpassungskonzepts zuständig. Wie bereits zuvor bei der Erarbeitung des Klimaschutz- und Energieeffizienzkonzepts der Stadt Worms 2011 setzten die beiden von Beginn an auf eine breit angelegte Akteursbeteiligung.
Interdisziplinäres Projektteam mit Unterstützung eines externen Beratungsbüros
Die Erarbeitung des Konzepts erfolgte in einem interdisziplinären Team aus Verwaltung und externen Expertinnen und Experten, Wormser Bürgerinnen und Bürgern sowie mit der fachlichen Unterstützung des Klima-Bündnis als externes Beratungsbüro. Eine Vulnerabilitätsanalyse wurde auf der Basis einer Prognosestudie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) durch das Klima-Bündnis erstellt und bildete zunächst die Grundlage für die Konzepterarbeitung. „Die Analyse macht deutlich, dass die Themen Hochwasser, Starkregen, Abwasserentsorgung, Hitze, Landwirtschaft, Biologische Vielfalt/Arten- und Biotopschutz besondere Aufmerksamkeit in Worms erfordern. Hier wird für die Stadt eine hohe Vulnerabilität prognostiziert“, fasst Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek, zuständiger Umweltdezernent, zusammen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden vier Arbeitsgruppen zu den Themen Gesundheit, Stadtplanung, Wasser und Landnutzung gebildet, in denen in jeweils zwei Workshops konkrete Maßnahmen entwickelt wurden.
Die Workshops – moderiert von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klima-Bündnis – standen allen Interessierten offen. Neben der direkten Ansprache wichtiger städtischer Akteure wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Lokalpresse eingeladen. Außerdem legten Lieser und Reinholz Postkarten mit den Terminen der Arbeitsgruppensitzungen in der Stadtverwaltung aus. Auch über eine eigens eingerichtete Internetseite wurde über das Projekt ausführlich informiert. Rund 15 Personen nahmen jeweils an den einzelnen Workshops teil. „Gemeinsam wurden 48 Maßnahmen entwickelt“, so Lieser.
Zentrales Ziel: Abstrakte Probleme greifbar machen
Insbesondere die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger aber auch der Unternehmen und Gewerbetreibenden nimmt einen hohen Stellenwert im Maßnahmenpaket ein. „Die unmittelbare Betroffenheit ist bisher noch wenig spürbar und für viele Menschen sehr abstrakt. Den Akteuren ihre – wenn auch nur potenzielle – Betroffenheit zu verdeutlichen, ist eine der größten Herausforderungen“, hebt der Bürgermeister Kosubek hervor. Seitens der Stadtverwaltung und -politik erhält das Klimaanpassungskonzept viel Rückendeckung. Sämtliche Maßnahmen wurden im September 2016 durch die politischen Gremien bestätigt und beschlossen.
„KLIK“ und „KLAK“ für Klimaschutz und Klimaanpassung
Ganz in diesem Sinne wurde für das Klimaanpassungskonzept eine eigene Marke samt Logo entwickelt, so wie es 2011 mit „KLIK – Worms ist dabei“ bereits für das Klimaschutz- und Energieeffizienzkonzept erfolgte. Im Kontext des Klimaanpassungskonzepts heißt es nun „KLAK – Worms handelt“. Mit diesen beiden Marken „KLIK“ und „KLAK“ werden nun Klimaschutz und Klimaanpassung in der Stadt beworben (www.klik-worms.de und www.klak-worms.de).
Auch erste konkrete Projekte konnten inzwischen bereits realisiert werden. So etwa das Angebot eines städtischen Gründachpotenzialkatasters (www.mein-gruendach.de/worms), das den Wormser Bürgerinnen und Bürgern Rückmeldung gibt, ob ihr Hausdach für ein Gründach geeignet ist. Diese haben vielfältige Vorteile. Sie können zum Beispiel die direkt darunterliegenden Räume im Sommer abkühlen. Außerdem kann auf diese Weise zu einer Verbesserung des Stadtklimas beigetragen werden. Denn Dachbegrünungen können Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern. Auch wird einer Aufheizung der Stadt mit ihren zahlreichen versiegelten Flächen entgegengewirkt.
Mit dem „KlimaFolgenDialog“ plant die Stadtverwaltung gemeinsam mit der Universität Kaiserslautern derzeit ein Angebot, das sich speziell an Unternehmen richtet und diese für das Thema Klimawandelfolgen sensibilisieren soll. Auch ein Projekt zur Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger zum Thema „Starkregenvorsorge“ – einem vom Umweltbundesamt (UBA) geförderten Projekt im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) in Zusammenarbeit mit zwei externen Büros - befindet sich bereits in der ersten Umsetzungsphase.
Um auch alle weiteren Maßnahmen zeitnah auf den Weg zu bringen, möchte die Stadtverwaltung eine eigene Personalstelle für das Thema Klimaanpassung schaffen – ebenfalls mit einer Förderung durch das BMUB. „Außerdem wollen wir ein Controlling einführen und sämtliche Projekte mit einer Maßnahmenevaluation begleiten“, beschreibt Lieser die geplante Vorgehensweise.
Partizipation als Schlüssel zum Erfolg
„Mit dem Anpassungskonzept sind wir einen wichtigen ersten Schritt gegangen“, resümiert Bürgermeister Kosubek und hebt vor allem den interdisziplinären Erfahrungsaustausch der Beteiligten bei der Konzepterstellung hervor. „Ich bin überzeugt davon, dass Partizipation einer der Schlüssel zum Erfolg jeglicher Konzepte ist. Eine breite, fächerübergreifende Beteiligung bei der Erarbeitung, getragen von der Verwaltungsspitze, ist die Voraussetzung für eine spätere Akzeptanz bei der Umsetzung. Insofern hat diese Art der Vorgehensweise – gegenüber einer reinen Beauftragung eines Büros – enorme Vorteile“, lautet das Fazit des Klimaschutzbeauftragten Reinhold Lieser.
Auf einen Blick:
Antragsteller |
Stadt Worms 85.619 Einwohner (Stand 31.12.2016) |
Bundesland |
Rheinland-Pfalz |
Geförderte Projekte im Rahmen der NKI |
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KLAK – Worms handelt! (Klimaschutzteilkonzept Klimaschutzmanagement (für die Umsetzung des Anschlussvorhaben Klimaschutzmanagement |
Projektzeitraum: 01.07.2015 – 30.06.2016
01.01.2011 – 31.12.2013
01.03.2014 – 30.04.2016 |
Ansprechperson |
Stadtverwaltung Worms Ludwigsplatz 5 Tel. 06241 853-3502 |