Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE)
Koordinierungseinheiten des ZDH und des DIHK in der Servicestelle/Internationale Handwerksmesse München 2013
Projektnehmer
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK), Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Projektlaufzeit
01.08.2013 bis
31.12.2015
Fördersumme
131.582 € Euro
Förderkennzeichen
03KSE060A
03KSE060B
Förderprogramm
Erfolgreiches Wirtschaften braucht neue Wege
Für das Erreichen der deutschen Klimaschutzziele, aber auch den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit, ist das Engagement von Unternehmen aller Branchen und die Verbesserung ihrer Energieeffizienz unerlässlich.
Auf einen Blick
Mit einem Bündel an Maßnahmen unterstützte die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu meistern. Die Partnerinnen und Partner des Verbundprojektes entwickelten, erprobten und verbreiteten dazu bundesweit verschiedene Instrumente und Maßnahmen in den drei Projektsäulen „Dialog vor Ort stärken“, „Information und Beratung optimieren“ sowie „Wissensvermittlung, Qualifizierung und Erfahrungsaustausch verbessern“. Das Spektrum reichte von digitalen Leitfäden über die Qualifizierung von Azubis zu Energie-Scouts bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Roadshows. Die entwickelten Instrumente und Maßnahmen sollten KMU dabei unterstützen, Einsparpotenziale beim Energieverbrauch besser identifizieren und entsprechende Effizienzmaßnahmen umsetzen zu können.
Breites Bündnis starker Partnerinnen und Partner
Die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz entstand als gemeinsames Projekt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages e.V. (DIHK), des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH), des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Beide Ministerien unterstützten das Projekt auch finanziell. Weiterhin war die Handwerkskammer Koblenz mit der Durchführung der Internationalen Handwerksmesse München Teil des Verbundprojektes.
Mit der MIE wurde erstmalig ein so breites Bündnis aus Dachverbänden sowie regionalen Vertretungen aus Industrie, Handel und Handwerk auf die Beine gestellt. Der DIHK und der ZDH sind die Dachverbände der 79 Industrie- und Handelskammern sowie der 53 Handwerkskammern. Sie erreichen somit alle Unternehmen und Handwerkerinnen und Handwerker in Deutschland. Vor Ort standen die teilnehmenden regionalen Kammern und Branchenverbände den interessierten Unternehmen informierend und beratend zur Seite und boten Dienstleistungen an.
KMU als Treiber und Betroffene der Energiewende
Mittelständische Unternehmen sind häufig Vorreiter und Treiber für Innovationen rund um Energie und Klimaschutz. Gleichzeitig ist die Energiewende für sie eine Herausforderung. Zahlreiche Entscheidungen stehen an: Was ist die optimale Energieversorgung? Soll die Energie weiter eingekauft oder besser im Betrieb erzeugt werden? Wie reagiert man auf die stetig steigenden Strompreise? Welche Effizienzmaßnahmen sind wirtschaftlich und organisatorisch zu stemmen? KMU fehlt es häufig an schnell verfügbaren Informationen, an Personal oder an Finanzierungsmöglichkeiten, um die notwendigen Investitionsentscheidungen treffen und umsetzen zu können.
Die Bausteine im Projekt
Im Rahmen des Projektes unterstützten der ZDH und der DIHK die Unternehmen daher dabei, Energieeinsparpotenziale zu identifizieren, die notwendigen Aktivitäten umzusetzen und schließlich ihre Energieeffizienz zu verbessern. Der DIHK sowie der ZDH entwickelten dabei jeweils eigene Angebote für ihre Mitglieder. Zu den Angeboten zählten die Umsetzung von Entwicklungswerkstätten in sieben Umweltzentren des Handwerks, die Bekanntmachung eines Netzwerks für Klimaschutzunternehmen, die Ausbildung und der Einsatz von Energie-Scouts, die Vernetzung mit Hochschulen und Studierenden, eine Qualifizierungsmaßnahme zum betrieblichen Mobilitätsmanagement sowie verschiedene Praxisleitfäden. Über Roadshows und im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse 2013 in München trugen die Verbundpartner die Angebote an die Betriebe heran und präsentierten sie einem breiten Fachpublikum.
