Wie sich Klimaschutz finanzieren lässt
Die Finanzierung von Klimaschutzvorhaben stellt Kommunen häufig vor Herausforderungen. Wir zeigen die gängigsten Finanzierungswege und -modelle, mit deren Hilfe Klimaschutz vor Ort möglich wird, im Überblick.
Es klingt vielleicht paradox: Um mithilfe von Klimaschutzmaßnahmen Treibhausgasemissionen und Energiekosten einzusparen, muss zuerst einmal Geld investiert werden, um eben jene Maßnahmen umsetzen zu können. Doch in vielen Kommunen fehlt dafür das Geld. Die Coronapandemie, die hohen Energiepreise und anderweitig gestiegene Kosten, etwa im Bausektor, haben die Haushaltslage vielerorts weiter verschlechtert: Klimaschutzbelange konkurrieren mit anderen Bereichen, in die ebenfalls dringend investiert werden muss, um Haushaltsmittel. Liegt gar ein Haushaltssicherungskonzept vor, scheint der Spielraum für freiwillige Aufgaben wie den Klimaschutz verschwindend gering.
Dabei lohnen sich Investitionen in den Klimaschutz vor Ort auch bei schwieriger Finanzlage – und das gleich mehrfach. Denn die positiven Effekte von Klimaschutzmaßnahmen gehen weit über den Schutz des Klimas hinaus: Sie steigern die Lebensqualität vor Ort und sorgen durch sinkende Energiekosten für finanzielle Entlastung. Gleichzeitig kurbeln klimafreundliche Investitionen die regionale Wertschöpfung an, wie sich am Beispiel der Gebäudeenergieeffizienz veranschaulichen lässt: So können durch Maßnahmen wie Gebäudedämmung und den Umbau der Wärmeversorgung von fossilen auf erneuerbare Energien klimaschädliche Treibhausgase und bares Geld eingespart werden. Die Investitionen der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer wiederum lösen finanzielle Umsätze aus, an denen in der Regel auch die lokale Wirtschaft beteiligt ist – etwa in Form fachgerechter Planung, Handwerksleistungen oder Wartungsarbeiten. Im Ergebnis verlassen weniger Finanzmittel die Region, während der Anteil solcher Gelder, die in der Kommune und Region verbleiben, erhöht wird – es entsteht regionale Wertschöpfung.
Verschiedene Finanzierungsmodelle im Überblick
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Möglichkeit 1: Eigenmittel
Eigenmittel aus dem kommunalen Haushalt sind zwar vermeintlich der einfachste Weg zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, mitunter tatsächlich jedoch einer der schwersten, wenn die kommunalen Kassen leer sind.
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Möglichkeit 2: Fördergelder
Fördermittel, Zuschüsse und Kredite ermöglichen es Kommunen, ihren finanziellen Spielraum bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erheblich auszuweiten. Dabei ist die Inanspruchnahme von Fördermitteln, die zumindest teilweise nicht zurückgezahlt werden müssen, für viele Kommunen besonders interessant. Häufig sind Fördergelder zudem eine Initialzündung für weitere Investitionen und Aktivitäten im kommunalen Klimaschutz.
Die Höhe des zu erbringenden Eigenanteils variiert je nach Förderprogramm. Um auch finanzschwachen Kommunen die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu ermöglichen, gelten für sie jedoch oft besonders attraktive Konditionen wie erhöhte Zuschüsse und reduzierte Eigenmittelanteile. Geprüft werden sollte darüber hinaus eine Kumulierung von Mitteln, das heißt die Kombination verschiedener Mittel, im in der jeweiligen Richtlinie festgelegten Umfang, wobei beihilfe- und zuwendungsrechtliche Vorgaben zu berücksichtigen sind.
Linktipps:
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Bei der Suche nach den passenden Fördermitteln helfen Ihnen der Förderkompass der NKI oder die Förderdatenbank des Bundes weiter.
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Bei Fragen zu den Fördermöglichkeiten im kommunalen Klimaschutz berät Sie das Team der Agentur für kommunalen Klimaschutz kostenfrei, individuell und passgenau unter 030 39001-170 und unter agentur@klimaschutz.de.
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Mehr zu den strategischen Überlegungen zur Kommunalrichtlinie als zentrales Politikinstrument, um Kommunen bei der Vorbereitung, Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen, lesen Sie in diesem Papier des BMWK.
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Möglichkeit 3: Contracting
Energie-Contracting ist ein wirksames Instrument, um die Energieeffizienz in Gebäuden zu steigern. Contracting senkt die Energiekosten, sorgt für einen geringeren Energieverbrauch und niedrigere CO2-Emissionen.
Mit dem Kompetenzzentrum Contracting und dem „Bund-Länder-Dialog Contracting“ hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) einen kontinuierlichen Austausch zwischen Bund, Ländern, Kommunen und relevanten Contracting-Akteuren etabliert. Im Fokus stehen die Verbesserung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, der Aufbau und die Festigung regionaler Kompetenzen sowie das Bereitstellen von Standards und Wissen zum Energiespar-Contracting (ESC).
