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MoKli

Moor- und Klimaschutz: Praxistaugliche Lösungen mit Landnutzer*innen realisieren

Warum schaden entwässerte Moore dem Klima und wie lassen sich die Treibhausgasemissionen aus Moorböden vermindern und die nassen Moorböden als Paludikulturen (von lateinisch palus „Morast, Sumpf“ und cultura „Bewirtschaftung“) landwirtschaftlich nutzen? Darüber vermittelt das Projekt MoKli Wissen. Bundesweit wurde nach konkreten Lösungen gesucht, um bessere Rahmenbedingungen für den Moor-Klimaschutz zu schaffen.

Das Logo der Nationalen Klimaschutzinitiative: Eine weiß-blaue Weltkugel, neben der rechts der Text steht: "Nationale Klimaschutzinitiative"
Projektinformationen
Projektnehmer

Michael Succow Stiftung (MSS), Partner im Greifswald Moor Centrum (GMC)

Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL)

Universität Greifswald (Uni HGW), Partner im GMC

Projektlaufzeit

01.03.2019 bis
30.06.2022

Projektkontakt

Susanne Abel (Projektkoordination GMC)
susanne.abel@greifswaldmoor.de

Fördersumme

1.700.000 Euro

Förderkennzeichen

67KF0096-A, B, C

Workshop von MoKli
Wie leben die Menschen in Zukunft mit dem Moor? Workshop mit Akteur*innen der Modellregion Obere Peene
© Sophie Hirschelmann (GMC)
Jan Peters von der Succow Stiftung und Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei der MoKli-Abschlusskonferenz auf dem Podium
Podiumsdiskussion auf der MoKli-Abschlusskonferenz am 28. März 2022 in Berlin mit Jan Peters (Geschäftsführer Succow Stiftung) und Bundesumweltministerin Steffi Lemke
© Stephan Busse
Workshop von MoKli
Jan Peters von der Succow Stiftung und Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei der MoKli-Abschlusskonferenz auf dem Podium

Auf einen Blick

MoKli-Modellregionen

Das Projekt MoKli hat von 2019-2022 in fünf Modellregionen in moorreichen Bundesländern gemeinsam mit Landwirt*innen, den Wasser- und Bodenverbänden, den Behörden und anderen Akteur*innen vor Ort Lösungen für die konkrete Umsetzung von Moor- und Klimaschutz entwickelt. Dafür hat das Projekt Wissen zu Moor- und Klimaschutz breit in die Bevölkerung getragen, mit Landwirt*innen diskutiert, Machbarkeitsstudien erstellt und Szenarien für die Umsetzung von Paludikultur auf konkreten Flächen ausgearbeitet. Die Akteur*innen sind erste gemeinsame Schritte der Moor-Transformation gegangen und wollen nun damit beginnen, das Erarbeitete zu sichern und auszubauen. So sind in allen Modellregionen aufwändige Projektanträge zur Umsetzung von Moor-Klimaschutz und Paludikultur erarbeitet worden.

Mit MoKli  Moor-Klimawirt*in werden

Gemeinsam mit Partner*innen aus der Landwirtschaft erarbeitete MoKli das neue Berufsbild „Moor-Klimawirt*in“. Moor-Klimawirt*innen sind Landwirt*innen, die ihre Moorflächen klimaschonend bei hohen Wasserständen bewirtschaften und damit Moor-Klimaschutz praktizieren. Als Leitbild dient das Image aktiver Landwirt*innen, die klimaschonend wirtschaften und andere Landnutzende für diese Wirtschaftsweise sensibilisieren, um Klimaschutz als Vorbild und als wirtschaftliche Option zu präsentieren.

Rahmenbedingungen für den Moor-Klimaschutz schaffen

Das Umstellen der Bewirtschaftung benötigt Rahmenbedingungen, die die Nutzung rechtssicher, attraktiv und wirtschaftlich hält. Deshalb hat MoKli gezielt Diskussionsprozesse angestoßen und die Erfahrungen und Anforderungen für Moor-Klimaschutz in politische Entscheidungsprozesse auf Kommunal-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene einfließen lassen.

