Anschlussvorhaben Masterplan Kempten: Verstetigung und zivilgesellschaftlicher Prozess
„Wir müssen handeln, um etwas zu verändern – dies gilt auch für die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Kempten (Allgäu). Daher heißt unser Motto ‚Klima schützen – Kempten handelt‘.“ Thomas Kiechle, Oberbürgermeister der Stadt Kempten
Projektnehmer
Stadt Kempten (Allgäu)Projektlaufzeit
01.06.2016 bis
31.08.2018
Projektkontakt
www.kempten.de/de/klimaschutz.php
Fördersumme
2.612 Euro
Förderkennzeichen
03KSP006-1
Förderprogramm
Kempten im Profil
Die kreisfreie Stadt Kempten liegt im Allgäu, im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Die Stadt, deren Ortskern auf 646 Metern Höhe liegt, breitet sich an den Ufern der Iller aus und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 63 Quadratkilometern. Kempten hat circa 67.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Das Oberzentrum Kempten ist ein Wirtschaftsstandort mit Schwerpunkten in den Bereichen Metallverarbeitung, Milchwirtschaft und Dienstleistung. Die Wirtschaftsstruktur ist hauptsächlich von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Betrieben geprägt. Seit den 1970er Jahren entwickelte Kempten sich zunehmend als regionales Schulzentrum. An der 1977 gegründeten Hochschule Kempten werden etwa 6.000 Studierende in verschiedenen Bachelor- und Masterstudiengängen ausgebildet. Als wichtiger Wirtschaftsstandort in der Region hat Kempten viele Einpendler, die für die Stadt eine hohe Verkehrsbelastung zur Folge haben, da durch das ländlich geprägte Umland der motorisierte Individualverkehr eine hohe Bedeutung hat.
Kempten gehört dank der attraktiven Lage im Alpenvorland, seiner langen Geschichte sowie seiner zahlreichen kulturellen Angebote, zu den touristischen Zentren der Region.
Mit der Verabschiedung von Klimaschutz als eines von fünf strategischen Zielen der Stadt im Jahr 2009 hat Kempten den Weg geebnet, eine Vorzeigestadt in der Region in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz zu werden.
Herausforderungen im Klimaschutz
Die Transformation von einer stark durch den motorisierten Individualverkehr geprägten Stadt hin zu Schwerpunkten in der alternativen Mobilität stellt im Rahmen des Masterplans die größte Herausforderungen dar. Hier arbeitet Kempten seit 2016 eng mit dem Landkreis Oberallgäu zusammen, welcher seit 2016 ebenfalls Masterplankommune ist.
Daneben muss das Thema Gebäudesanierung weiter vorangetrieben werden. Hier ist die Stadt allerdings auf massive Veränderungen der externen Rahmenbedingungen angewiesen, um die Masterplanziele erreichen zu können.
Der Masterplan 100 % Klimaschutz in Kempten
-
Konzepterstellung und Beteiligung
Die Ausgangslage für den Masterplan bildete das integrierte Klimaschutzkonzept mit Zielformulierungen bis 2021. Der Wirtschaftssektor trug mit 44 Prozent den höchsten Anteil der CO2-Emissionen, gefolgt von Verkehr mit 32 Prozent und Haushalten mit Prozent.
Im Rahmen des Masterplans wurde der Fokus auf die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern und von Unternehmen gelegt. Bürgerwerkstätten, Visionsworkshops für Bürger, Nachhaltigkeitsforen für Unternehmerinnen und Unternehmer und der Klimaschutzbeirat der Stadt stellten die Grundlage für das Masterplankonzept dar.
Im Klimaschutzbeirat sind Energieversorger, der Zweckverband Abfallwirtschaft, die Hochschule, die regionale Energieagentur und die Verwaltung und Stadträte aus den Fraktionen als ständige Mitglieder tätig. Diese setzen den Masterplan um, indem Projekte angestoßen und Kampagnen entwickelt werden. Für Beschlüsse werden die Gremien vom Beirat beraten. Die Umsetzung von Projekten läuft über den Masterplanmanager und die Verwaltung. Unternehmen und Bürger sind über regelmäßige Arbeitsgruppen eingebunden, welche an den Beirat berichten.
Ein wichtiges Projekt im Rahmen der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern stellt die jährliche Kampagne „Sanieren mit GRIPS“ mit kostenlosen vor-Ort Beratungen zu wechselnden Schwerpunktthemen dar. Weitere Veranstaltungen sind regelmäßige Fahrradtage, die „Earth Hour“, der Energietag auf der Allgäuer Festwoche und die Allgäuer Altbautage in Kempten.
Wichtige Formate für die Einbindung von Unternehmen sind das Energieeffizienznetzwerk, der regelmäßig stattfindende Unternehmerstammtisch und der Nachhaltigkeitsstammtisch für Unternehmen.
Weiterführende Informationen:
Masterplankonzept
Masterplan Bürgerbroschüre -
Umsetzung des Masterplans
Kempten befindet sich in der Umsetzung der im Masterplan genannten Schlüsselthemen. Diese Phase gestaltet sich aufgrund politischer Hürden in den Gremien mitunter schwierig, was zu Verzögerungen führt, zum Beispiel im Baugebiet Halde Nord, einem nachhaltigen Musterquartier. Ein Mobilitätskonzept 2030 ist kurz vor der Fertigstellung mit zahlreichen Ansätzen aus dem Masterplan. Auch hier ist fraglich, ob die Vorschläge der Stadtverwaltung von den politischen Gremien akzeptiert werden, zum Beispiel sind kritische Themen hier die Beschränkungen des motorisierten Individualverkehrs im Innenstadtbereich und der Ausbau der Rad- und Fußwege auf Kosten von Straßenflächen. Die Gebäudesanierung stockt besonders im Mietwohnungsbau, da die finanziellen Anreize für Vermieter zu gering sind.
