EiMap
Kommunikationsstrategie „Eigentumsübertragung“ zur energetische Sanierung beim Eigenheimerwerb
Projektnehmer
Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) gGmbH, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH
Projektlaufzeit
01.05.2012 bis
30.04.2015
Projektkontakt
Fördersumme
373.436 Euro
Förderkennzeichen
03KSF017A/B
Förderprogramm
Vor dem Hauskauf auch an die Sanierung denken!
Die Entscheidungsphase vor der Übernahme eines neu gekauften oder ererbten Hauses ist ein spannendes Zeitfenster, das bislang noch wenig betrachtet wurde. Wenn an diesem Punkt die energetischen Aspekte der Sanierung gleich mitgedacht werden, ist auch für ein gutes Raumklima gesorgt und die späteren Energiekosten können schon vor dem Einzug gesenkt werden.
Auf einen Blick
Das Projekt EiMap des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) nahm genau dieses Zeitfenster ins Visier und sprach jene Personen an, die kurz davor sind ein Eigenheim durch Kauf oder Erbe zu übernehmen, um es selbst zu nutzen. Gemeinsam mit regionalen Klimaagenturen und Verbraucherzentralen entwickelten und erprobten sie den „Wegweiser Hauskauf“. Dieser sollte die Immobilienkäuferinnen und -käufer frühzeitig auf die Möglichkeiten einer energetischen Modernisierung hinweisen und zur Kontaktaufnahme mit den Klimaschutzagenturen oder ähnlichen Einrichtungen motivieren.
Die Eigentumsübergabe – ein noch ungenutztes Zeitfenster
In Deutschland gibt es etwa 14,7 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser. Pro Jahr wechseln davon ungefähr 150.000 ihre Besitzerinnen oder Besitzer. Meistens sanieren diese sofort ihr neues Heim. Dabei fallen die energetisch sinnvollen Maßnahmen oft unter den Tisch, obwohl sie bei ohnehin anstehenden Umbau-, Instandhaltungs- oder Verschönerungsmaßnahmen besonders wirtschaftlich wären. Gründe für die Zurückhaltung sind zu wenig Zeit, zu wenig Geld und zu wenige Kenntnisse über die Möglichkeiten der Sanierung und die monetären Vorteile, die sie für die Energiekosten mit sich bringen kann. Mit EiMap sollte diese Lücke geschlossen werden.
Hilfen für den Entscheidungsprozess
Bis zur Übernahme eines Eigenheims durchlaufen Menschen einen mehrstufigen Entscheidungs- und Suchprozess. Dabei kommen sie mit verschiedenen Personen und Einrichtungen in Kontakt wie zum Beispiel Maklerbüros, Banken oder Grundbuchämtern. Wird bereits an diesen Stationen über den Mehrwert energetischer Sanierungen informiert – so das Kalkül der Projektinitiatorinnen und ‑initiatoren von EiMap – dann kann diese Saat gedanklich reifen. Stetig konkreter werdende Informationen und Beratungen können sie zum Aufgehen bringen, bis schließlich die energetischen Aspekte vollständig in die Sanierung im Zuge der Hausübernahme integriert werden.
Der Wegweiser als hochwertige Infomappe
Das Projektteam entwickelte mit dem „Wegweiser Hauskauf – Energetisches Modernisieren zahlt sich aus“ eine übersichtlich gestaltete Mappe mit Informationen für Neu-Eigentümerinnen und Eigentümer – kurz EiMap. Der Wegweiser vermittelt die Grundlagen zur energetischen Sanierung des Eigenheims. Als Einstiegsinformation wurde er bewusst kurz gehalten und benennt nur die wesentlichen Aspekte. Knappe Texte, Schaubilder, Fotos und Infografiken machen ihn leicht lesbar. Mit Verweisen auf die vielfältigen regionalen Beratungs- und Förderangebote sollte er die Leserinnen und Leser zu weiteren Aktivitäten und zur Kontaktaufnahme mit regionalen Beratungsstellen motivieren.
