Klimagesichter I
Klimawandel und persönliche Erfahrung
Das Projekt qualifizierte zwischen 2019 und 2022 Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung aus 30 verschiedenen Herkunftsländern zu „KlimaGesichter“-Referierenden. In selbst konzipierten Workshops teilten sie ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Klimawandel und Klimagerechtigkeit in ihren Herkunftsländern.
Projekttitel
KlimaGesichter I
Projektnehmer
Deutsche KlimaStiftung
Unabhängiges Institut für Umweltfragen e. V.
Jugendwerkstatt Felsberg e. V.
Projektlaufzeit
28.01.2019 bis
31.12.2022
Projektkontakt
Dr. Annika Mannah
mannah@deutsche-klimastiftung.de
www.deutsche-klimastiftung.de
Jutta Inauen
j.inauen@juwesta.de
juwesta.de
Florian Kliche
Florian.Kliche@ufu.de
www.ufu.de
Fördersumme
942.216,00 Euro
Förderkennzeichen
67KF0182A/B/C
Förderprogramm
Auf einen Blick
Das Projekt greift die Themenkomplexe Klimagerechtigkeit und Klimaflucht auf. Neben der Integration der teilnehmenden KlimaGesichter in den Arbeitsmarkt soll auch der interkulturelle Austausch über persönliche Erfahrungen und damit die Sensibilisierung für die Themen Klima und Migration eine Rolle spielen.
Menschen auf einer persönlichen Ebene erreichen
„Das Projekt ist für mich eine Metamorphose“, sagt eine Referentin aus Zentralafrika. Durch die Methode des Storytellings werden Mut und Didaktik zur Vermittlung persönlicher Themen geschult, um die Workshopteilnehmenden auf einer emotionalen Ebene zu erreichen.
Was sollte das Projekt erreichen?
- Interkulturelle Klimabildung durch authentische Biografien
- Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte durch Qualifizierung zu Referierenden
- Sensibilisierung für Klimagerechtigkeit und klimainduzierte Migration durch innovative Veranstaltungsformate sowie die emotionale Ansprache in den Workshops
- Bündelung von Kompetenzen im Bereich Klimagerechtigkeit durch gemeinsame Kampagnen, zum Beispiel in Kooperation mit dem Speisehersteller Ben & Jerry’s im Jahr 2022
Was hat das Projekt erreicht?
In der ersten Projektphase „KlimaGesichter“ wurden 65 Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung in 60 Umweltbildungsworkshops an Sprachschulen und vertiefend in 13 Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenschulungen in Berlin, Nordhessen und Bremen/Bremerhaven qualifiziert.
Insgesamt konnten 295 Personen erreicht werden. Der Pool von 65 qualifizierten „KlimaGesichter“-Referierenden aus 30 verschiedenen Herkunftsländern setzte zwischen 2019 und 2022 über 110 Workshops um – digital und in Präsenz. Die begleitende Ausstellung „Klimaflucht“ wurde mit 19 Kooperationspartnerschaften in allen 16 Bundesländern geplant, aber aufgrund der Pandemie letztlich nur an zehn Standorten gezeigt. Begleitend wurden außerdem sieben Filmspots mit „KlimaGesichtern“ entwickelt, ein Dokumentarfilm über ein Flüchtlingscamp zum Thema Klimaflucht gedreht, eine Themenbroschüre und eine Portraitausstellung erstellt. Ergänzt wurde die Bildungsarbeit durch zahlreiche Publikationen, Artikel und Interviews sowie die internationale Kampagne mit Ben & Jerry’s: Climate Just’ice now!
Wie ging es weiter?
