Anstöße zur Mobilisierung des Finanzmarktes: Nationale Plattform zur Entwicklung und Vermarktung von bedarfsorientierten Finanzierungsinstrumenten für Gebäudeenergieeffizienz
Anstöße zur Mobilisierung des Finanz-marktes: „Nationale Plattform zur Entwicklung und Vermarktung von bedarfsorientierten Finanzierungs-instrumenten für Gebäudeenergieeffizienz"
Projektnehmer
WWF Deutschland
Projektlaufzeit
01.08.2012 bis
30.04.2015
Projektkontakt
info@deneff.org
www.finanzforum-energieeffizienz.de
www.wwf.de
Fördersumme
814.531 Euro
Förderkennzeichen
03KSF019A/B
Förderprogramm
Innovative Ideen zur Finanzierung der Wärmewende bei Gebäuden
Ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland werden durch den Wärmebedarf der Gebäude verursacht. Für das Gelingen der Energiewende sind Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz in diesem Feld wesentlich. Die Umsetzung dieser scheitert aber häufig an der geeigneten Finanzierung.
Auf einen Blick
Mit dem Finanzforum effin entwickelten der World Wild Fund for Nature (WWF) Deutschland und die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) ein Bündel an Maßnahmen, um neue Geschäftsmodelle und Finanzierungsstrategien für die energieeffiziente Sanierung von Gebäuden zu fördern. Das Projektteam analysierte dazu zunächst den Markt, um Hemmnisse zu lokalisieren und mögliche Potenziale zu ermitteln. Daraus wurden konkrete Geschäftsideen und Strategien entwickelt, die in zwei Modellprojekte mündeten. Auf der Internetplattform effin liefen alle Fäden zusammen. Das Projekt regte damit den übergreifenden Austausch zwischen der Immobilienwirtschaft sowie der Finanz- und der Energieeffizienzbranche an und unterstützte so das gemeinsame Erarbeiten neuer praxisorientierter Lösungsansätze für die Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen.
Mehr und bessere Sanierungen anstreben
Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, den Primärenergiebedarf des Gebäudesektors bis 2020 um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die aktuelle Modernisierungsrate von einem auf zwei Prozent pro Jahr verdoppelt werden und sich außerdem die Qualität der durchgeführten Sanierungen verbessern. Das erfordert technisches Know-how und hohe Investitionen von Privatpersonen, Wohnungswirtschaft, Unternehmen und Kommunen gleichermaßen.
Gebäudebestand und nötige Investitionen analysieren
Um den tatsächlichen Investitionsbedarf und die zu adressierenden Zielgruppen zu ermitteln, wurde in der ersten Projektphase zunächst der Immobilienmarkt untersucht. Dazu wurden die knapp 20 Millionen Gebäude Deutschlands in die vier Marktsegmente Eigenheim, Wohnungswirtschaft, Gewerbeimmobilien und Liegenschaften der öffentlichen Hand unterteilt, um spezifischer auf Hemmnisse, Potenziale und Notwendigkeiten eingehen zu können. Innerhalb jedes Marktsegments unterschied das Projektteam noch einmal verschiedene Gebäudetypen anhand von Kriterien wie Gebäudedaten, CO2-Einsparpotenziale und zu erwartende Modernisierungskosten. Eine Hochrechnung mit Daten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen der Analyse ergab, dass im Jahr 2011 in Deutschland etwa 10,6 Milliarden Euro in die energetische Modernisierung investiert wurden. Um das Klimaschutzziel in 2050 zu erreichen, sind laut einer Berechnung, die auf Daten der Deutschen Energieagentur GmbH (dena) und des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) beruht, allerdings Investitionen von über 76 Milliarden Euro jährlich erforderlich. Demnach müssten allein für die Sanierung von Eigenheimen 33 Milliarden Euro pro Jahr und damit fünfmal so viel Kapital wie in 2011 aufgewendet werden.