Ausgewählte Projekte
Beratungskampagne „Sanieren mit GRIPS“
Das Ziel von „Sanieren mit GRIPS“ ist es, Besitzerinnen und Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern (vor Baujahr 1995) über die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung ihrer Häuser zu informieren. So soll die Motivation erhöht werden, Modernisierungsmaßnahmen umzusetzen. Die Stadt Kempten führt die Kampagne jährlich in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren durch.
Nachhaltigkeitsnetzwerk und Energieeffizienznetzwerk für Unternehmen
Seit Anfang 2013 gibt es das „Nachhaltigkeitsnetzwerk Kempten“ als Zusammenschluss von Unternehmerinnen und Unternehmern aus Kempten, die sich gemeinsam mit Zukunftsfragen rund um den Klimaschutz und lokalen Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen.
Das „Energie-Effizienz-Netzwerk Allgäu“ ist aus dem Zusammenschluss von zwei Netzwerken entstanden: dem im Jahr 2010 gestarteten Unternehmensnetzwerk Allgäu und dem seit 2014 laufenden Energie-Effizienz-Netzwerk Kempten. Seit Anfang 2016 arbeiten nun 14 Unternehmen gemeinsam am Thema Energie sparen, Energieeffizienz, neue Produkte und Technologien. Das neu gestartete Netzwerk entspricht den Anforderungen der Initiative Energieeffizienz Netzwerk.
Schulprojekt „Energiechecker“
Was ist Energie? Wie entsteht Strom? Welche Auswirkungen hat mein Handeln auf Umwelt und Klima? Was kann jeder Einzelne für den Klimaschutz tun?
Antworten auf diese und weitere Fragen erfahren Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Jahrgangsstufe in dem speziell für die Kemptener Grundschulen entwickelten Programm "Energiechecker". Dieses wird von der Stadt Kempten in Kooperation mit dem Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ), dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) sowie dem Allgäuer Überlandwerk (AÜW) erstmals im laufenden Schuljahr 2015/16 angeboten.Weitere Schulprojekte wie fifty:fifty und die Klimaschule Hildegardis-Gymnasium werden aktiv durch die Stadt unterstützt.
-
Projektverlauf und Meilensteine
Juli 2012
Start des Masterplanprozesses
2012
Start des Masterplanmanagements
Dezember 2013
Verabschiedung des Masterplankonzeptes im Stadtrat der Stadt Kempten
Sommer 2014
Beschluss zum Aufbau einer ganzheitlichen Mobilitätsplattform
Herbst 2014
Start des Energieeffizienznetzwerks für Unternehmen in Kempten
Frühjahr 2015
Veröffentlichung der Masterplan Bürgerbroschüre
Sommer 2015
Auftakt zur Erstellung des Mobilitätskonzeptes 2030
Herbst 2015
Start der Umsetzung einer ausgewählten Maßnahme (E-Fahrzeuge für Verwaltung)
Herbst 2015
Abschluss des Quartierskonzeptes untere Bahnhofstraße (energetische Optimierungen in Handel- und Dienstleistungsunternehmen)
Frühjahr 2016
Verstetigung der Stelle des Masterplanmanagers
-
Klimaschutz in Kempten : Was bisher geschah …
Die Meilensteine im Klimaschutz in Kempten lauten wie folgt:
- 1992: Die Weltkonferenz der Vereinten Nationen als Impulsgeber für den Beginn einer nachhaltigen Entwicklung Kemptens
- 1996-2007: Lokale Agenda 21- Gruppen gestalten den Weg in eine umweltverträgliche Zukunft
- 1998: Gründung des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!)
- 1999: Einstellung eines kommunalen Energiemanagers
- 2009: "Klima schützen" als eines von fünf strategischen Zukunftszielen für das Jahr 2020
- 2011: Gründung des städtischen Energieteams, seit 2014 Klimaschutzbeirat
- 2012: Auszeichnung mit dem European Energy Award (eea); Einstellung eines kommunalen Klimaschutzmanagers
- 2013: Kempten wird Klimaschutz-Pilotkommune und Beschluss des Masterplan-Konzeptes
- 2015: Umsetzung diverser Masterplan-Projekte
-
Kompetenzen auf einen Blick
Wir haben Kompetenzen in den Bereichen:
- Erneuerbare Energien
- Energieeffiziente Gebäudebewirtschaftung und Bauen (kommunale Liegenschaften)
- Quartierskonzepte
- Beratungskampagnen für Bürger
-
Schulprojekte
Wir suchen Austausch zu:
- Akzeptanzbildung für innenstädtische Verkehrsberuhigungsmaßnahmen
- Akzeptanzbildung für den Ausbau der Radinfrastruktur
- Akzeptanzbildung für nachhaltiges Bauen bei Wohnbaugesellschaften
Bundesland |
Bayern |
Einwohnerzahl |
67.000 |
Fläche |
63 km² |
Projektleitung und Klimaschutzmanagement |
Thomas Weiß |
Webauftritt |
www.kempten.de/de/klimaschutz.php |