Wissen über den Moor-Klimaschutz vermitteln

MoKli vermittelt den Zielgruppen Wissen, wie entwässerte Moorböden dem Klima schaden, wie sich Treibhausgasemissionen aus Moorböden vermindern und sich Moorböden in Paludikultur nutzen lassen. Dafür wurden Feldtage, Workshops und viele Vorträge organisiert und Informationsmaterialien erarbeitet. Eine Wanderausstellung „Moore, Klimaschutz und Paludikultur“ war bundesweit unterwegs und informierte interessierte Bürger*innen.

Was sollte das Projekt erreichen?

  • Bewusstsein schaffen: Die klimaschädliche Bewirtschaftung von Mooren ist in Deutschland der Normalzustand. Das Bewusstsein für die klimaschädigende Wirkung von entwässerten Moorböden ist bei wichtigen Schlüsselakteur*innen oft gering ausgeprägt. Durch Aufklärung wird Akzeptanz für Moorschutz aufgebaut.
  • Beratung und Lösungswege erarbeiten: Moorflächennutzer*innen suchen nach Alternativen zur entwässerungsbasierten Moornutzung. Auf nassem Moor muss die Bewirtschaftung umgestellt werden.
  • Aufbau und Stärkung regionaler Kooperationen und Netzwerke – denn Moorschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe: Das Wassermanagement kann meist nur sinnvoll auf (Teil-)Wassereinzugsgebietsebene angepasst werden. Für den Aufbau von neuen Wertschöpfungsketten braucht es neue Kooperationen.
  • Vorhandenes Wissen zu Paludikultur verbreiten, Netzwerke von Verwertungsketten aufbauen, Bedarfe generieren, aktuelle Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aufbereiten und verbreiten.
  • Rahmenbedingungen anpassen: Unterstützung bei der Anpassung von Förderinstrumenten in moorreichen Bundesländern, Finanzierung für Modellregionen erschließen, Hemmnisse abbauen und Strategien entwickeln.

Was hat das Projekt erreicht?

  • Abschluss-Konferenz „Moorschutz ist Klimaschutz“ mit einem Beitrag der Bundesumweltministerin Steffi Lemke und insgesamt 450 Teilnehmenden
  • Durchführung von Fachgesprächen und Veröffentlichung der Ergebnisse des Projekts als Grundlage zum Abbau von Hemmnissen vor der Umsetzung von Paludikultur (insbesondere in der Agrarpolitik)
  • In den Modellregionen wurden mit den Akteur*innen aufwändige Projektanträge zur Umsetzung von Moor-Klimaschutz und Paludikultur erarbeitet, die in Zukunft eine Umsetzung fördern sollen
  • Durchführung von 19 eigenen Veranstaltungen (Workshops, Feldtage, Fachgespräche, Infoveranstaltungen); 53 Vorträge auf externen Veranstaltungen zum Moor- und Klimaschutz; unzählige Gespräche und Beratungen in den Modellregionen und mit Entscheidungsträger*innen
  • Erarbeitung, Druck und Verbreitung von Infomaterialien und zahlreiche Publikationen und Artikel zu Moor- und Klimaschutz

Wie ging es weiter?

  • Erarbeitung aufwändiger Anträge für die Umsetzung von Wiedervernässung und Paludikultur in den Modellregionen, nach deren Bewilligung Modell- und Demonstrationsvorhaben in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft umgesetzt werden
  • Suche nach Möglichkeiten zur Wertschöpfung für die Biomasse aus nassen Mooren durch lokale Akteur*innen in den Modellregionen
  • Fortgeführte Umsetzung von Lösungswegen für Moor- und Klimaschutz in den Modellregionen (Aufbau von Kooperationen, Beratung und Finanzierung)
  • Praxisrelevante Informationen aus dem Projekt in Form von Druckexemplaren und online zur Verfügung gestellt
  • Offener Brief an die Bundesminister*innen Robert Habeck, Cem Özdemir und Steffi Lemke mit dem Titel „Moor- und Klimaschutz in der Landwirtschaft: Bereitschaft ist da, aber geeignete Angebote fehlen“, in dem zentrale Lösungsansätze für eine beschleunigte Umsetzung von Moor- und Klimaschutz in der Landwirtschaft als Erkenntnisse aus dem MoKli-Projekt zusammengetragen wurden

