Nachlese Praxiswerkstatt Ravensburg: „Klimagerechte Heimat für Geflüchtete“ (22.3.2017)
Die Aufnahme von geflüchteten Menschen stellt viele Kommunen vor große Herausforderungen. Dringlichkeit und ein hoher Kostendruck sind dabei häufig die Rahmenbedingungen, unter denen die Städte, Gemeinden und Landkreise die Unterbringung und Integration der Geflüchteten meistern müssen. Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen unter diesen Voraussetzungen häufig hinten an. Doch es geht auch anders: Die Kommunen Ravensburg und Nieder-Olm zeigen mit ihren innovativen Projekten, wie sich die Themen Unterbringung bzw. Wohnen, Integration und regionale Wertschöpfung mit Klimaschutzzielen und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Am 22. März 2017 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen kommunalen Ressorts und Akteure sozialer Einrichtungen auf Einladung des Difu zu einer Praxiswerkstatt in Ravensburg, um sich zu diesen Themen auszutauschen.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch ein Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Ravensburg Dr. Daniel Rapp, anschließend folgten zwei Impulsvorträge zu den guten Beispielen aus Ravensburg und Nieder-Olm. Bauamtsleiter Reinhard Rothenhäusler berichtete zunächst über klimagerechte und nachhaltige Unterkünfte für Geflüchtete in Ravensburg. Kernaspekt dieses Projekts ist die modulare Holzbauweise mit hohen Energiestandards und Solarstrom. Das Konzept verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, vom Klimaschutz über die Integration der Geflüchteten bis hin zur regionalen Wertschöpfung. In der Verbandsgemeinde Nieder-Olm hat die Klimaschutzmanagerin Tatiana Herda-Munoz (mittlerweile Masterplanmanagerin 100 % Klimaschutz in Mainz) mit dem Projekt „WohnScouts“ einen innovativen Lösungsansatz entwickelt, um neu ankommenden Migrantinnen und Migranten klimarelevantes Wohnverhalten nahebringen.
Im Anschluss an die Vorträge traten die 21 Teilnehmenden in zwei Gruppen in einen moderierten Austausch. An den beiden Thementischen standen Frau Herda-Munoz und Herr Rothenhäusler zur Verfügung, um gemeinsam mit den Teilnehmenden strategische Planungsschritte für ähnliche Projekte zu erarbeiten, Herausforderungen und Lösungen zu diskutieren sowie mögliche Kooperationspartner zu benennen. Zentrale Aspekte der Diskussion am ersten Thementisch „Klimagerechte und Nachhaltige Unterbringung von Geflüchteten“ waren die Akzeptanz in der Bevölkerung durch die aktive Unterstützung des Vorhabens durch die Verwaltungsspitze und das Hervorheben der Vorteile durch langfristige (Um-)Nutzbarkeit und Betriebskosteneinsparungen („Investition statt Kosten“). Am zweiten Thementisch „Wohn-Scouts“ wurden u.a. die exakte Zielgruppenanalyse innerhalb der Kommune sowie die Verstetigung und Transparenz als wichtige Erfolgsfaktoren für die Initiierung eines solchen Projekts erarbeitet.
Die Teilnehmenden zeigten sich sehr zufrieden mit den neuen Impulsen, die sie aus der Veranstaltung mitnehmen konnten und freuten sich insbesondere über die Möglichkeit des interdisziplinären Austausches mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ressorts.