Zentrale Koordination, dezentrale Umsetzung und effektives Marketing
Ein solch umfassendes Projekt erforderte eine professionelle Koordinierung: Die Servicestelle war die zentrale Ansprechpartnerin für interessierte Handwerkskammern und IHKn und wurde gemeinsam von den Koordinierungsstellen von ZDH und DIHK betrieben. Sie war nach außen über eine gemeinsame Webpräsenz sichtbar und für die Handwerksbetriebe und Unternehmen per E-Mail und Servicetelefon zu erreichen.
Gleichzeitig koordinierte sie die Öffentlichkeitsarbeit, die die regionalen Vertretungen des DIHK und des ZDH dann dezentral umsetzten. Mit Veröffentlichungen, der Durchführung von Workshops und Roadshows sowie der Präsenz auf Veranstaltungen wie beispielsweise der HANNOVER MESSE machten die Kammern und Verbände vor Ort die Themen der Energiewende in den Betrieben bekannt. Regionaldialoge in verschiedenen Städten dienten der Vorbereitung der MIE und steigerten die Akzeptanz und das Wissen der KMU über die Herausforderungen und Chancen der Energiewende. Die Teilnahme von Bundesumweltminister Altmaier und Bundeswirtschaftsminister Rösler an der Auftaktveranstaltung ermöglichte eine beidseitige Sensibilisierung: Die Minister erhielten praxisorientierte Einblicke in den Energiewendealltag der KMU, gleichzeitig warben sie bei den Unternehmen für die Klimaziele der Bundesregierung.
Entwicklungswerkstätten
Von 2013 bis 2015 entwickelten und erprobten die sieben Umweltzentren des Handwerks (Hamburg, Hannover, Koblenz, Leipzig, Münster, Saarbrücken, Thüringen) zusammen mit Handwerksbetrieben in sogenannten Entwicklungswerkstätten praxistaugliche Leitfäden und Maßnahmen für die Umsetzung von Energieeffizienzverbesserungen.
Jedes Umweltzentrum erarbeitete dazu mit Betrieben einer ausgewählten Branche passgenaue Instrumente. Als Schwerpunkte wählten die Zentren Handwerksbranchen mit typischerweise hohem Energieverbrauch aus: Bäcker, Fleischer, Friseure, Kfz-Werkstätten, Textilreinigungen, Tischler und das metallverarbeitende Handwerk. Die gemeinsam mit den Betrieben entwickelten Maßnahmen waren entweder auf das jeweilige Gewerk zugeschnitten oder behandelten Querschnittsthemen wie den Umbau der Beleuchtung oder die Einführung eines Energiemanagementsystems. Für Kfz-Betriebe wurden beispielsweise Tipps für die Verbesserung der Energieeffizienz von Lackieranlagen erarbeitet. Im Dreiklang Entwickeln, Erproben und Nutzen berieten die Umweltzentren schließlich konkret die Betriebe auf Basis der entwickelten Werkzeuge. Darüber hinaus identifizierten die Umweltzentren Modellbetriebe aller sieben Branchen und nahmen diese in einen deutschlandweiten Pool auf – ihre Erfahrungen standen damit auch anderen Betrieben zur Verfügung. Das Projekt erreichte über die Werkstätten somit nicht nur eine Sensibilisierung der Handwerksbetriebe, sondern stieß auch konkrete Aktivitäten zur Verbesserung der Energieeffizienz an.
Leitfaden „Energieeffizienz im Handwerk“
Ein wichtiges Ergebnis der Entwicklungswerkstätten war der webbasierte Leitfaden „Energieeffizienz im Handwerk“. Er macht die erarbeiteten Werkzeuge und Informationen allen Unternehmen, Kammern, Fachverbänden und anderen Interessierten online verfügbar. Durch die aktive Beteiligung von Handwerksbetrieben während seiner Erstellung in den Entwicklungswerkstätten hat er einen hohen Praxisbezug. Der Leitfaden richtet sich sowohl direkt an Unternehmen als auch an Betriebsberaterinnen und ‑berater.
