Bio Innovation Park Rheinland - Etablierung eines klimaneutralen, regionalen Wissenschafts- und Gewerbeparks
Etablierung eines klimaneutralen, regionalen Wissenschafts- und Gewerbeparks
Projektnehmer
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Projektlaufzeit
01.01.2015 bis
31.12.2017
Projektkontakt
Fördersumme
249.949 Euro
Förderkennzeichen
03KF0007
Förderprogramm
Grünes Gold
Holzreste, die in der Landwirtschaft und in der Pflege von Parks und Grünanlagen entstehen, bleiben häufig ungenutzt. Dabei kann das anfallende Restholz Heizöl in der Wärmeerzeugung ersetzen und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Auf einen Blick
Gartenbau, Landwirtschaft und Baumschulen prägen das Landschaftsbild in der Region zwischen den Kommunen Meckenheim und Rheinbach im Rheinland. Nutzungsbedingt fallen hier große Mengen Restholz auf den Betrieben und auf Grünflächen an – sie wurden jedoch lange nicht genutzt. Im Projekt bio innovation park Rheinland plante die Universität Bonn zusammen mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, 22 Betrieben und den zwei Kommunen einen Wissenschafts- und Gewerbepark, in dem der Energiebedarf durch die Verwertung der lokal anfallenden Biomasse gedeckt wird. Die Partnerinnen und Partner untersuchten, wie die Holzreste zukünftig zur Heizung von Betrieben und öffentlichen Gebäuden im Park verwendet werden können. Das Projektteam zeigte sowohl ländlichen als auch städtischen Regionen auf, wie durch die optimale Nutzung der ohnehin anfallenden Biomasse in Verbindung mit intelligentem Flächenmanagement die klimaverträgliche Energieversorgung eines Gewerbeparks erreicht werden kann.
Austausch zwischen Forschung und Unternehmen
Zentrales Ziel des Projektes war die Entwicklung eines klimaneutralen und ressourcensparenden Wissenschafts- und Gewerbeparks in der rheinischen Obst- und Gartenbauregion. Dazu taten sich die Universität Bonn und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit den gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Betrieben der Region sowie den Verwaltungen der beiden Kommunen Rheinbach und Meckenheim zusammen und erforschten gemeinsam, wie die anfallenden Holzreste dabei helfen können, den Energiebedarf der Region zu decken. Die Projektregion umfasst den Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn sowie Gewerbegebiete und landwirtschaftliche Flächen zwischen Rheinbach und Meckenheim von über 100 Quadratkilometern.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit regionalen Akteurinnen und Akteuren zur Ermittlung der Biomassepotenziale und Nutzungsmöglichkeiten in der Region;
- Analyse der konkreten Biomassepotenziale durch Bestandsaufnahme und Identifikation von Ausbaumöglichkeiten;
- Ausarbeitung eines Konzeptes für die Erschließung und Verwertung der Biomasse sowie Entwicklung von Kriterien für ein ressourcensparendes Flächenmanagement;
- Entwicklung eines Monitoring-Instrumentes, mit dem Treibhausgasreduzierungen quantifiziert werden können;
- Erarbeitung einer Kommunikationsstrategie.
Von der Potenzialanalyse über die Planung zur Umsetzung
Für die erfolgreiche Umsetzung des Forschungsvorhabens warb die Universität Bonn im ersten Schritt um die Teilnahme der Obstbau- und Baumschulbetriebe in der Region. Von 34 angesprochenen Obstbaubetrieben unterzeichneten 20 eine Kooperationsvereinbarung und auch zwei der ansässigen sechs Baumschulen machten mit. Die Betriebe versprachen, Proben der anfallenden Holzreste für die Forschungsarbeit zur Verfügung zu stellen. Die Universität Bonn sicherte im Gegenzug zu, die Biomassepotenziale gemeinsam mit den Betrieben zu erfassen und Verwertungsmöglichkeiten zu prüfen.
Im nächsten Schritt erfasste die Universität Bonn die Anteile verschiedener Vegetationsformen im bio innovation park, um das Biomassepotenzial genau beurteilen zu können. Die Forscherinnen und Forscher kartierten beispielsweise, wo auf den Flächen Obst, Wald oder die Bioenergiepflanze Miscanthus angepflanzt wurden oder wo es sich um Grünflächen an Straßen handelte. Für die Projektregion errechnete das Team daraus basierend auf der aktuellen Landnutzungsstruktur ein Gesamtpotenzial von jährlich rund 3.000 Tonnen Restholz. Davon ist etwa die Hälfte für die Energieerzeugung nutzbar. Die Hauptquellen sind Baumschul- und Obstbaubetriebe sowie Waldflächen.
