Masterplan 100% Klimaschutz im Landkreis Gießen
„Unser Masterplan steht unter dem Motto ‚Unsere Heimat – unser Klima', da wir die Herausforderungen für 100 Prozent Klimaschutz nur gemeinsam mit allen Städten, Gemeinden und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort meistern können!“ Anita Schneider, Landrätin, Landkreis Gießen
Projektnehmer
Landkreis GießenProjektlaufzeit
01.07.2016 bis
30.06.2020
Projektkontakt
Fördersumme
781.544 Euro
Förderkennzeichen
03KP0006/M
Förderprogramm
Der Landkreis Gießen im Profil
Der Landkreis Gießen umfasst 18 Städte und Gemeinden. 45 Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, weitere 35 Prozent sind Waldflächen. Die Universitätsstadt Gießen ist Standort zweier Hochschulen und fungiert als Oberzentrum. Die Gewerbestruktur im Landkreis ist geprägt durch zahlreiche mittelständige Unternehmen, Handel und Dienstleistung, jedoch auch einige produzierende Unternehmen. Neben der urbanen Region rund um die Stadt Gießen gliedert sich der Landkreis zugleich in sehr ländlich geprägte Regionen.
Seit dem Jahr 2007 engagiert sich der Landkreis im Klimaschutz und setzt sich insbesondere für eine Wärmewende ein. 2013 wurde ein Integriertes Klimaschutzkonzept erarbeitet, das derzeit umgesetzt wird. Durch die langjährige enge Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Kommunen, aber auch Akteuren wie den Stadtwerken Gießen und den Hochschulen, konnten bereits zahlreiche, auch interkommunale, Projekte verwirklicht werden.
Landkreis Gießen: Herausforderungen im Klimaschutz
Der Landkreis Gießen verfügt über ein geringes Ausbaupotenzial Erneuerbarer Energien, weshalb Maßnahmen zur Energieeinsparung eine sehr hohe Bedeutung zukommt. Ein großes Potenzial liegt in der Wärmeversorgung von privaten Gebäuden und muss durch die Erhöhung der Sanierungsquote und der Qualifikation von Fachkräften ausgeschöpft werden.
Eine weitere Herausforderung ist der Themenschwerpunkt Mobilität, für den noch eine detaillierte Datengrundlage fehlt. Das Stadt-Land-Gefälle zwischen der Universitätsstadt Gießen und den sehr ländlich geprägten Regionen im Ostkreis stellt hier eine wesentliche Herausforderung dar.
Der Masterplan 100 % Klimaschutz im Landkreis Gießen
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Konzepterstellung und Beteiligung
Bereits zu Beginn des Masterplanprozesses lag im Landkreis Gießen eine gute Datengrundlage zur Bilanzierung der energetischen, leitungsgebundenen Daten vor. Durch die intensive Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren und der transparenten und frühzeitigen Kommunikation der Masterplanziele und -inhalte konnte sehr schnell mit der weiteren Datenerhebung und mit Fachgesprächen begonnen werden. Aus dem bereits bestehenden Klimaschutz- und Energiebeirat wurde ein zusätzlicher Masterplanbeirat gegründet. Dieser tagt etwa alle sechs bis acht Wochen und begleitet den Erstellungsprozess fachlich.
Langfristiger gestaltet sich die Bilanzierung der kommunalen Liegenschaften. Hier ist noch nicht absehbar, was in der zeitlich sehr begrenzten Konzepterarbeitungsphase erreicht werden kann. Die CO2- sowie Energiebilanz des Landkreises zeigt auf, dass die größten Verbräuche und Emissionen in den Bereichen Gebäudebestand und Mobilität auftreten.
Zu den bereits im Vorfeld des Prozesses definierten Schwerpunkten im Bereich Mobilität und Gebäudebestand werden im Rahmen des Masterplans die weiteren Handlungsfelder „Klimafreundliche Produktion“, „Regionale Klimaschutz Kooperation“, „Resilienzstrategie“, „Klimafreundlicher Verbrauch“, „Bodenschutz und Landwirtschaft“, „Stoffkreisläufe und Ressourcenschutz“ und „Urbane Schwerpunkte“ genauer betrachtet.
Organisationsstruktur
Das Masterplanmanagement koordiniert in enger Abstimmung mit den beauftragten Fachbüros die Masterplanerstellung. Ergebnisse und Zwischenergebnisse werden dort diskutiert, eventuell angepasst und anschließend im Klimaschutz- und Energiebeirat besprochen. Über diverse Angebote können sich Bürgerinnen und Bürger sowie Expertinnen und Experten direkt in die Konzepterstellung einbringen. Auch wird eng mit Kommunen zusammengearbeitet, um individuelle Klimaschutzkurzkonzepte zu erstellen.
