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Energiesparclub

Minus-40-Prozent-Club ohne und mit Feldtest. Automatisches Monitoring und Hausenergie-Management

Projektinformationen
Projektnehmer

co2online gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbH

Projektlaufzeit

01.09.2008 bis
30.06.2011

Fördersumme

2.842.170 Euro

Förderkennzeichen

03KS0070

© co2 online

Die verständliche Stromrechnung

Wenn man Helmut Schmidt folgt, mag es leichter sein, ein Land zu regieren, als eine Stromrechnung zu verstehen. Noch heute hat die Aussage einen wahren Kern, dem dieses Projekt Abhilfe schaffen sollte.

Auf einen Blick

Nach wie vor ist vielen Menschen unklar, wie hoch ihr Verbrauch an Wärme und Strom ist. Sie haben Schwie­rigkeiten zu überprüfen, ob ihr Energieverbrauch vergleichsweise hoch oder niedrig ist, und wie er sich bei verschiedenen Verhaltensweisen ändert. Der Ener­giesparclub ging dieses Problem an – mit dem Energie­sparkonto. Darüber können private Haushalte online ihre Verbräuche eingeben. Ein Algorithmus bilanziert und bewertet ihren Energieverbrauch und schlägt anhand der Daten mögliche Energiesparmaßnahmen vor. In einem Praxistest wurde das Konto zudem mit modernen Energiesparsystemen wie Smart Metern getestet. Darüber hinaus entwickelte das Projekt ein eigenes Konto speziell für Schulen. Eine breit ange­legte Kommunikationskampagne begleitete die Maßnahmen.

Bündelung der Online-Ratgeber

Bereits seit 2003 arbeitet die gemeinnützige Bera­tungsgesellschaft co2online an der Entwicklung von internetgestützten Energiespar-Ratgebern. Sie hat ent­sprechend viel Erfahrung bei der Gestaltung von On­line-Instrumenten und Kampagnen. Im Rahmen des Projektes wurde das Energiesparkonto entwickelt, das die verschiedenen Ratgeber auf einer zentralen Platt­form bündelt, was die Nutzung vereinfacht und die Ver­knüpfung miteinander erleichtert. Das Projekt baute dabei auch auf Programmierarbeiten für eine Basisversion auf. Deren Funktionalitäten wurden um die Bilanzierung und Bewertung des Energie­ver­brauchs erweitert.

Das Energiesparkonto wurde im Verlauf der Kam­pagne inhaltlich ausgebaut und immer weiter an die Nutzerbedürfnisse angepasst. Energiesparkonto-Inhaberinnen und Inhaber konnten ihren Energie­ver­brauch über einen längeren Zeitraum verfolgen und mit Hilfe des Kontos den Erfolg von Moderni­sierungs­maßnahmen bewerten. Darüber hinaus informierte das Instrument über die noch vorhan­denen Einspar­potenziale. Das Konto ist nach wie vor kostenlos im Internet auf der Projektwebseite oder auf einem der 900 Partner­portale zu finden. Bis Ende Juni 2016 legten circa 24.000 Personen ein Energiesparkonto an.

Praxistest Steuer- und Regelungstechnik

Das Energiesparkonto ermöglichte auch einen Praxis­test für moderne Steuer- und Regelungstechnik zur Verbrauchssenkung in Haushalten. Sieben Stadtwerke installierten Smart Meter, intelligente Messgeräte, die den Kundinnen und Kunden ihre Verbrauchsdaten auf­bereitet zur Verfügung stellten und bei Bedarf digital an die Energieversorgungsunternehmen übermittel­ten. Zusätzlich führten die Stadtwerke ferngesteuerte Thermostate und ein Online-Feedback­system bei Testkundinnen und -kunden ein.

Mit Hilfe des Energiesparkontos wurden die Ver­brauchswerte der Haushalte erfasst und ausgewertet. Die Einsparungen durch diese Techniken blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück und waren geringer als die Investitionskosten.

Kommunikationskampagne

Zur Verbreitung des Energiesparkontos führte co2online eine Kommunikationskampagne durch. Dazu erarbeitete das Projektteam 27 Pressemitteilungen, regelmäßige Newsletter und diverse Faltblätter, Broschüren und Videos.

Darin wurden zum Beispiel Erfolgs­ge­schich­ten von Energiesparkontonutzerinnen und -nutzern präsentiert, die mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen hohe Einsparungen erzielt hatten. Die Partnerschaft mit Internetportalen wie Utopia und Haustechnik-Dialog trug zur Wirksamkeit der Online-Berichterstattung bei. Insgesamt unterstützten 18 Institutionen und Firmen die Kampagne: Umwelt­verbände, der Mieterbund, Banken, Medien, Her­stellerinnen und Hersteller sowie Dienstleister­innen und Dienstleister.