Barrieren lokalisieren…
Genügend Geld scheint dafür prinzipiell auf dem Markt vorhanden zu sein – allerdings findet es aufgrund verschiedenster Hemmnisse nicht den Weg zur Finanzierung von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Über alle Marktsegmente hinweg fehlten beispielsweise übersichtliche und zielgruppengerechte Informationen, die die Möglichkeiten und den Nutzen solcher Sanierungen aufzeigten. Darüber hinaus identifizierte das Projektteam segmentspezifische Barrieren.
Im Segment Eigenheim fehlten beispielsweise vor allem eine kundenorientierte Ansprache und Aufklärung durch die Anbieterinnen und Anbieter von Finanzierungsangeboten. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist aus Sicht vieler Immobilienbesitzerinnen und -besitzer im Vergleich zu anderen Anschaffungen fraglich. Viele haben Zweifel, ob eine Modernisierung überhaupt die gewünschten Effekte bringt. Das Thema ist komplex und der Markt an Anbieterinnen und Anbietern unübersichtlich. Presseberichte haben zu zusätzlicher Verunsicherung geführt. In der Wohnungswirtschaft und bei Gewerbeimmobilien stellt sich zudem das Nutzer-Investor-Dilemma. Immobilienbesitzerinnen und ‑besitzer müssen hohe Investitionen tätigen, die Einsparungen dagegen kommen den mietenden Parteien zugute.
Gleichzeitig sind die realen Effizienzpotenziale von Gebäuden häufig unklar. Vielen Unternehmen fehlen die fachlichen Kompetenzen oder die Zeit, um sich mit den technischen und wirtschaftlichen Details einer energetischen Modernisierung zu beschäftigen. Bei den Kommunen und anderen Liegenschaften der öffentlichen Hand ist tatsächlich der Zugang zu Kapital die größte Barriere.
… und adressieren
In der zweiten Phase des Projektes setzte das Projektteam hier an und entwickelte konkrete Lösungsansätze mit neuen Strategien und Geschäftsideen sowie passgenauen Informationsmaterialien für jedes der Marktsegmente sowie für die Politik. Das Ergebnis waren einige spannende Vorschläge. Insbesondere im Segment Eigenheim sollte ein Dienstleistungsangebot für Immobilienbesitzerinnen und -besitzer entwickelt werden, das die Beratung, Finanzierung und Umsetzung umfasst und den gesamten Sanierungsprozess begleitet. Gleichzeitig könnten Siegel für energieeffiziente Gebäude oder für kompetente Beratungsdienstleistungen vertrauensbildend eingesetzt werden. Breitenwirksame Kampagnen sollten den sozialen und emotionalen Mehrwert von Sanierungsmaßnahmen stärker in den Vordergrund rücken. Standardisierte Checklisten, Leitfäden und Bewertungsverfahren sollten Unternehmen der Wohnungswirtschaft bei der Potenzialeinschätzung unterstützen. Um das Investor-Nutzen-Dilemma der Wohnungswirtschaft zu lösen sollte unter anderem die öffentliche Hand Warmmietspiegel bereitstellen – je besser der Energiestandard, desto geringer die Warmmiete und umso attraktiver das Angebot für Mieterinnen und Mieter.
Den Kommunen sollten Lösungsansätze helfen, die ihnen den Zugang zu Fremdkapital erleichtern, beispielsweise über Contracting, Crowdfunding, durch die Beteiligung von Energiegenossenschaften oder das Einrichten von Bürgerkrediten an Sanierungsmaßnahmen.
Praxisnahe Umsetzung in zwei Modellprojekten
In der dritten Phase des Projektes ging es mit zwei Modellprojekten und der Finanzplattform effin in die Praxis. Im Modellprojekt „Entwicklung Ansprachekonzept für Eigentümer von Eigenheimen“ entstand in Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Landesbausparkasse (LBS) West und einem bundesweiten Netzwerk unabhängiger Energieberaterinnen und ‑berater (vormals energetrium) ein entsprechendes Dienstleistungsangebot, das sich an Eigenheimbesitzerinnen und ‑besitzer richtete. Gemeinsam erarbeiteten die Beteiligten ein Konzept zur Beratung und Begleitung der LBS-Kundinnen und Kunden durch alle Phasen der Sanierungsmaßnahme. Sie wurden je nach Alter und Gebäudetyp zielgruppengerecht angesprochen, ein Gesprächsleitfaden diente den Angestellten als Argumentationshilfe. Etwa 25 Prozent der LBS West Kunden-Center mit einem Zugang zu rund 500.000 Menschen testeten anschließend das Beratungskonzept.