Das Projektteam betrachtete das Energiesparpotenzial durch die Biomasseverwertung im Park noch einmal für verschiedene Landnutzungsszenarien. In den Szenarien analysierte das Team beispielsweise, wie sich der vermehrte Ausbau von Gewerbe- und Wohnbauflächen oder der zusätzliche Anbau von Bioenergiepflanzen wie Miscanthus auf die Verfügbarkeit von Biomasse auswirken würde.
Parallel analysierte das Team die bestehende Gewerbeflächenplanung und entwickelte ein Konzept für ein ressourcensparendes Flächenmanagement. Dies beinhaltete verschiedene Kriterien zur Bewertung und Sicherstellung der Nachhaltigkeit von Standorten. Standorte mit Nah- oder Fernwärmenetzen sind beispielsweise häufig effizienter und verschaffen den Kommunen einen höheren Einfluss auf das Energiekonzept.
Kommunen können auch bereits bei der Grundstücksvergabe auf eine Profilierung der Gewerbeparks in Richtung Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung achten.
Anschließend konkretisierte das Team die Erschließung und Verwertung der Biomasse, in dem es die verschiedenen Ernte-, Trocknungs- und Lagerungstechniken verglich. Zukünftig soll ein zentraler Biomassehof Maschinen und Geräte bereithalten, um die Biomasse zu sammeln, und Lagermöglichkeiten für die Holzreste bieten.
Auf Basis bestehender und prognostizierter Energieverbräuche der ansässigen Institutionen und Betriebe ermittelte die zero emission GmbH im nächsten Schritt die Treibhausgas-Emissionsbilanz für gegenwärtige und geplante Gewerbegebiete in der Region. Das Projektteam untersuchte, wie sich die Verbrennung von Holzresten auf diese Bilanz auswirken würde. Die tatsächlichen CO2-Einsparungen durch Biomasseverwertung können sie zukünftig mit einem speziell dafür entwickelten Monitoring-Instrument ermitteln.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Institutionalisierung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis über den Verein bio innovation park e.V.;
- Entwicklung des Wissenschafts- und Gewerbeparks bio innovation park Rheinland;
- Ermittlung der Biomassepotenziale in der Region und Erstellung eines entsprechenden Verwertungskonzeptes;
- Entwicklung eines Monitoring-Instrumentes zur Auswertung von Treibhausgasreduzierungen;
- Entwicklung von Marketing- und Bildungsinstrumenten zur Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für den Klimaschutz im Rahmen der Kommunikationsstrategie „Erlebbarer Klimaschutz“.
Umfassende Einbindung der Öffentlichkeit
Der Wissenschaftsladen Bonn erarbeitet in einem weiteren Arbeitsschritt ein Konzept für die regionale und überregionale Kommunikation zum bio innovation park Rheinland und erklärte der regionalen Bevölkerung im Rahmen der Kampagne „Erlebbarer Klimaschutz“, welche Potenziale sich vor Ort durch die Nutzung von Restholz ergeben. Im Fokus der Kampagne stand die Entwicklung eines Projektlogos, einer Webseite, von Projektflyern und Postkarten. Auch organisierte der Wissenschaftsladen Workshops, bei denen sich Forscherinnen und Forscher sowie Unternehmerinnen und Unternehmer zur regionalen Nutzung der Biomasse austauschten. Bei Wissenschaftscafés in Schulen konnten Oberstufenjahrgänge mit Expertinnen und Experten die Themen „Energie aus Pflanzen – lässt sich damit das Klima retten?“ und „Mehr Raum und neue Ideen für den Klimaschutz“ diskutieren.
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Wie ging es weiter?
Noch während der Projektzeit wurde der Verein bio innovation park e.V. gegründet, der aktuell über 24 Mitglieder verfügt (zwei Kommunen, drei Hochschulen und 19 Unternehmen).
Interessierte finden einen Überblick der laufenden und abgeschlossenen Projekte im Park sowie weitere Neuigkeiten zum Verein und dem Netzwerk unter www.bio-innovation.net.
Mit der Fahrradsafari durch den Park
Der Wissenschaftsladen entwickelte auch ein Konzept für sogenannte Parksafaris: Das sind informative Fahrradtouren durch den Gewerbepark. Bei einer Parksafari erhalten Jugendliche an sieben Stationen die Möglichkeit, Unternehmen zu ihren Produktionsabläufen, ihren Beiträgen zum Klimaschutz und ihren Erwartungen an den bio innovation park Rheinland zu befragen. Ein Testlauf fand im November 2017 mit mehreren Schülergruppen statt.