„Mit dem Energiesparkonto haben 40 Millionen Haushalte endlich ein modernes und effektives Werkzeug, um Transparenz in ihren Energieverbrauch zu bringen. Unsere Erfahrung aus 30 Jahren im Klimaschutz und fünf Jahre Entwicklungs­arbeit am Konto machen es nun für jeden möglich, sinnvoll zu sparen.”  Dr. Johannes D. Hengstenberg, Geschäftsführer der gemeinnützigen co2online GmbH

Zusammen mit den Partnerinstitutionen und Firmen führte co2online Wettbewerbe und Verlosungen durch. Beispielsweise wurden Gut­scheine für den Kühlschranktausch oder für diverse Energiesparhilfen verlost. Die „Mitglieder werben Mitglieder“-Aktion sorgte für weitere Aufmerksamkeit. Laut dem projekt­internen Pressespiegel lag die Medien­reich­weite der Kampagne durch Print­medien bei circa 33 Millionen und durch Funk, Fern­sehen und Internet bei circa 14 Millionen erreichten Menschen.

Das Energiesparkonto für Schulen

Das Energiesparkonto kann auch im Unterricht ein­gesetzt werden. Dafür entwickelte co2online im Rahmen des Projektes eine Schulversion und beglei­tende Informationsmaterialien für interessierte Lehrerinnen und Lehrer. Sie enthält praxisnahe Unterrichtseinheiten für die fünfte bis siebte Klasse.

Im Rahmen des Projektes wurden 10.000 Schulen per E-Mail über das Energiesparkonto informiert. 50 Schulen nahmen am Projekt teil und nutzten das Energiesparkonto, um den Energie­verbrauch der Schulgebäude sichtbar zu machen. Großen Anklang fanden die handliche Broschüre im Hosentaschen­format „Klimaschutz to go – Schule“ mit einer Auflage von 150.000 Stück und das Poster „Klimaschutz to go – Schule“ mit einer Auflage von 30.000 Stück mit Tipps zum Klimaschutz in der Schule.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    • 90.000 Nutzerinnen und Nutzer sollten neu für das Energiesparkonto gewonnen werden;
    • 100.000 Nutzerinnen und Nutzer sollten ihren Verbrauch dokumentieren;
    • 30 Millionen Menschen sollten durch eine Kommunikationskampagne in Zeitungen und Zeitschriften erreicht werden, 15 Millionen Menschen durch Funk und Fernsehen;
    • ein Energiesparkonto für Schulen und dazugehörige Informationsmaterialien für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer sollte entwickelt werden;
    • mindestens 1.000 Schulen sollten sich im Energiesparkonto registrieren;
    • das Energiesparkonto sollte als Schnittstelle für Smart Meter und Hausautomation in 1.000 Haushalten getestet werden.
  • Die Bausteine des Energiesparkontos

    Bilanzierung: Die Kontobesitzerinnen und besitzer geben Verbrauchswerte aus den Energieabrechnungen sowie Angaben zur Haushaltssituation und zum Wohngebäude (zum Beispiel Gebäudealter, Sanierungsstand) über die Benutzer-Oberfläche ein. Die Software bereitet diese Angaben in einer anschaulichen Bilanz textlich und grafisch auf.

    Bewertung: Die Software vergleicht die Verbrauchsdaten mit Vergleichswerten (Mittelwerte), Klimadaten und CO2-Koeffizienten. Damit können die Nutzerinnen und Nutzer ihren Energieverbrauch als vergleichsweise hoch, niedrig oder optimal einordnen.

    Beratung: Auf Basis der Bilanzierung und der Bewertung erstellt die Software automatisierte Hinweise zu Einsparpotenzialen sowie den Klimaschutzwirkungen und den wirtschaftlichen Effekten der jeweiligen Maßnahmen. Zusätzlich vermittelt sie Kontakte, zum Beispiel zu Beratungseinrichtungen oder Handwerksbetrieben.

  • Was hat das Projekt erreicht?