Beteiligungsprozess
Der Landkreis möchte im Rahmen des Masterplanprozesses alle relevanten Akteure einbeziehen und erstellt für jede der kreisangehörigen Kommunen ein individuelles Klimaschutzkurzkonzept. In individuellen Gesprächen mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern werden die Bedürfnisse der Kommunen erfasst. Kommunale Workshops geben den Bürgerinnen und Bürgern zudem vor Ort die Gelegenheit, den Klimaschutz in ihrer Kommune mitzugestalten.
Dem Landkreis Gießen ist es sehr wichtig, den Prozess transparent zu kommunizieren und Bürgerinnen und Bürger sowie interessierte Institutionen, Vereine und Unternehmen kontinuierlich zu beteiligen. An der Auftaktveranstaltung „Aktionstag Vision 2050“ nahmen rund 250 Bürgerinnen und Bürger teil. Erste Ideen konnten in fachlichen Workshops mit regionalen Akteuren, zum Beispiel ÖPNV-Betreiber, Verbände, Vereine, Energieversorger), tiefgehend diskutiert und weiterentwickelt werden. Eine weitere Möglichkeit der Partizipation bietet die neu erstellte Plattform zum Klimaschutz im Landkreis Gießen. Diese bietet allen Interessierten die Möglichkeit, sich über die Klimaschutzaktivitäten des Landkreises zu informieren, an Umfragen teilzunehmen oder Projektideen einzureichen und zu bewerten. Um den Bürgerinnen und Bürgern die Ergebnisse des Masterplans auf verständliche Weise zu präsentieren und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, wird der Masterplan zusätzlich im Format eines Bürgerreports erscheinen.
Weiterführende Informationen:
Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis Gießen
Masterplankonzept 100 % Klimaschutz Landkreis Gießen -
Umsetzung des Masterplans
Ende September 2017 startete die Umsetzungsphase des Masterplanprozesses. Im Mai 2018 konnte eine zweite Personalstelle im Masterplanmanagement besetzt werden.
In der Umsetzungsphase werden thematische Schwerpunkte gesetzt: Eine gute Kommunikation und öffentlichkeitswirksame Aktionen sollen dazu beitragen, für den Masterplan zu werben und einen begleitenden zivilgesellschaftlichen Prozess zu fördern. In Zusammenarbeit mit einer Kampagne des regionalen Handwerks werden energetische Gebäudesanierungen im Landkreis durchgeführt. Informations- und Aktionskampagnen zum Thema Verkehr sollen dazu beitragen, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Schülerinnen und Schüler sollen für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden und ihr Wissen erweitern. Mit den beteiligten Akteurinnen und Akteurinnen im Landkreis Gießen wird eine Suffizienzoffensive initiiert.Ausgewählte Projekte
Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern
In speziellen Veranstaltungsformaten können Schülerinnen und Schüler Klimaschutz konkret erleben. Ziel ist es, spielerisch zu erlernen, wie durch kleine Verhaltensänderungen Elemente des Klimaschutzes in das eigene Leben integriert werden können. So wird beispielsweise für das Radfahren auf dem Weg zur Schule und nach Hause geworben, um das hohe Verkehrsaufkommen durch „Elterntaxis“ zu verringern. Ein anderes Beispiel sind Aktionstage, die energiesparende Maßnahmen im Haushalt und in der Schule vorstellen. Geben die Schülerinnen und Schüler anschließend ihr Wissen an die Eltern und ihr privates Umfeld weiter, gibt dies dem Klimaschutz weiteren Auftrieb.
Energetische Quartiersentwicklung
In enger Zusammenarbeit mit den Kommunen sollen rund sechs Quartiere definiert werden, die im Rahmen eines Förderprogramms zur energetischen Stadtsanierung intensiv betreut werden. Dabei spielt der zivilgesellschaftliche Prozess innerhalb der einzelnen Quartiere eine große Rolle. Ziel ist es, die Sanierungsrate deutlich zu erhöhen sowie die Dorfgemeinschaft zu stärken.
Suffizienzoffensive für den Landkreis Gießen
Durch die hohe Studierendendichte im Landkreis Gießen gibt es bereits viele verschiedene Initiativen, die sich mit Themen wie beispielsweise neue Wohnformen, Ernährung, alternative Mobilität und vielen mehrbefassen. Ziel ist es, im ersten Schritt einen Suffizienzbeirat zu gründen, um in engeren Kontakt mit den Initiativen zu treten. In diesem Rahmen können gemeinsam Maßnahmen entwickelt werden, um die Initiativen in der Öffentlichkeit stärker sichtbar zu machen.
