Mal nachgefragt! Interviews zu Herausforderungen im Klimaschutz
Neugierig, wie sich aktuelle politische Entwicklungen im Klimaschutzhandeln vor Ort widerspiegeln? Kommunen mit unterschiedlichem Background berichten exemplarisch von ihren Erfahrungen und Sichtweisen und zeigen ihr individuelles Herangehen. Die befragten Kommunen sind Mitglieder im Arbeitskreis Kommunaler Klimaschutz (AKK).
Konkret geht es um vier Themenbereiche. Wie ist Klimaschutz in der Kommune verankert, und wo zeigt er Wirkung? Wo zeigen sich Auswirkungen der aktuellen Klimapolitik auf den Arbeitsalltag? Welche Bedeutung hat die klimaneutrale Wärmeplanung für den Klimaschutz? Haben die Bereiche Personal und Finanzen ihre Haltung zum Klimaschutz nachhaltig verändert?
Wolfgang Müller, Klimaschutzbeauftragter im Stab Klimaschutz der Stadt Nürnberg
Die Devise muss heißen: „dranbleiben“ auf jeder Ebene
Nachdem die letzte THG-Bilanzierung auf Bundesebene sehr positiv ausfiel, ist zu befürchten, dass nun die Anstrengungen in den einzelnen Sektoren etwas nachlassen. Dabei ist es genau jetzt wichtig, die Anstrengungen zu forcieren, denn die Herausforderungen sind nach wie vor immens. Klare gesetzliche Rahmenbedingungen im Bereich energetische Gebäudesanierung und beim Einsatz von erneuerbaren Energien wären deshalb von großer Bedeutung für den Klimaschutz vor Ort.
Manuela Schöne, Klimaschutzmanagerin im Landkreis Oldenburg
Gefragt wie nie: Klimaprojekte für Schulen
Besonders eindrucksvoll manifestiert sich der Umschwung pro Klimaschutz in einem deutlich verstärkten Interesse der Schulen an den Angeboten des Landkreises. Hier herrscht geradezu Aufbruchsstimmung. 2019 war die angebotene "Gradwanderausstellung" der Deutschen Klimastiftung des Klimahauses Bremerhaven der absolute Renner. Auch zwei Schulen, die angefragt wurden, ob sie beim neuen Landkreisprojekt "Schulwald" mitmachen würden, sagten ohne Einschränkungen sofort zu.
Michael Leischner, Bereichsleiter Klima, Luft und Lärm im Umweltamt der Stadt Dortmund
Klimaneutralität 2035 ist nur mit kontinuierlichem Monitoring erreichbar
Das "Handlungsprogramm Klima-Luft 2030" hat eine klare Monitoring-Strategie: Alle zwei Jahre erfolgt eine sektorale CO2-Bilanzierung. So sollen im Sinne der Vorwärtsbetrachtung die CO2 Äquivalente überprüft werden, um die Gesamtsituation der Treibhausgase dazustellen. Im Aufbau befindet sich ein Controlling-System, das die Schritte der einzelnen Handlungsfelder ständig auswertet und aufzeigt, wo nachgesteuert werden muss, um das Ziel Klimaneutralität 2035 zu erreichen.
Heike Hollerbach, Leiterin Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz der Stadt Offenbach
Langjähriger „Bestseller“: kostenfreie Energieberatung
Bereits seit zehn Jahren führt die Stadt Offenbach kostenlose Energieberatungen für Bürger*innen durch. Während zunächst ein stadtteilbezogener Ansatz verfolgt wurde, liegt der Fokus mittlerweile auf Quartiersebene. Im Rahmen eines 2021 gestarteten Projektes werden in verschiedenen Quartieren Büros installiert und Quartiersmanager*innen eingesetzt. Zu den Aufgaben gehören die Sammlung von energiebezogenen Daten für das Quartier sowie die Ansprache privater Hausbesitzer*innen vor Ort.
Stephan Latzko, Klimaschutzbeauftragter der Hansestadt Stralsund
Die Menschen müssen im Klimaschutz kontinuierlich mitgenommen werden
Die Sensibilisierung der Bürger*innen spielt nach wie vor eine wichtige Rolle, um Energie einzusparen und das Klima zu schützen. In der Bürgerschaft ist die Diskussion zu Klimaschutzaktivitäten konstruktiver geworden. Dabei leistet die Unterstützung des Oberbürgermeisters einen wichtigen Beitrag.
Bernd Kunz, Bürgermeister der Ortsgemeinde Schnorbach
Der Ausbau von Windkraft hat auf dem Land nicht nur Freunde
Klimaschutz wird in der kleinen Ortschaft als Querschnittsaufgabe gesehen und umgesetzt. Die größten Herausforderungen stellen sich dabei im Zusammenhang mit den langen Zeiträumen für die Planung und Umsetzung von PV-Freiflächen- und Windkraftanlagen, was auch mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten und Beteiligungen der Akteure zusammenspielt. Durch die Antiwindkraftbewegung wird der Ausbau der Gewinnung von Energie durch Wind erschwert. Aktuell konzentriert sich daher der Ausbau der Erneuerbaren auf die Installation kleinerer PV-Freiflächenanlagen.
Hintergrund:
Die Interviewreihe „Mal nachgefragt“ findet im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten NKI-Projektes „Erfolgsmodell Klimaaktive Kommune – Vorbilder identifizieren, kommunizieren, replizieren“ statt. (Im Jahr 2022 im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten NKI-Projektes „Klimaaktive Kommunen – Ideenpool und Wegweiser“.) Befragt werden ausgewählte Mitgliedskommunen des bundesweiten Arbeitskreises Kommunaler Klimaschutz (AKK). Der AKK besteht überwiegend aus Vertreter*innen aus Preisträgerkommunen des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 „Kommunaler Klimaschutz“), Vertreter*innen der kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund sowie dem organisierenden und fachlich begleitenden Deutschen Institut für Urbanistik. Der Arbeitskreis beschäftigt sich mit Themen rund um den kommunalen Klimaschutz. Mit verschiedenen Veröffentlichungen gibt der Arbeitskreis konkrete Hinweise zu aktuellen Fragestellungen. Zielgruppen sind die Verwaltungen in Kommunen ebenso wie Entscheidungsträger*innen auf politischer Ebene.
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