Um die Einschätzung von Effizienzpotenzialen für Immobilien der Wohnungswirtschaft zu verbessern, entwickelten die bauverein AG Darmstadt sowie die ENTEGA GmbH & Co. KG in einem zweiten Modellprojekt unter dem Titel „Erarbeitung eines einfachen Bewertungsmechanismus der Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierungen in der Wohnungswirtschaft“ ein Bewertungsverfahren für Gebäude und Gebäudeportfolios. Dazu wurde das Portfolio der bauverein AG analysiert mit dem Ergebnis, dass 50 Prozent der Immobilien bis 2025 warmmietenneutral und wirtschaftlich auf das Niveau des KfW Standard 55 modernisiert werden könnten. Diese Ergebnisse lassen sich durchaus auf andere Gebäudegruppen in der Wohnungswirtschaft und bei Gewerbeimmobilien übertragen. Das Modell sollte im Anschluss in die Prozesse der bauverein AG integriert und über das Projekt hinaus etabliert werden.
Workshops und effin-Roadshow für…
In mehreren Workshops kamen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bankensektor, der Bau- und Immobilienwirtschaft, der Energieberatung, der Politik sowie von Umwelt- und Verbraucherverbänden zusammen, um branchenübergreifend neue Strategien zu entwickeln oder Geschäftsideen weiterzudenken.
Die Roadshow trug über Impulsvorträge und detailliertere Projektvorstellungen auf punktuellen Veranstaltungen und Fachkonferenzen darüber hinaus die effin-Idee in die Breite.
…die Förderung innovativer Projektideen in der Innovationswerkstatt
Im Rahmen der Roadshow und der Workshops wurden viele ganz unterschiedliche Initiativen entwickelt, geschärft, vorgestellt und umgesetzt. Vier besonders interessante Geschäftsideen wurden zudem 2014 in einer Innovationswerkstatt einem Fachpublikum präsentiert, um ihnen Starthilfe bei der Umsetzung zu geben:
- KlimaProtect: Energie Einspar Protect (EEP) – Performancegarantie für Energieeffizienzmaßnahmen;
- pesContracting GmbH – PumpenEnergieSpar-Contracting;
- bettervest GmbH – internetbasierte Crowdfunding Plattform zur Finanzierung von Energieeffizienzprojekten;
- Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) – Einrichtung regionaler EnergieEffizienzGenossenschaften REEG.
effin – die interaktive Plattform, auf der alles zusammenläuft
Um alle Projektergebnisse und Praxisbeispiele einfach zugänglich zu machen und den Austausch aller Beteiligten und Interessierten weiter zu fördern, hob das Projektteam die interaktive Plattform effin aus der Taufe. Hier liefen und laufen alle Fäden zusammen. Sanierungsinteressierte finden umfangreiche Informationen zu ihren Möglichkeiten und können sich in einer Praxisdatenbank mit innovativen Projektideen und Praxisbeispielen Inspiration für eigene Geschäftsmodelle holen. Darüber hinaus werden die praktischen Ergebnisse der effin-Modellprojekte in Form von frei zugänglichen Informationen und Werkzeugen zur Verfügung gestellt. Dazu gehören beispielsweise die Gesprächsleitfäden oder die Kundenprofile für die drei Modernisierertypen Wohner, Käufer und Umwandler, die die LBS West entwickelte. Auch ein Modell zur Wirtschaftlichkeitsberechnung von Sanierungsmaßnahmen steht als Excel-Datei zur Verfügung und darf für weitere Analysen verwendet werden.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Entwicklung marktorientierter Lösungsansätze für die Finanzierung von Sanierungsvorhaben und dadurch Erhöhung der energetischen Modernisierungsrate;
- praktische Erprobung der entwickelten Finanzierungsansätze in zwei bis vier Pilotprojekten;
- Aufbau einer Webplattform und laufende Öffentlichkeitsarbeit zum Verbreiten der Ansätze;