Praxistest in vier Regionen
Der Wegweiser wurde in vier regional angepassten Versionen erstellt und in den Städten Hannover, Bremen, Aachen und Siegburg getestet. Umsetzungspartnerinnen waren in Hannover und Bremen die regionalen Klimaschutzagenturen und in Aachen und Siegburg die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Mit dem Kaffee-Gutschein zur Energieberatung
Das Aushändigen der Mappe sollte einen Dialogprozess in Gang setzen. Wenn die Mappe das Interesse der Neu-Eigentümerinnen und Eigentümer weckte, konnten sie über eine Antwortkarte Bau- und Energieberatungen sowie Verbraucherzentralen und Klimaschutzagenturen kontaktieren und Bauherrenseminare buchen oder Infopakete bestellen. Die Hannover-Variante enthielt einen Gutschein für eine Tasse Kaffee, der am Service-Point Klimaschutz der Region Hannover eingelöst werden konnte. Von Anfang Juni 2013 bis Ende Mai 2014 wurde die Kommunikationsstrategie in den vier Regionen umgesetzt. Dabei übernahmen die Partnerinnen und Partner vor Ort den Vertrieb der Mappe, die Öffentlichkeitsarbeit, den Dialog mit den Eigentumserwerberinnen und -erwerbern sowie den Austausch mit lokalen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.
„Häufig sind den neuen Besitzern die bautechnischen Möglichkeiten gar nicht bekannt. Weil in der energetischen Sanierung aber erhebliche Potenziale für den Klimaschutz liegen, sollte das Gelegenheitsfenster beim Hauskauf für eine energetische Modernisierung unbedingt genutzt werden.“ Immanuel Stieß, ISOE-Energieexperte und Projektleiter
Die Mappe bringt den Stein ins Rollen
In der Projektlaufzeit verteilten die Partnerinnen und Partner mehr als 1.500 Mappen an Interessierte. Um mehr darüber herauszufinden, wie es bei den Empfängerinnen und Empfängern weiterging, befragte das ISOE 84 Mappenbesitzerinnen und -besitzer telefonisch. Die Evaluation ergab, dass die Befragten den Wegweiser als wertvoll und hilfreich einschätzten. Sie interessierten sich insbesondere für die Basisinformationen und die Hinweise zu Fördermöglichkeiten. Die Mappe konnte eine Vielzahl weiterer Aktivitäten anstoßen: So wurden die Befragten motiviert, sich näher mit dem Thema zu befassen und eine energetische Modernisierung in Betracht zu ziehen. 40 Prozent der Befragten nahmen eine Energieberatung in Anspruch, die wiederum eher zur Sanierung führte als bei jenen ohne Beratung. Fast alle der Befragten setzten Maßnahmen um oder planten dies. Am häufigsten genannt wurden der Einbau einer neuen Warmwasserbereitung, einer neuen Heizung sowie neuer Fenster. Umfassendere Sanierungen standen dagegen deutlich niedriger im Kurs.
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Was sollte das Projekt erreichen?
Über eine gezielte Kommunikationsstrategie sollte das Projekt Erwerberinnen und Erwerber von Eigenheimen frühzeitig für das Thema Klimaschutz sensibilisieren und zu energetischen Sanierungsmaßnahmen motivieren.
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Was hat das Projekt erreicht?
Die Gesamtauflage des Wegweisers von 2.400 Mappen teilte sich auf in je 900 Exemplare für Hannover und Bremen, 400 Exemplare für Aachen und 200 Exemplare für Siegburg. Von diesen wurden insgesamt 1.554 ausgegeben, davon 812 in Bremen, 514 in Hannover, 170 in Aachen und 58 in Siegburg.
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Wie ging es weiter?