Die Webseite ist so strukturiert, dass sowohl die detaillierten Informationen zu den einzelnen Gewerken als auch Informationen zu den Querschnittsthemen übersichtlich abrufbar sind. Ergänzende Filmbeiträge informieren auf leicht verständliche Weise über typische Einsparmöglichkeiten.
Netzwerk der Klimaschutz-Unternehmen
Die Klimaschutz-Unternehmen e.V. sind ein branchenübergreifendes Netzwerk von Unternehmen, das aus einem NKI-Vorgängerprojekt des DIHK heraus gegründet wurde. Um aufgenommen zu werden, mussten die aktuell 33 Mitglieder sich zu messbaren und ambitionierten Zielen bei Klimaschutz und Energieeffizienz verpflichten. Die Servicestelle der MIE machte im Rahmen des Projektes das Netzwerk bei den mittelständischen Unternehmen bekannter und koordinierte die Begutachtung und Aufnahme neuer engagierter Unternehmen.
Praxisleitfaden „Mitarbeitermotivation für Klimaschutz und Energieeffizienz“
Mit inhaltlicher Unterstützung der Klimaschutz-Unternehmen e.V. wurde auch der Praxisleitfaden „Mitarbeitermotivation für Klimaschutz und Energieeffizienz“ erstellt. Der Praxisleitfaden folgt dem Motto, dass die Energiewende nicht ohne die Menschen funktioniert, die sie umsetzen. Das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben. Der Leitfaden schildert daher Aktivitäten und Instrumente für die Mitarbeitermotivation. Diese sind nicht am grünen Tisch entworfen, sondern basieren auf erfolgreich erprobten Praxisprojekten wie beispielsweise dem Verteilen von Klimasparbüchern an die Belegschaft. Der Praxisleitfaden hilft Unternehmen auch bei der Zertifizierung ihres Energiemanagementsystems nach ISO 50001, da diese auch Maßnahmen zur Förderung des Energiebewusstseins im Betrieb erforderlich macht. Die Auflage von 1.000 Exemplaren war bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Der Leitfaden steht jedoch weiterhin auf der Projektwebseite kostenlos zum Download zur Verfügung – ein Angebot, das bereits mehrere tausend Interessierte in Anspruch nahmen.
Ausbildung von Energie-Scouts
Ein weiterer Projektbaustein war die Qualifizierung von Azubis aller Ausbildungsberufe zu Energie-Scouts. Ein Energie-Scout (auf Deutsch Energie-Kundschafter) sucht im Unternehmen nach Energiefressern und Einsparpotenzialen. Die Auszubildenden lernten, Energieeinsparpotenziale zu erkennen, zu dokumentieren und Verbesserungen anzuregen. In vier Modulen erlernten sie die Grundlagen rund um Energie sowie relevante Fragen der Kommunikation und der Projektarbeit. Im Anschluss wendeten sie ihre neugewonnenen Kenntnisse in einem praktischen Energieeffizienzprojekt in ihrem Ausbildungsbetrieb an. Dabei wurden sie von der Ausbildungsleitung beziehungsweise der oder dem Energiebeauftragten betreut, und führten das Projekt gemeinsam mit ihm oder ihr durch. Das Angebot stieß auf große Resonanz bei den Unternehmen. Bis Ende 2015 boten 34 IHKn die Qualifizierung an, vier weitere planten diese und die Nachfrage ist nach wie vor ungebrochen.
