GreenConServe
Klimaschutz durch gezielte Umsetzung vorhandener Innovationen im Bausektor
Projektnehmer
Forschungszentrum Jülich GmbH
Projektlaufzeit
01.01.2011 bis
31.10.2012
Fördersumme
722.705 Euro
Förderkennzeichen
03KSE015
Förderprogramm
Nachhaltiges Bauen schützt das Klima
Nachhaltiges Bauen betrachtet den gesamten Lebenszyklus der Baumaterialien und des Gebäudes – von der Planung über die eingesetzten Produkte bis hin zur Entsorgung der Bauteile. Es kann wesentlich zum Klimaschutz beitragen und birgt große Chancen für die Baubranche. Trotzdem kommt es in der Praxis bislang noch wenig zum Einsatz. Um dem komplexen Thema aus der Nische zu helfen, braucht es qualifizierte Fachkräfte.
Auf einen Blick
Das Projekt wollte vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus der Baubranche für das immer wichtiger werdende Nachhaltige Bauen fit machen. Dazu kooperierte das Forschungszentrum Jülich (FZJ) mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB). Hintergrund der Projektidee war die neue EU-Gebäuderichtlinie, die für Gebäude zukünftig deutlich höhere Standards vorschreibt. Das Projektteam setzte auf unterschiedlichen Ebenen an: Veranstaltungen vermittelten erste Grundlagen, die zum Teil in Schulungen vertieft werden konnten. Richtig konkret wurde es anschließend mit den Modellvorhaben. Betriebe konnten dafür einen Gutschein beantragen, mit dem dann eigene Projektideen und Beratungen im Betrieb verwirklicht wurden.
Innovationen für Nachhaltiges Bauen
Nachhaltiges Bauen betrachtet im Gegensatz zu konventioneller Bauweise die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes. Sie beinhaltet die Planungsprozesse, die Produktion emissionssparender Baumaterialien, Energie- und Ressourcenverbrauch (zum Beispiel durch Heizungs- und Klimatisierungssysteme während der Nutzung) sowie umweltschonende Sanierungsverfahren und die Entsorgung der Bauteile. Damit ist die gesamte Wertschöpfungskette der Baubranche involviert und von den technischen Trends und rechtlichen Bestimmungen betroffen. Gleichzeitig ist die Branche geprägt von eher kleinen und mittelständischen Betrieben, die sich oft schwer tun mit der aktiven Umsetzung von Innovationen. Diesem Manko wollte das Projekt begegnen und Betrieben Wissen vermitteln, um Gebäude mit neuen Techniken und Produkten so zu planen, zu bauen, zu sanieren und zu betreiben, dass der CO2-Ausstoß deutlich reduziert wird.
Austausch mit europäischen Nachbarn
Das Vorhaben war Teil des europäischen Projektes GreenConServe, an dem sich Betriebe und Einrichtungen aus Frankreich, Norwegen und Polen beteiligten. Die in den verschiedenen Ländern erzielten Ergebnisse wurden verglichen und gemeinsam diskutiert, die Reichweite der Erkenntnisse sollte so gesteigert und der Lerneffekt intensiviert werden.
Breite Information zum Einstieg
Das Projektteam konnte auf insgesamt zehn Veranstaltungen rund 250 Unternehmen erreichen und für das Thema Nachhaltiges Bauen sensibilisieren sowie über die Angebote des Projektes informieren. Auf der Consense-Messe, einer internationalen Fachmesse mit einem Kongress für Nachhaltiges Bauen, war das Projekt sowohl 2011 und 2012 mit einem Stand präsent. An dem auf der Messe veranstalteten Workshop nahmen 30 Unternehmen teil. Während einer Veranstaltung zur Innovation City in Bottrop erhielten Vertreterinnen und Vertretern der Baugewerke Einblick in die Kriterien des Nachhaltigen Bauens.
Bundesweit flächendeckende Qualifizierung
Einen Schritt weiter gingen die Schulungen, die in verschiedenen Regionen Deutschlands stattfanden – von Kiel bis München, von Bottrop über Berlin bis Chemnitz. Dadurch wurden circa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Nachhaltigem Bauen weitergebildet und über die Vorgaben der neuen EU-Gebäuderichtlinie informiert. In weiteren Betrieben fanden 50 unternehmensinterne Schulungen statt, an denen insgesamt 80 Personen teilnahmen.
Die Schulungen sollten die Unternehmen darin unterstützen innovative Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in ihr Geschäftsmodell zu integrieren.
Bürokratiearm zum Modellvorhaben
Um das eigentliche Projektziel zu erreichen, nachhaltiges Bauen in die Tat umzusetzen, unterstützte das Projekt die Betriebe finanziell bei der Umsetzung eigener Ideen. Die dafür im Rahmen des Projektes entwickelten Förderbedingungen mündeten in ein einfaches Antragsformular, über das die Betriebe nach Bewilligung einen Gutschein im Wert von 20.000 Euro erhielten. Sie konnten damit externe Beratungsangebote in Anspruch nehmen, um so betriebliche Prozesse zu optimieren und Produkte zu erproben. Insgesamt 20 Unternehmen erhielten den Zuschlag für die Förderung als Modellvorhaben. Fünf Unternehmen kamen aus dem Bereich der Planung und erprobten zum Beispiel die Anwendung von Zertifizierungen. Drei der Modellvorhaben setzten an großen städtebaulichen Vorhaben erstmals auf das Konzept des Building Information Modeling (auf Deutsch Gebäudedatenmodellierung). Fünf Projekte nahmen die Ökobilanz ihrer Produkte unter die Lupe – vom Ziegel bis zu Dichtungsmaterialien.