Beitrag zum Klimaschutz
Der Rhein-Sieg-Kreis, dem die beiden Kommunen Meckenheim und Rheinbach angehören, will seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent reduzieren. Eine wesentliche Rolle wird dabei der bio innovation park Rheinland spielen: Jedes Jahr könnten in Meckenheim und Rheinbach durch Energieerzeugung aus Biomasse Emissionen eingespart werden.
„Wenn man – wie beim ‚bio innovation park’ Rheinland – bisher nicht verwertetes Restholz einsetzt und Ansiedlungsflächen intelligent nutzt, lässt sich der CO2-Ausstoß eines Gewerbegebiets deutlich verringern.“
Doktor Dominik Weiß, Mitarbeiter der Professur für Städtebau und Bodenordnung der Universität Bonn
Das im Projekt entwickelte Monitoring-Instrument wird zeigen, wieviel CO2 das Projekt in Zukunft tatsächlich einspart, wenn die Erschließung der neuen Gewerbegebiete abgeschlossen ist. Durch dessen konsequente Nutzung kann der bio innovation park e.V. Treibhausgasreduktionen im Gewerbepark messen (beziehungsweise für neue Gewerbegebiete auch prognostizieren) und Erfolge im Klimaschutz mit Zahlen belegen.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Der bio innovation park Rheinland ist ein Modellprojekt, dessen Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen anderen Kommunen zur Verfügung stehen. Interessierte können die Informationsmaterialien über die Internetseite des Projektes anfragen. Beispielsweise können die 27 klima- und wirtschaftsbezogenen Standortkriterien, die das Team herausarbeitete, um zu bewerten, ob sich ein Gewerbeflächenstandort für eine klimaneutrale und ressourcensparende Entwicklung eignet, für die Planung weiterer Gewerbeparks als Orientierung dienen. Besonders interessant ist der Projektansatz für Obst- und Gartenbauregionen in Deutschland wie das Alte Land oder die Bodenseeregion.
Für den Erfolg dieses Projektes waren zwei Faktoren besonders wichtig, die interessierte Akteurinnen und Akteure bei der Planung eines ähnlichen interkommunalen und klimaneutralen Gewerbeparks berücksichtigen sollten.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Enge Verzahnung der Akteurinnen und Akteure aus Forschung, Entwicklung und Anwendung sicherstellen;
- durch räumliche Nähe und Institutionalisierung des Netzwerks, beispielsweise über einen Verein, den Austausch vereinfachen.
Erforscht, erprobt, verbessert
Der erste wesentliche Erfolgsfaktor der bio innovation park-Strategie ist die enge Verzahnung von Forschung, Entwicklung und Anwendung. Neue Forschungsergebnisse können die Hochschulen so direkt mit den Unternehmen und Städten erproben und weiterentwickeln. Die Betriebe erhalten im Gegenzug exklusiven Zugang zu innovativen Technologien und Infrastruktur sowie zu kompetenter Beratung. Außerdem bietet das Netzwerk eine Plattform für neue Partnerschaften – regional und überregional. Beim Aufbau ähnlicher Parks sollten Betreiberinnen oder Betreiber diese enge Verzahnung von Theorie und Praxis über einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch sicherstellen.
Dauerhaft vernetzt
Der zweite Erfolgsfaktor ist die räumliche Nähe zueinander, die den Erfahrungsaustausch vereinfacht. Konkrete Projektideen können die Hochschulen und Betriebe durch persönliche Gespräche vor Ort in kurzer Zeit gemeinsam erarbeiten. Die Gründung des bio innovation park e.V. institutionalisierte zudem die Zusammenarbeit, womit die Fortführung des Projektes gesichert ist.
Aufwändig, aber lohnenswert
Die Parksafaris stellen eine gute Möglichkeit dar, der Bevölkerung und insbesondere Schulklassen die Zusammenhänge des Parks näherzubringen. Da der organisatorische Aufwand durch die zeitliche Abstimmung mit allen Ansprechpartnerinnen und ‑partnern an den Parkstationen allerdings sehr hoch ist, bietet es sich an, die Aktion zukünftig vor allem im Zusammenhang mit einmaligen Veranstaltungen wie einem Tag der Offenen Tür im Park zu wiederholen.
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Klimaschutz braucht Initiative
- Enge Verzahnung der Akteurinnen und Akteure aus Forschung, Entwicklung und Anwendung sicherstellen;
- durch räumliche Nähe und Institutionalisierung des Netzwerks, beispielsweise über einen Verein, den Austausch vereinfachen.