Roadshows
Die Roadshow konnte als Veranstaltungsformat mit unterschiedlich kombinierbaren Bestandteilen und Themen nach Bedarf von den regionalen IHKn gebucht werden. Die standardisierten und qualitätsgesicherten Bausteine sorgten für hochwertige und vergleichbare Wissensvermittlung unabhängig von der finanziellen und personellen Ausstattung der IHKn in den jeweiligen Regionen. Mögliche Bestandteile waren eine Videopräsentation, ein Impulsreferat von Expertinnen und Experten oder eine Podiumsrunde. Je nachdem welche Fragen vor Ort für die Betriebe relevant waren, konnten die IHKn zwischen Themen wie Fördermöglichkeiten, Energiekosten, Eigenerzeugung und typischen Einsparpotenzialen in den verschiedenen Verbrauchsbereichen (Querschnittstechnologien, Green IT, Beleuchtung) oder der Einführung von Energiemanagementsystemen wählen.
-
Was sollte das Projekt erreichen?
- Verbesserung der Akzeptanz der Energiewende bei KMU durch zielgruppengerechte Vermittlung;
- Unterstützung von Unternehmen bei der Identifizierung von Einsparpotenzialen und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen;
- Qualifizierung von 300 Azubis zu Energie-Scouts.
-
Was hat das Projekt erreicht?
- Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen jeweils an der Auftaktveranstaltung zu den Regionaldialogen in Berlin sowie am Regionaldialog in Dortmund teil;
- bis Ende 2015 wurden über die Entwicklungswerkstätten mehr als 16.000 Betriebskontakte realisiert und rund 500 Beratungen durchgeführt – dabei wurden 60 Modell-betriebe identifiziert und für einen deutschlandweiten Pool ausgewählt;
- auf über mehr als 60 Roadshows wurden circa 1.800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht und informiert;
- bislang wurden 1.731 Auszubildende aus 532 Unternehmen zu Energie-Scouts qualifiziert;
- in der Projektlaufzeit qualifizierten sich weitere Unternehmen für den Verein der Klimaschutzunternehmen.
-
Wie ging es weiter?
- Alle regionalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner des Netzwerks sind auf der Projektwebseite www.mittelstand-energiewende.de mittels Postleitzahlensuche abrufbar;
- der Praxisleitfaden Mitarbeitermotivation ist auf der Projektwebseite als kostenloser Download verfügbar;
- die Webseite www.energieeffizienz-handwerk.de informiert über die erarbeiteten Werkzeuge für Handwerksbetriebe;
- die regionalen Kammern bieten weiterhin regelmäßig kostenpflichtige Qualifizierungen von Auszubildenden zu Energie-Scouts an.
Beitrag zum Klimaschutz
Der Beitrag zum Klimaschutz wurde im Projekt nicht berechnet. Die Betriebe, die die Energiesparmaßnahmen umsetzten, die ihnen durch die Energie-Scouts, die Informationsmaßnahmen oder die Schulungen aufgezeigt wurden, erzielten sicher Energieeinsparungen, die auch zur Reduktion von klimarelevanten Emissionen führten. Das Projekt führte allerdings keine Quantifizierung dieser Erfolge durch eine Umfrage oder ähnliches durch. Nachweisbar war die große Nachfrage nach den Roadshows, den Leitfäden und den Schulungen, sodass dem Projekt eine hohe Multiplikatorfunktion zugeschrieben werden kann.
-
Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Kontakt zur Servicestelle aufnehmen;
- bestehende Bausteine und Angebote nutzen.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Auf Grundlage dieser Erfahrungen brachte der DIHK das Nachfolgeprojekt „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz 2.0" zusammen mit BMWi, BMUB und ZDH auf den Weg. Dabei werden die erfolgreichen Instrumente weitergeführt beziehungsweise optimiert. Da es sich bei der MIE um ein Projekt handelt, für das die Nutzung einer bestehenden bundesweiten Struktur zentral ist, ist eine Nachahmung des Gesamtprojektes schwierig. Interessierte Betriebe, Kammern oder sonstige Einrichtungen können jedoch die bestehende Struktur und die Werkzeuge nutzen.
Zunächst sollten sich interessierte Institutionen und Unternehmen über die Projektwebseiten informieren und Kontakt zu den Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern aufnehmen. Insbesondere die Motivation von KMU sollte nur über die richtigen Kanäle – das heißt etablierte Branchenverbände – erfolgen.