Seit 01/23: Folgeprojekt „KlimaGesichter II: climateXchange – Interkultureller Austausch“, Förderkennzeichen: 67KF0182AB
Beitrag zum Klimaschutz
„Das Projekt ist eine Metamorphose für mich! Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal trauen würde, vor so vielen Menschen über meine persönliche Geschichte und als Klimabotschafterin meines Heimatlandes zu sprechen. Das ist eine große Ehre. Und die Reaktion der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigt mir, dass ich gehört werde – eine Stimme habe – und etwas für den Klimaschutz bewirken kann!“ („KlimaGesichter“-Referentin Lilly aus Zentralafrika)
Das Projekt gibt Klimaflucht ein Gesicht
An dieser Stelle ist es wichtig, das Stichwort Klimagerechtigkeit zu betonen. Aktuell wird es der deutschen Mehrheitsgesellschaft oft leicht gemacht, die sozialen und/oder ökologischen Kosten ihres klimaschädlichen Handelns zu externalisieren. Dies geschieht deshalb so leicht, weil wir uns emotional von der Tragweite unserer Alltagsentscheidungen abkoppeln und deren Folgen ausblenden. Dieser alltäglichen Ungerechtigkeit gibt das Projekt ein Gesicht und viel wichtiger eine Stimme, die man, wenn man sie einmal gehört und erlebt hat, so leicht nicht wieder vergessen kann.
Menschen, die an den „KlimaGesichter“-Workshops teilgenommen haben, integrieren klimafreundliches und -bewusstes Verhalten deutlich stärker in ihren Alltag. Aber nicht nur das: Innerhalb der Workshops finden sich immer wieder Menschen zusammen, die kollektiv Projekte zum Themenkomplex Klimawandel und Flucht initiieren und sich politisch einbringen wollen. Einige finden auch in unseren Projekten eine Plattform dafür und bewerben sich um einen Platz bei den „KlimaGesichtern“.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Als nachhaltiges Projekt, das durch die Zusammenarbeit vieler Menschen entstanden ist, hat „KlimaGesichter“ einige Stärken: Bei der Entwicklung wurde eine Vielfalt an Methoden und Perspektiven genutzt und die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, an politischen Veränderungen mitzuwirken. Darüber hinaus punktet das Projekt mit Authentizität, Vielfalt und der aktiven Einbindung der Zielgruppe in die Prozesse.
Gemeinsames Engagement für den Klimaschutz
Die Projektteilnehmenden engagieren sich trotz kultureller Unterschiede gemeinsam für den Klimaschutz. Das hat allen Beteiligten die Chance gegeben, sich im Rahmen des Projekts auch persönlich weiterzuentwickeln, flexibel zu sein, sich gegenseitig zu begleiten und gemeinsam zu wachsen. Da die Projektlaufzeit teilweise mit der Coronapandemie zusammenfiel, war die damit verbundene Digitalisierung auch eine Chance, das Projekt trotzdem weiterzuführen und daraus zu lernen.
Probleme und Risiken, die im Rahmen des Projekts auftraten
Zu den Problemen und Risiken, die im Rahmen des Projekts auftraten, gehörten eine teilweise ungleiche Gewichtung zwischen dem Projekt und seinem Verbundpartner sowie der unsichere Aufenthaltsstatus einiger „KlimaGesichter“-Referierender. Auch die Organisation der Workshops war eine Herausforderung, die teilweise mit zu hohen Ansprüchen verbunden war, die in der Kürze der Zeit nicht umgesetzt werden konnten. Aufgrund von Überlastung und Überforderung der Teilnehmenden kam es auch zu personellen Veränderungen der Projektlaufzeit.
Produkte des Projekts
- Kurze Filmspots mit Statements von fünf KlimaGesichtern
- Eine eigene Website
- Eine Dokumentation aus dem Flüchtlingscamp Vathy auf Samos mit eigenem Trailer
- Die Themenbroschüre „Klimaflucht“
- 19 lebensgroße Ausstellungsfiguren
- Die digitale Ausstellung „Klimaflucht“
- 25 „KlimaGesichter“-A3-Portrait-Poster mit Statements unserer Referierenden
Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Engagierte Kolleginnen und Kollegen, die es geschafft haben, die motivierten „KlimaGesichter“-Teilnehmenden über vier Jahre (2019 bis 2022) mit dem Projekt zu verbinden, so dass heute ein stabiler Pool von Referierenden existiert, um die große Nachfrage nach „KlimaGesichter“-Workshops zu bedienen
- Vernetzung verschiedener Organisationen und Unternehmen, mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, die aber alle übergeordnet zum Thema Klimagerechtigkeit arbeiten
- Ein inhaltlich hochaktuelles und politisch brisantes Thema, das durch eine authentische Vermittlung zum Ausdruck kommt