    • Circa 24.000 Nutzerinnen und Nutzer wurden für das Energiesparkonto gewonnen;
    • circa 13.000 Nutzerinnen und Nutzer haben ihren Verbrauch dokumentiert;
    • circa 33 Millionen Menschen wurden durch eine Kommunikationskampagne in Zeitungen und Zeitschriften erreicht und circa 14 Millionen Menschen durch Funk und Fernsehen;
    • das Energiesparkonto für Schulen und dazugehörige Informationsmaterialien für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer wurden entwickelt, 50 Schulen legten sich ein Energiesparkonto an;
    • der Praxistest des Energiesparkontos als Schnittstelle für Smart Meter und Hausautomation wurde in 506 Haushalten durchgeführt.
  • Wie ging es weiter?

    • Informationen zum Energiesparclub sind auf der Projektwebseite zu finden;
    • Interessierte können ein eigenes Energie­sparkonto unter www.energiesparclub.de anlegen.

Beitrag zum Klimaschutz

Die Auswertung der 478 aktiv genutzten Energie­spar­konten zeigte, dass das Projekt zu direkten Treibhaus­gas­ein­sparun­gen führte. Zwischen 2008 und 2010 verringerten die teilnehmenden Haushalte insgesamt 2,48 Prozent ihres CO2-Ausstoßes über die auf dem Konto registrierten Aktivitäten. Im Strombereich waren es dabei 1,2 Prozent und bei der Wärme 3,3 Prozent (temperaturbereinigt). Damit wurden die prozen­tualen Minderungsziele erreicht.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Der Erfolg des Projektes basierte auf einer Reihe interessanter Faktoren, die auch für die Entwicklung weiterer Online-Beratungstools hilfreich sein kann.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    • Mitmachbereitschaft der Zielgruppe skeptisch einschätzen und genau in die Gestaltung des Angebots mit einbeziehen;
    • begleitende Evaluation zur Optimierung des Projektes nutzen;
    • Argumente für das Produkt klar herausarbeiten und an die Verbraucherinnen und Verbraucher kommunizieren.

Handhabung von Online-Medien erleichtern

Das Einrichten eines Kontos kostet Zeit – für das Verstehen der Eingabemasken und für das Sammeln und die Eingabe der Daten. Wenn das nicht gleich funktioniert, vergeht den Verbraucherinnen und Verbrauchern sehr schnell die Lust. Voreingestellte Standardwerte vereinfachen beim Energiesparkonto die Handhabung und tragen damit zur guten Akzep­tanz des Kontos bei. Wenn die Daten nicht komplett eingegeben werden können, ergänzt das Programm mit Durchschnittswerten, sodass auch bei unvoll­stän­digen Daten eine erfolgreiche Konto­ein­richtung möglich ist.

„Sie bekommen Ihren Energieverbrauch in den Griff. Das Energiesparkonto macht Ihren Verbrauch von Heizenergie, Strom und Wasser sichtbar. Das motiviert, sparsam mit Energie umzugehen. Denn nur wer den eigenen Verbrauch kennt und weiß, an welcher Stelle er entsteht, kann wirksame Schritte einleiten, um ihn dauerhaft zu reduzieren.“  Auszug aus Zehn gute Gründe für ein Energiesparkonto

Anreizsystem für Schulen verbessern

Die Printmaterialien wurden von den beteiligten Schulen stark nachgefragt. Nur 50 Schulen legten sich allerdings ein Energiesparkonto an. Es stellte sich als schwierig heraus, Verantwortliche für die Pflege eines Schulkontos und für die Umsetzung von Effizienz­maßnahmen zu finden. Darüber hinaus fehlten Anreiz­mechanismen zum Energiesparen – zumindest solange die Schulen nicht an einem Programm wie fifty/fifty teilnehmen können, das die Hälfte der eingesparten Energiekosten an die Schule auszahlt.

Begleitende Evaluation ermöglicht Optimierung

Evaluationen tragen zum Projekterfolg bei, da sie frühzeitig Hinweise für Optimierungen aufzeigen. Daher ist es wichtig, wie hier geschehen, bereits bei der Projektplanung ein Evaluationskonzept mitzu­denken. Das Team befragte im Laufe des Projektes Nutzerinnen und Nutzer, wertete die Effekte der Öffentlichkeitsarbeit aus und stellte die erreichten Einsparungen absolut und prozentual dar. Durch diese begleitende Überprüfung der Maßnahmen wurden Verbesserungs­vorschläge und Anregungen für Folgeprojekte gesammelt.

Argumente für die Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich herausarbeiten

Die Motivation zum Mitmachen wächst aus den erkennbaren Vorteilen. Diese müssen klar und einfach beschrieben werden. Das Projekt listet dazu zehn Gründe für ein Energiesparkonto prägnant auf.

Weiterführende Informationen