In acht Modellvorhaben ging es um die innovative Anwendung bereits vorhandener klimafreundlicher Lösungen. So wurden bekannte Technologien wie die Kraft‑Wärme-Kopplung und Geothermie auf neuartige Weise genutzt, zum Beispiel für eine deutlich effizientere Gebäudeklimatisierung. Dabei entstanden interessante und innovative Anschauungsobjekte. So baute beispielsweise die ENVISYS GmbH aus Weimar im Gebäude eine angeströmte Deckenheizung im Zuge der Sanierung einer Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1870 als Kombination von Flächenheizung und hocheffizienter Lüftung ein. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde später Firmensitz des Unternehmens.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Sensibilisierung und Befähigung der KMU für Nachhaltiges Bauen durch Information und Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Veranstaltungen und Messepräsenzen sowie in Schulungen;
- Umsetzung von Modellvorhaben zum Nachhaltigen Bauen.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Sensibilisierung durch Information der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 250 Unternehmen auf insgesamt zehn Veranstaltungen;
- Qualifizierung von 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Schulungen in fünf Städten;
- Umsetzung von 20 Modellvorhaben in den Bereichen Planung, Zertifizierung, Ökobilanzierung von Baumaterialien und innovative Anwendungsformen von bestehenden Technologien.
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Welche Ausstrahlung hatte das Projekt?
Als Teil der europäischen Initiative wurden die Projektergebnisse zum Nachhaltigen Bauen über Deutschland hinaus bekannt gemacht. Somit erzielte das Projekt eine über Deutschland hinausreichende Breitenwirkung.
Beitrag zum Klimaschutz
Die zahlreichen Informationsveranstaltungen, Schulungen und Workshops sowie die erfolgreichen Modellvorhaben stärkten in den Unternehmen das Bewusstsein für die Notwendigkeit klimafreundlicher und nachhaltiger Gebäude, Planungstechniken und Bauweisen. Alle 20 Modellvorhaben wurden erfolgreich umgesetzt und leisteten so einen Beitrag zum Klimaschutz, nicht nur im direkten Betrieb, sondern auch durch vermiedene Emissionen im Produktionsprozess der Baumaterialien.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Flexible Information- und Qualifikationskonzepte entwickeln;
- Niedrigschwellige Informationsangebote für die Unternehmen anbieten;
- Gutschein-Format als Erfolgsmodell für die Beantragung der Förderung nutzen;
- finanzielle Förderung mit Eigenfinanzierung kombinieren.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Um in KMU innovative Entwicklungen anzustoßen und aktuelles Wissen zu vermitteln sind flexible Angebote und auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmte Strategien erforderlich.
Unternehmen dort abholen wo sie sind
Besonders kleinere Unternehmen müssen scharf kalkulieren. Bei guter Auftragslage muss das durch den Fachkräftemangel häufig knappe Personal gut eingeplant werden. Priorität hat die Auslastung des Personals in gewinnbringenden Aufträgen. Daher ist die Bereitschaft der Teilnahme an Schulungen sehr stark von der Konjunktur und dem kurzfristig zu erreichenden Mehrwert abhängig. Die Unternehmen wurden daher auf Branchenmessen angesprochen, auf denen sie sowieso vor Ort waren. Veranstaltungen sollten eher im Winter stattfinden, wenn ein Teil der Bauprojekte auf Eis liegt.
Niedrigschwellige Informationsangebote
Nachhaltigkeit am Bau wird trotz der Bedeutung für den Klimaschutz in vielen Betrieben als wenig relevant eingestuft. Um den Bedürfnissen der Unternehmen zu entsprechen wurden daher breit angelegte Informationsangebote entwickelt, die grundlegendes Wissen zum Nachhaltigen Bauen und zur Relevanz des Klimaschutzes im Bausektor vermittelten.
Vereinfachung der Beantragung von Fördermitteln
Komplizierte Förderanträge schrecken viele Betriebe ab, die den bürokratischen Aufwand fürchten. Das Gutschein-Modell hat sich bewährt, es war einfach nachvollziehbar und die Bewilligung erfolgte zeitnah.
Finanzieller Eigenanteil der Unternehmen
Die unternehmensinternen Schulungen und die Modellvorhaben wurden zwar finanziell gefördert, die Unternehmen mussten aber auch einen Eigenanteil von mindestens der Hälfte der Kosten einbringen. Das erhöhte nicht nur die Identifikation mit dem Modellprojekt, sondern löste private Investitionen aus, die teilweise auch die öffentlichen Fördermittel deutlich überstiegen.