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Projektverlauf und Meilensteine
Juli 2016
Start des Masterplanprozesses
Vorstellung des Masterplans im Klimaschutz- und Energiebeirat und Gründung eines Masterplanbeirats
September 2016
Benennung von Themenpaten und -patinnen für die einzelnen Handlungsfelder
Start der kommunalen Beteiligungsphase
Gespräche mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern
Durchführung erster kommunaler Workshops
Januar 2017
Öffentliche Auftaktveranstaltung „Aktionstag Vision 2050“
Februar 2017
Fachworkshop zum Thema Mobilität
März 2017
Fachworkshop zum Thema Lebensstile
Fertigstellung des Klimaschutzkurzkonzepts der Stadt Gießen und Beantragung eines Klimaschutzmanagers
April 2017
Vorstellung des Konzepts im Masterplanbeirat, Vorbereitung der politischen Beschlüsse
Vorstellung des Konzepts im Klimaschutz- und Energiebeirat
September 2017
Beschluss des Masterplankonzepts und Start der Umsetzungsphase
Dezember 2017
Kampagnen zu Schwerpunkten des Masterplans in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität
Juni 2018
Vertiefende Studie zum Bereich Elektromobilität und E-Mobilität im ÖPNV
August 2018 – September 2018
Beantragung von Klimaschutzmanagerinnen und -managern für Kommunen des Landkreises
Kampagne zum Austausch energieintensiver Kühlschränke
Kreisenergietag „Ich steig fossiler Energie aufs Dach“ mit dem Schwerpunkt der Nutzung von Solarenergie
Aufbau einer Tatenbank mit Beispielen zur Gebäudesanierung
Gründung Suffizienzbeirat
Oktober 2018 – Juni 2019
Antragstellung „Energetische Quartierssanierung“
Veranstaltungsreihe „Schritt für Schritt Energiekosten senken“ für mittelständische Unternehmen
Energiefrühstück für größere Unternehmen
Kampagne zur Stärkung regionaler Lebensmittel
Verankerung des Themas Suffizienz innerhalb der Verwaltung
Ab Juli 2019 Informationskampagne zur Schülermobilität
Umsetzung der Quartierskonzepte
Einstellung weiterer Klimaschutzmanagerinnen und -manager auf kommunaler Ebene Umsetzung der ausgewählten Maßnahme im Bereich des eigenen Fuhrparks
Juni 2020 Ende der Projektlaufzeit
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Klimaschutz im Landkreis Gießen: Was bisher geschah...
2006 beschloss der Kreistag den Landkreis Gießen zu einer Modellregion für Erneuerbare Energien zu entwickeln. 2011 folgte der Beschluss, die Energiewende im Landkreis zu forcieren und eine Koordinierungsstelle für Energiepolitik und Klimaschutzaktivitäten einzurichten. Zur beratenden Unterstützung für den Kreistag wurde ein Energiebeirat mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Hochschulen und Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürgern gegründet. 2012 gab der Landkreis Gießen die Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzepts in Auftrag, 2014 konnte ein Klimaschutzmanager eingestellt werden. Der Landkreis Gießen ist seit 2012 im Netzwerk „100 % Erneuerbare-Energie-Regionen“ und kooperiert darüber hinaus mit Landkreisen im Rahmen der Bioenergie-Region Mittelhessen und dem Projekt „BioRegioHolz Lahn“. Mit zwei Nachbarlandkreisen wurde 2015 eine Kooperationsvereinbarung im Klimaschutz beschlossen. Außerdem findet über die Projekte „RegioTwin“ und „Landkreise in Führung“ der Nationalen Klimaschutzinitiative eine Vernetzung über die Landkreisgrenzen hinaus statt.
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Kompetenzen auf einen Blick
Wir haben Kompetenzen in den Bereichen:
- Wärmebedarfsermittlung, Systematik über Schornsteinfegerdaten
- Aufbau Energieberatungsnetzwerk
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Energetische Sanierung von Schulgebäuden, zum Teil in Passivhausbauweise
Wir suchen Austausch zu:
- Nachhaltige Multimobilität
- Verwendung von Klärschlamm
Kommune | Landkreis Gießen |
Bundesland |
Hessen |
Einwohnerzahl |
262.505 (Stand 31.12.2015) |
Fläche |
854,67 km² |
Kreisangehörige Gemeinden |
18 |
Projektleitung |
Anita Schneider |
Klimaschutzmanagement |
Björn Kühnl |
Webauftritt |
www.lkgi.de |