ESC-Modellvorhaben „Co2ntracting: build the future!“
Im Rahmen des ESC-Modellvorhabens „Co2ntracting: build the future!“ haben bis 2025 bundesweit bis zu 100 Kommunen die Möglichkeit, von einer kostenfreien Umsetzungsberatung und Begleitung durch die dena zu profitieren. Diese ESC-Modellprojekte sollen anderen Kommunen und Akteur*innen Orientierungshilfe bei eigenen Sanierungsvorhaben bieten und zum Nachahmen anregen.
Orientierungsberatung
Bei einer individuellen Contracting-Orientierungsberatung erfahren Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, beispielsweise Kommunen, ob für die energetische Sanierung ihrer Liegenschaften ein Energiespar-Contracting (ESC) infrage kommt. Kommunen können sich die Orientierungsberatung mit bis zu 80 Prozent des Auftragswerts fördern lassen.
Tools & Praxishilfen
Die dena bietet neben informativen Materialien in Form von Leitfäden auch praktische Anwendungshilfen für das Contracting an, beispielsweise zum Angebotsvergleich beim Energieliefer-Contracting. Hier geht’s zu den Tools und Praxishilfen.
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Möglichkeit 4: Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP)
Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) – oder auch Public Private Partnerships (PPP) – sind vertraglich geregelte Kooperationen zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Während die öffentliche Hand bei der Umsetzung des Vorhabens die Orientierung am Gemeinwohl garantiert, übernimmt das private Unternehmen in der Regel die Verantwortung für die Durchführung der Maßnahmen, indem es sein Know-how, seine Management- und Personalkapazitäten einbringt.
Für eine Kommune als Beteiligte bedeutet dies – im Gegensatz zur vollständigen Privatisierung oder dem reinen Contracting – weiterhin Teil der Aufgabenerfüllung zu bleiben und steuern zu können. Herausforderungen, auf der anderen Seite, bestehen für die Kommunen unter anderem in der Vertragsgestaltung und -prüfung sowie in der laufenden Kontrolle während der Projektlaufzeit.
Linktipp
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Informationen und Beispielprojekte bietet der Bundesverband Public Private Partnership (BPPP).
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Möglichkeit 5: Preisgelder
Eine weitere Möglichkeit, Klimaschutz zu finanzieren, sind Preisgelder aus Wettbewerben. Im Rahmen der NKI werden verschiedene Wettbewerbe ausgerichtet, um vorbildliche Klimaschutzprojekte auszuzeichnen, ihnen Aufmerksamkeit zu verschaffen und zu weiterem Engagement zu motivieren.
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Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“: Einmal im Jahr ruft das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) Städte, Landkreise und Gemeinden auf, sich mit erfolgreich realisierten, wirkungsvollen und innovativen Klimaschutzprojekten am Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ zu beteiligen. Es winken Preisgelder von je 40.000 Euro für weitere Klimaschutzaktivitäten.
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Auch auf Ebene der Bundesländer gibt es verschiedene Wettbewerbe, in deren Rahmen herausragende kommunale Klimaschutzprojekte prämiert werden, in Niedersachsen zum Beispiel den Klimaschutzwettbewerb „Klima kommunal“.
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Möglichkeit 6: Divestment
Im Rahmen des NKI-geförderten Forschungsprojekts „Klimafreundlich Investieren – Kommunales Divestment und Reinvestment" von adelphi research gGmbH, dem Forum für nachhaltige Geldanlagen und dem Klima-Bündnis wurden Städte dazu befähigt und dabei begleitet, ihre Geldanlagen unter klimafreundlichen, nachhaltigen Gesichtspunkten zu analysieren und alternative, klimafreundliche Reinvestitionsmöglichkeiten zu nutzen – zur Wahrnehmung ihrer treuhänderischen Verantwortung und zur Stärkung des Klimaschutzes. Im Projekt sind zahlreiche hilfreiche Ressourcen für Kommunen entstanden, die sich näher mit den Themen Divestment und Re-Investment beschäftigen möchten:
Linktipps
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Möglichkeit 7: Alternative Finanzierungswege: Klimaschutzfonds, Crowdfunding und Sponsoring
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten helfen Kommunen dabei, neue Geldquellen für ihre Klimaschutzvorhaben zu erschließen und gleichzeitig Bürgerinnen und Bürger in die Aktivitäten der Kommune einzubinden. Sie eignen sich insbesondere für projektbezogene Klimaschutzmaßnahmen. Gängige Alternativen sind
- Klimaschutzfonds,
- Crowdfunding
- sowie Sponsoring.
Lesetipp
Im Fokuspapier „Klimaschutzfonds, Crowdfunding und Sponsoring“ gibt die Agentur für kommunalen Klimaschutz Tipps rund um das Thema alternative Finanzierung im kommunalen Klimaschutz.