Anschlussvorhaben zur weiteren Umsetzung des Masterplans 100 % Klimaschutz in Burbach
„Klimaschutz muss nicht mit Verzicht einhergehen, sondern er führt zu einem Werteverständnis, das den Zusammenhalt von Dorfgemeinschaften und Belegschaften, den Erfindergeist, die Motivation, die Identifikation mit der Heimat sowie das globale Verantwortungsbewusstsein stärken kann, Gestaltungsspielräume eröffnet und die Unabhängigkeit steigert. […] Der Masterplan 100 % Klimaschutz ‚Lebenswerte Dörfer mit Energie‘ soll kein technokratisches Werk ‚für die Schublade‘ sein, sondern den Rahmen für eine zielbezogene Umsetzung unter Beteiligung der Zivilgesellschaft bilden.“ Christoph Ewers, Bürgermeister der Gemeinde Burbach
Projektnehmer
Gemeinde BurbachProjektlaufzeit
01.07.2016 bis
31.08.2018
Projektkontakt
Fördersumme
50.144 Euro
Förderkennzeichen
03KSP013-1
Förderprogramm
Burbach im Profil
Die Gemeinde Burbach umfasst neun Ortsteile mit insgesamt 15.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon leben circa 4.500 im Hauptort Burbach selbst. Die Gemeindefläche umfasst insgesamt 7.966 Hektar. Burbach ist die südlichste Kommune Westfalens, die Gemeinde grenzt zu zwei Dritteln an die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz.
Burbach gehört zur Mittelgebirgslandschaft des Siegerlandes. Diese ist durch einen hohen Waldanteil geprägt, welcher rund zwei Drittel der Gemeindefläche einnimmt. Weiterhin besitzt die Gemeinde eine besondere Bedeutung für den Naturschutz: Sie weist 31 Naturschutzgebiete, welche 16 Prozent der Gesamtfläche umfassen, und ein Europäisches Vogelschutzgebiet auf, das sich über die Hälfte des Gemeindegebiets erstreckt.
Durch die verkehrsgünstige Lage an der Autobahn 45 und eine gute Erreichbarkeit der Ballungszentren Frankfurt, Köln/Bonn und des Ruhrgebiets haben sich seit Ende der 1970er-Jahre viele mittelständische Betriebe, insbesondere des produzierenden Gewerbes, angesiedelt. Diese bieten inzwischen circa 7.000 Arbeitsplätze. Die vergleichsweise hohe Anzahl von Arbeitsplätzen gemessen an der Einwohnerzahl ist auf einen deutlichen Einpendlerüberschuss zurückzuführen.
Burbach: Herausforderungen im Klimaschutz
Für Burbach als ländliche Gemeinde im Mittelgebirge ist das Thema Verkehr eine besondere Herausforderung. Der motorisierte Individualverkehr auch auf Kurzstrecken spielt eine große Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der energetischen Sanierung, denn rund 80 Prozent aller bestehenden privaten, öffentlichen und gewerblichen Gebäude im Gemeindegebiet wurden vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung vom 01. Januar 1984 gebaut. Rund 50 Prozent der Emissionen resultieren aus der starken Wirtschaft, weshalb auch die Steigerung der Energieeffizienz in Wirtschaft und Gewerbe ein entscheidender Ansatzpunkt für den Klimaschutz ist.
Darüber hinaus ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien von großer Bedeutung. Hier ist die Gemeinde weitgehend auf Energieversorger und Projektierer aus Wirtschaft und Bürgerschaft als Investoren angewiesen.
Der Masterplan 100 % Klimaschutz in Burbach
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Konzepterstellung und Beteiligung
In der Gemeinde Burbach werden jährlich 234.000 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen (Basisjahr 2010). Die Hälfte der Emissionen resultiert aus den wirtschaftlichen Aktivitäten. Rund 21 Prozent werden von privaten Haushalten verursacht, der Verkehrssektor schlägt aufgrund der Topografie und des ländlichen Charakters des Gemeindegebiets mit 29 Prozent zu Buche.
Der Energiebedarf der Gemeinde betrug im Jahr 2010 rund 764 Gigawattstunden. 44 Prozent der Energie werden als Wärme genutzt, 29 Prozent stammt aus Kraftstoffen und der Rest wird elektrisch genutzt.