Der Leitfaden zum Wegweiser Hauskauf für interessierte Institutionen ist online unter www.klimaschutz.de/sites/default/files/leitfaden-wegweiser-hauskauf-2015.pdf verfügbar. Er erleichtert eine Übertragung des Projektes auf andere Regionen.
Beitrag zum Klimaschutz
Die Nutzung des Wegweisers und nachfolgende Aktivitäten lösten in 50 Prozent der Sanierungsfälle Investitionen von 10.000 bis 50.000 Euro pro Sanierung aus. Der über die Befragung ermittelte energetische Zustand der Gebäude vor und nach der Sanierung kommt zu folgendem Ergebnis: Pro ausgegebene Mappe sparen die Sanierungen in der Stichprobe durchschnittlich 3.032 Kilowattstunden im Jahr an Primärenergie und 748 Kilogramm CO2-Äquivalente ein. Hochgerechnet auf alle 1.554 ausgegebenen Mappen würde das eine Einsparung von 748 Tonnen an CO2-Äquivalenten bedeuten.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Der Generationswechsel ist in vielen Siedlungen und Quartieren voll im Gang. Insofern steht auch das Thema Eigenheimübertragung auf der Agenda vieler Kommunen. Die Erfahrungen des EiMap-Projektes sind daher wertvoll und können gut auf andere Regionen übertragen werden. Der online verfügbare Leitfaden zur Kommunikationsstrategie ist hilfreich für die Übertragung der Kampagne. der Leitfaden wendet sich an Klimaschutzagenturen, Verbraucherzentralen, Kommunen und andere nichtkommerzielle Einrichtungen.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Erstinformationen verständlich formulieren und übersichtlich aufbereiten;
- regionalen Bezug herstellen;
- Multiplikatorinnen und Multiplikatoren intensive einbinden und deren Zusammenarbeit koordinieren;
- sicherstellen, dass die Mappe die richtige Zielgruppe erreicht;
- Botschaft auf verschiedenen Kanälen an die Zielgruppe bringen.
Qualität in Form und Inhalt überzeugt
Die Neu-Eigentümerinnen und Eigentümer nahmen die als Ringbuch gestaltete Mappe durchweg positiv auf. Vor allem die hochwertige Aufmachung und der prägnant formulierte aber gut verständliche Überblick überzeugten die Leserinnen und Leser und sollten beibehalten werden.
Regionaler Bezug
Das Projekt gelang mithilfe der Einbindung gut vernetzter regionaler Einrichtungen, die sich bereits an der Erstellung des Wegweisers beteiligten, und die die jeweiligen regionalen Varianten leicht unterschiedlich gestaltet herausgaben. Damit konnten sie den regionalen Bezug herstellen.
Intensivere Einbindung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Die wichtigen Zielgruppen Banken und Maklerbüros müssen sehr aktiv angesprochen und motiviert werden. Verbraucherzentralen dürfen jedoch nicht mit geschäftlich interessierten Einrichtungen kooperieren. Bei der Planung müssen solche Fragen vorab geklärt werden. Beispielsweise war es den Verbraucherzentralen in Aachen und Siegburg aus organisationspolitischen Gründen nicht möglich, mit Akteurinnen und Akteuren zu kooperieren, die ein geschäftliches Interesse im Kontext der Mappe verfolgen könnten.
Antwortkarte als Dialoginstrument optimieren
Der Rücklauf der Antwortkarten war gering. Offensichtlich wurde diese Kontaktmöglichkeit zu wenig wahrgenommen und die Informationen wurden anderweitig abgerufen. Akteurinnen und Akteure, die eine Replikation des Projektes vorsehen, sollten dieses Instrument optimieren.
Viele Wege führen zum Ziel – vor allem, wenn sie sich ergänzen!
Die Befragung ergab, dass Sanierungen immer durch mehrere Faktoren ausgelöst wurden. Der Wegweiser spielte dabei im Zusammenspiel mit anderen Einflüssen wie Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und finanzieller Förderung eine wichtige Rolle.