Stadt Borken
40.000 Euro Preisgeld für das Projekt „Vom Fabrikgelände zum klimagerechten Neubaugebiet“
Die Auszeichnung wurde für die klimagerechte Nachnutzung eines alten Fabrikgeländes vergeben: Entstanden ist ein Neubaugebiet mit einer Wärmeversorgung frei von fossilen Brennstoffen und mit einem hohem Wohnkomfort. Ein innovatives kaltes Wärmenetz macht dies möglich.
Video zum ausgezeichneten Projekt
„Die Stadt möchte beim Klimaschutz als gutes Beispiel vorangehen. Nur gemeinsam mit der Bevölkerung kann es uns gelingen, unsere natürliche Lebensgrundlage dauerhaft zu erhalten. Das Preisgeld soll aufgeteilt werden: Die Stadt strebt die teilweise Entsiegelung der Johann-Walling-Straße an und die Stadtwerke sollen Mittel für die Umstellung der Wärmeversorgung des Schwimmbades „Aquarius“ erhalten, klimafreundlich durch den Entzug von Wärme aus Trinkwasser. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, den Klimaschutz und die Klimaresilienz vor Ort zu verbessern.“
Alle Infos zusammengefasst in einem Factsheet: barrierefreies PDF zum Download
Fußbodenheizung im Sommer zur Kühlung nutzen
Als Antwort auf die hohe Nachfrage nach Baugrundstücken in der Region hat die Stadt Borken 2016 das rund 5,4 Hektar große Areal der Firma Schmeing im Ortsteil Weseke gekauft, um hier in enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Borken ein klimagerechtes Neubaugebiet zu realisieren. Das entstandene Wohngebiet zeichnet sich insbesondere durch seine klimagerechte und nachhaltige Wärmeversorgung aus. Statt fossiler Brennstoffe kommt ein innovatives kaltes Nahwärmenetz zum Einsatz, betrieben über ein unterirdisches Erdsondenfeld unter einem Spielplatz.
Umfassende Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsprüfungen hatten gezeigt, dass diese Lösung wirtschaftlicher und ökologisch sinnvoller ist als traditionelle Erdgasheizungen. In den Häusern nutzen Sole-Wasser-Wärmepumpen die Umweltenergie, die aus zentralen Erdwärmesonden über Tiefenbohrungen gewonnen wird. Das Feld befindet sich unter einem Spielplatz und hat somit einen dauerhaften weiteren Nutzen. Über eine Ringleitung wird die Umweltenergie zu den Häusern geführt. Ein spezielles Kältemittel, das bei niedrigen Temperaturen verdampft, ermöglicht die thermische Energie effizient auf das Heizungssystem der Häuser zu übertragen. Diese nachhaltige Technik reduziert den Primärenergiebedarf erheblich und schafft für Bauherren gute Bedingungen, um Fördergelder für niedrige KfW-Standards zu erhalten.
Ein weiteres Highlight: Durch die eingesetzte Technik können die Gebäude in den Sommermonaten gekühlt werden. Dann durchströmt die mit 19 Grad Celsius vergleichsweise kalte Sole die flächigen Fußbodenheizungen und entzieht dem Raum Wärme.
Seit Beginn der Erschließung des Neubaugebiets Mitte 2020 wurde ein Großteil der 65 Bauplätze verkauft und bebaut – überwiegend an junge Familien. Auch eine Seniorenwohnanlage entstand, bei der Teile eines ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden Verwaltungsgebäudes der Firma Schmeing saniert und genutzt wurden. Das kalte Wärmenetz trägt zur jährlichen Einsparung von rund 58 Tonnen CO2 bei und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Ein Modellprojekt für Borkens Zukunft
Die ersten Überlegungen zum städtebaulichen Konzept wurden bereits im Rahmen der Erstellung des „Integrierten Dorfentwicklungskonzepts Weseke 2030“ im Jahr 2012 von der Dorfgemeinschaft entwickelt. Die intensive Einbindung der Öffentlichkeit und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren aus der Verwaltung, den Stadtwerken sowie externen Fachleuten waren entscheidend für den Erfolg des Projekts.
Die Erkenntnisse aus dem Vorhaben werden für die künftige Wohnbau- und Gewerbeflächenentwicklung in Borken genutzt. Ein weiteres ökologisches Neubaugebiet wird im kommenden Jahr im Ortsteil Marbeck realisiert. Hier wird die Wärmeversorgung über Restwärme aus Abwässern realisiert.
Beide Bauprojekte unterstreichen das Engagement der Stadt Borken für nachhaltige und innovative Lösungen im Wohnungsbau: Durch gezielte Planung und die Nutzung erneuerbarer Energien wird ein bedeutender Beitrag zum Umweltschutz geleistet und gleichzeitig attraktiver Wohnraum für die Bevölkerung geschaffen. Die erfolgreiche Umsetzung der Neubaugebiete dient auch als Modell für weitere nachhaltige Stadtentwicklungen in der Region und darüber hinaus.