Während 2010 noch rund 128 Gigawattstunden Strom gekauft wurden, konnte der Strombezug bis 2015 auf rund 118 Gigawattstunden gesenkt werden. In den Haushalten war in diesem Zeitraum ein leichter Anstieg des Strombezugs zu verzeichnen, insbesondere im energieintensiven Gewerbe konnte der Verbrauch dagegen etwas reduziert werden. Die Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien stieg, unter anderem durch die Steigerung der installierten Leistung bei Photovoltaik um rund 66 Prozent von 2010 bis 2015, von 1,6 auf 2,2 Prozent. Dieser Anteil ist verhältnismäßig gering, unter anderem weil die vorhandenen Windenergieanlagen nicht auf Burbacher Gebiet einspeisen. Sie produzieren jährlich knapp 9.000.000 Kilowattstunden Strom.
Bei der Erstellung des Masterplans wurde darauf geachtet, eine Gesamtstrategie auszuarbeiten, die auf unterschiedlichste Bedarfe eingeht und ausreichend Spielraum in verschiedenen Handlungsfeldern bietet. Weitere Bestandteile waren auf die ortstypische Architektur abgestimmte Sanierungstipps sowie einzelne konkrete Projektempfehlungen, die das Potenzial haben, den Umsetzungsprozess voranzutreiben.
Neben einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe, die bei Bedarf zusammentritt, wurde der Verein zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e. V. gegründet. Er besteht aus Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen und soll die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Masterplan langfristig garantieren.
Mitglieder und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, Jugendliche und Unternehmen haben die Möglichkeit, sich aktiv in den vielseitig aufgestellten Arbeitsgruppen des Vereins zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e. V. einzubringen. Darüber hinaus organisiert die Gemeinde regelmäßig Informations- und Vernetzungsveranstaltungen wie zum Beispiel das Klimaforum inklusive der Zukunftswerkstätten, Energietage und das Burbacher Unternehmensnetzwerk für Ressourceneffizienz.
Weiterführende Informationen:
Integriertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept, Masterplankonzept, Klimaschutzteilkonzept „Klimafreundlicher Verkehr“, Studie zur „Nachhaltigen Nutzung der Ressource Holz als lokaler Beitrag zum Klimaschutz“ auf der Internetseite der Gemeinde Burbach -
Umsetzung des Masterplans
Im Jahr 2016 hat die Gemeinde Burbach ein Konzept zur Stärkung der zivilgesellschaftlichen Prozesse im Klimaschutz erstellt. Das Konzept zeigt auf, wie die Zivilgesellschaft durch bestimmte Projekte der Beteiligung und Öffentlichkeitsarbeit noch mehr in den Klimaschutzprozess eingebunden werden kann. Bis Sommer 2018 hat die Umsetzung dieses Konzepts oberste Priorität. Darüber hinaus befindet sich der Projektportfolioplan des Masterplans 100 % Klimaschutz weiterhin in der Umsetzungsphase.
Ausgewählte Projekte
Verein zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e.V.
Die gelungene Gründung des Vereins zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e.V., dessen stetiger Mitgliederzuwachs und die Projekte – allen voran der aktuelle Film zum Klimaschutz in Burbach „Klimaschutz – so einfach geht’s“ – sind besondere Erfolge in der Umsetzung des Masterplans 100 % Klimaschutz.
Burbacher Unternehmensnetzwerk für Ressourceneffizienz
Das Burbacher Unternehmensnetzwerk für Ressourceneffizienz tagt zweimal pro Jahr mit positiver Resonanz. Es bietet den Unternehmen die Chance, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Synergien zu erschließen.
Projekt „ÖKOPROFIT“
Das Projekt ÖKOPROFIT konnte in Burbach mit Erfolg durchgeführt werden: Elf teilnehmende Betriebe, darunter auch die Gemeinde, sparen jährlich rund eine halbe Million Euro an Betriebskosten und entlasten die Umwelt um 913 Tonnen CO2. Im Jahre 2017 findet eine weitere Projektrunde in Kooperation mit Nachbarkommunen und vier Unternehmen aus Burbach statt.
