Energiestadt Lichtenau
40.000 Euro Preisgeld für die Sanierung der Realschule zum Klima-Campus
Die Auszeichnung wurde für die komplexe Sanierung eines Schulareals mit Realschule, Kita, Mensa und Sportanlagen unter den Gesichtspunkten Klimaschutz und Klimabildung vergeben. Durch die Sanierung zum Klima-Campus können jährlich 250 Tonnen CO2 eingespart werden, davon allein 80 Tonnen durch einen innovativen Eisspeicher.
Video zum ausgezeichneten Projekt
"Wir haben uns in der Energiestadt Lichtenau entschlossen, das Preisgeld sorgsam für Umweltschutzprojekte zu etwa gleichen Teilen zu verwenden. Zum einen soll das Klima-, Umwelt- und Energiezelt auf unserem größten Stadtfest im nächsten Jahr dadurch finanziert werden. Im Bereich der Elektromobilität sollen an exponierten Stellen Fahrradladestationen entstehen und ein Teil geht in die Jugend-Klimabildung der Schulen und Kitas. Überdies wird der Bereich Biodiversität und Photovoltaik bedient."
Alle Infos zusammengefasst in einem Factsheet: barrierefreies PDF zum Download
Eisspeicher für eine klimafreundliche Wärmeerzeugung
Spätestens im Jahr 2017 war der Stadtverwaltung von Lichtenau klar, dass der bestehende Schulgebäudekomplex umfassend saniert oder neu gebaut werden musste. Nach Abwägung verschiedener Möglichkeiten entschied sich die Energiestadt für einen nachhaltigen Umbau des Areals zum Klima-Campus. Dazu wurden Dach, Fassade und Fenster der Realschule zugunsten einer deutlich erhöhten Energieeffizienz saniert und die Wärmeerzeugung und -versorgung neu strukturiert. Das „Herzstück“ ist ein Eisspeicher, ein riesiger Wassertank unter dem Areal. Mithilfe einer Wärmepumpe wird dem Wasser Wärme entzogen, um damit die Schule zu heizen. Im Sommer kann der Prozess umgekehrt zur Kühlung genutzt werden. In Verbindung mit dezentralen Lüftungsgeräten und einer smarten Gebäudesteuerung sorgt der Eisspeicher für höchste Effizienz. Auch die Stromversorgung des Klima-Campus basiert auf erneuerbarer Energie, erzeugt durch neu installierte Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und einen nebenan gelegenen Windpark. Energieeffiziente Leuchtmittel und eine effiziente Steuerungstechnik im Gebäude gewährleisten einen reduzierten Gesamtverbrauch. Bei der Straßen- und Schulwegbeleuchtung sowie dem Flutlicht am Sportplatz kommt eine energiesparende und nutzerfreundliche LED-Technologie zum Einsatz.
Auf dem Campus-Gelände können sowohl Elektro-Mofas als auch ein neues Elektro-„Jugendmobil“ mit sieben Sitzplätzen für die Kinder- und Jugendarbeit mit erneuerbarem Strom geladen werden. Maßnahmen zur Anpassung an die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels spielten bei der Sanierung ebenfalls eine Rolle: Um Niederschläge besser abzuleiten und den angrenzenden Odenheimer Bach zu schonen, wurden die Schulhofflächen entsiegelt und terrassiert. Darüber hinaus erhielten einige Dachflächen eine Begrünung, die auch zur Speicherung von Regenwasser dient.
Klimabildung in den Schulalltag integriert
Über sämtliche Umbauphasen hinweg gab es umfassende und regelmäßige Informationen, jedes halbe Jahr stand die Baustelle zur Besichtigung offen. Dies galt für die Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft – ganz besonders jedoch für die Schülerinnen und Schüler, die sich beispielsweise als „Baureporterinnen und Baureporter“ oder in diversen Arbeitsgruppen direkt am Prozess beteiligten. In den aktuellen Schulalltag sind regelmäßige Projekte, in denen die Schülerschaft sich mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschäftigt und eigene Ideen entwickeln kann, fest eingebunden. Diese neuen Angebote tragen auch dazu bei, Interesse für Ausbildungsberufe zu schaffen, die zur Umsetzung der Energiewende notwendig sind.
Im Rahmen des Umbaus konnte das „Grüne Klassenzimmer“ reaktiviert werden und ermöglicht nun Raum für das Lernen direkt in der Natur. Um die guten Ideen am Klima-Campus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde eine Campus-Tour entwickelt, mit der Interessierte die Highlights der nachhaltigen Sanierung auf eigene Faust entdecken können. Insgesamt elf frei zugängliche Stationen zeigen interessierten Bürgerinnen und Bürgern unterschiedliche Aspekte, die durch QR-Codes und eine App selbst erschlossen werden können. Als Vorzeige- und Nachahmungsprojekt bietet der Klima-Campus Schulleitungen anderer Schulen oder Fachplanerinnen und Fachplanern gerne Führungen an.
Anstoß für die Sanierung zum „Klima-Campus“ gab auch der Wettbewerbsaufruf „Kommunaler Klimaschutz NRW“ 2018, bei dem die Stadt mit ihrem Konzept als eine Gewinnerin hervorging. Für die Finanzierung wurden verschiedene Landes- und EU-Förderungen in Anspruch genommen.