- Erstellen von Innovationsleitfäden, die Handlungsempfehlungen, gute Praxisbeispiele und die Erkenntnisse der effin-Pilotprojekte für die jeweiligen Hauseigentümerinnen und -eigentümer aufbereiten.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Neue Lösungsansätze aus insgesamt neun Workshops, drei Zwischen‐ und Abschlusskonferenzen, einer Innovationswerkstatt und vielen Einzelgesprächen durch über 120 Interessierte aus den Branchen Finanzdienstleistungen, Immobilienwirtschaft, Energieberatung und Energiedienstleistungen;
- Vorstellung der Ergebnisse und Praxisbeispiele im Rahmen der effin-Roadshow auf 14 Veranstaltungen, dadurch Erreichen von mehr als 1.000 Fachleuten aus Unternehmen, öffentlichen Institutionen, Wissenschaft und Politik;
- rund 1,5 Millionen Medienkontakte durch eine Vielzahl an Artikeln;
- verständliche und zielgruppengerechte Vorstellung der Ergebnisse und konkreter Lösungsansätze für die jeweiligen Marktsegmente Eigenheim, Wohnungswirtschaft, Gewerbeimmobilien und öffentliche Liegenschaften in vier Innovationsleitfäden;
- Veröffentlichung eines weiteren Leitfadens, der sich an die Politik richtet und konkrete Handlungsoptionen aufzeigt, beispielsweise die Förderung der unabhängigen Energieberatung, die Entwicklung gebäudeindividueller Sanierungsfahrpläne oder die Einführung eines Warmmietspiegels.
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Wie ging es weiter?
Die verschiedenen Aktivitäten des Finanzforums sind auf der effin-Plattform www.finanzforum-energieeffizienz.de einzusehen. Interessierte können diese Leitfäden sowie andere hilfreiche Werkzeuge auf der Webseite herunterladen.
Beitrag zum Klimaschutz
Wenn die beiden Modellprojekte flächendeckend in Eigenheimen und der Wohnungswirtschaft nachgeahmt werden, kann effin einen deutlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten. Denn die darin betrachteten Modernisierungspotenziale können auf 78 Prozent des deutschen Immobilienbestandes übertragen werden, die immerhin 52 Prozent der gebäudebedingten CO2-Emissionen verursachen. Bei den Eigenheimen könnte das Modellprojekt theoretisch sogar auf 95 Prozent der Immobilien übertragen werden. Die Anregungen zu verschiedenen Lösungsansätzen sowie die bereits umgesetzten Praxisbeispiele tragen zusätzlich zur Minderung der CO2-Emissionen bei. Die tatsächlich eingesparten Emissionen wurden im Rahmen des Projektes allerdings nicht ermittelt.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Integrieren der Fachkenntnis aller betroffenen Akteurinnen und Akteure bei der Ausgestaltung der Instrumente;
- Zielgruppengerechte Aufbereitung und Vermittlung der Informationen.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes geben nicht nur gewerblichen und privaten Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern Anregungen, sondern bieten auch hilfreiche Informationen für Privatpersonen und politische Entscheiderinnen und Entscheider.
Einbindung aller Betroffenen
Um ein möglichst breites Netzwerk aufbauen und hilfreiches Informationsmaterial entwickeln zu können, sollten Interessierte viele themenspezifische Akteurinnen und Akteure (Immobilienwirtschaft, Anbieterinnen und Anbieter von Finanzdienstleistungen, Energieberatungen, Energieeffizienzlösungen und Energiedienstleistungen) in die Entwicklung von Informationen und Werkzeugen einbinden.
Nutzen demonstrieren
Insbesondere für Eigenheimbesitzerinnen und ‑besitzer müssen Informationen so aufbereitet sein, dass Möglichkeiten, Kosten und Nutzen einer energetischen Sanierung deutlich werden.