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Projektverlauf und Meilensteine
Juli 2012
Start des Masterplanprozesses
Juli 2012
Einstellung eines Klima-/Masterplanmanagers
20. Oktober 2012
Auftaktveranstaltung mit Burbacher Klimaforum
November 2012
Aktionstag Elektromobilität und Haushaltsbefragung zu den Themen Mobilität und Gebäudebestand
Dezember 2012
Beginn der Aktivierung von Unternehmen für den Klimaschutz, unter anderem durch „ÖKOPROFIT“
Januar 2013 – Dezember 2013
Erarbeitungsphase des Masterplans und des Teilkonzepts Verkehr, unter anderem mit Datenauswertung, zahlreichen Expertengesprächen, Bürgerinterviews, Workshops und Klimaforen
27. Februar 2014
Ratsbeschluss zur Umsetzung des Masterplans
1. Juli 2014
Start der Umsetzungsphase des Masterplans mit einem großen Klimaforum, 120 Teilnehmer und Teilnehmerinnen
23. September 2014
Auftaktveranstaltung des Burbacher Unternehmernetzwerks für Ressourceneffizienz
12. Januar 2015
Gründungsversammlung des Vereins zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e.V. – satzungsgemäßes Ziel: Umsetzung des Masterplans
1. Juli 2016
Start des Anschlussvorhabens zum Masterplan 100 % Klimaschutz
19. November 2016
„Burbacher Umwelttag“, unter anderem mit Vorstellung der im Rahmen des Projekts geförderten Einzelmaßnahme, zum Beispiel Nutzung von regenerativen Energien in einem Dorfgemeinschaftshaus und der zahlreichen Aktivitäten des Vereins
25. März 2017
Vorstellung des Klimaschutzfilms im Rahmen einer Veranstaltung zur Earth Hour
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Klimaschutz in Burbach: Was bisher geschah …
Seit den 1990er Jahren ist die Gemeinde Burbach im Klimaschutz aktiv und über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg für das Themenfeld sensibilisiert. So wurden die den Klimaschutz betreffenden Entscheidungen der politischen Gremien in den letzten Jahren meist einstimmig getroffen. Auch in der Bürgerschaft und bei vielen Multiplikatoren gibt es ein großes ehrenamtliches Engagement für den Klimaschutz.
Ende 2008 wurde ein Klimaleitbild beschlossen, welches unter anderem das Ziel enthält, bis 2050 eine 100 % Erneuerbare-Energien-Gemeinde zu werden. Aufgrund des Waldreichtums und der Mittelgebirgslage stehen neben der Sonnenenergie vor allem Biomasse und Wind als lokal vorhandene erneuerbare Energiequellen zur Verfügung, circa 28 Prozent der Haushalte nutzen bereits Holz zu Heizzwecken.
Die Gemeinde Burbach hat sich 2008 an der "Aktion Klimaplus – NRW-Klimakommunen der Zukunft" beteiligt und mit der daraus resultierenden finanziellen Unterstützung ein Integriertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept erarbeiten können. Aus diesem wurden seit 2009 zahlreiche Projekte umgesetzt, wie zum Beispiel Solarpotenzialkataster, Förderprogramm für private Hausbesitzer, „100.000 Lernstunden für das Klima" et cetera.
Seit 2009 ist Burbach Mitglied im Klima-Bündnis. Der Masterplan 100 % Klimaschutz schließt an das Integrierte Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept an und konkretisiert das Konzept für den Zeithorizont von 2020 bis 2050. Der Masterplan greift auch Handlungsfelder auf, die bisher nicht oder nur teilweise berücksichtigt wurden, zum Beispiel Industrie/Gewerbe, Verkehr.
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Kompetenzen auf einen Blick
Wir haben Kompetenzen in den Bereichen:
- Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen
- Projektträgergesellschaften und Netzwerke
- Öffentlichkeitsarbeit
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Kommunale Liegenschaften
Wir suchen Austausch zu:
- Klimafreundliche Mobilität im ländlichen (Mittelgebirgs-)Raum
- Unterstützung von betrieblichem Mobilitätsmanagement
Kommune | Gemeinde Burbach |
Bundesland |
Nordrhein-Westfalen |
Einwohnerzahl |
14.969 (Stand 31.12.2015) |
Fläche |
79,66 km² |
Stadt- bzw. Ortsteile |
9 |
Projektleitung |
Elisabeth Fley |
Klimaschutzmanagement
|
Carolin Vomhof-Kettner Eicher Weg 13, 57299 Burbach |
Webauftritt |
Quelle: Die Inhalte basieren auf den Angaben der Gemeinde Burbach.