Beitrag zum Klimaschutz

Die entwässerten Moorböden sind verantwortlich für circa sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland. Das MoKli-Projekt trägt zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung in hohem Maße bei, indem auf verschiedenen Ebenen die Beschleunigung der Umsetzung von Moor- und Klimaschutz, insbesondere in der Landwirtschaft, adressiert wurde.

Durch eine Anhebung der Wasserstände und eine angepasste Bewirtschaftung von Moorböden durch Paludikultur (Anbau und Ernte nässetoleranter Pflanzen) oder extensive Beweidung kann eine erhebliche Verminderung der Treibhausgasemissionen auf diesen Flächen erreicht werden. Dafür wurde im MoKli-Projekt besonders die Zielgruppe der Landwirt*innen informiert und beraten. Die Umstellung von entwässerungsbasierter auf eine nasse Moornutzung bedeutet für die Landwirtschaft eine Neuausrichtung oder Spezialisierung ihrer Bewirtschaftungsweise. Der Wissenstransfer und die Beratung adressierte meist das Flächenmanagement in Paludikultur, die Verwertungswege und die Fördermöglichkeiten für die Umstellung.

Bei der Anpassung des Wassermanagements, das meist über die Flächen eines einzelnen Betriebs hinausgeht, sind neben der Landwirtschaft auch Flächeneigentümer*innen, Wasserwirtschaft, Naturschutz und verschiedene Landnutzer*innen sowie Kommunen gefragt. Die Projektmitarbeiter*innen vernetzten die Akteur*innen zum Beispiel in runden Tischen oder in Landschaftsspaziergängen. So wurden in den Modellregionen Kooperationen aufgebaut. Es wurde außerdem Aufklärungsarbeit geleistet, die aufzeigte, wo die Moorböden sind, warum Moor- und Klimaschutz wichtig ist, welche Relevanz es für die Regionen hat und wie die Umsetzung funktionieren kann.

Die Arbeit in den Modellregionen hat gezeigt, dass viele Akteur*innen bereit sind, die Landwirt*innen bei der Umstellung der gegenwärtigen Bewirtschaftungsform auf nasse Nutzung zu unterstützen. Es gibt allerdings zahlreiche Hemmnisse und Herausforderungen, die eine konkrete Umsetzung gegenwärtig blockieren und während der Projektlaufzeit nicht gelöst werden konnten. Das MoKli-Projekt ist diesen Herausforderungen durch gezielten Wissenstransfer und Unterstützung von Landwirt*innen begegnet.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Neue Wege gemeinsam gehen

Das Instrument der „Landschaftsspaziergänge“ wurde in der Modellregion Obere Peene genutzt und konnte die Gespräche und Bereitschaft bei den Akteur*innen voranbringen, konkrete Experimentierflächen im Moor anzugehen. Sie halfen beim Vertrauensaufbau und zur Konfliktbewältigung.

Ein Landschaftsspaziergang (Region Obere Peene in Mecklenburg-Vorpommern) wurde in einem Film dokumentiert:

 

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Henne-Ei-Problem überwinden

Das sogenannte „Henne-Ei-Problem“ bedeutet in diesem Fall, dass die Erzeuger*innen von Paludikultur-Material (noch) keine adäquaten Absatzmöglichkeiten vorfinden. Andererseits fehlen Verwerter, die in innovative Verwertungsanlagen investieren, da das dafür benötigte Ausgangsmaterial (noch) nicht in der nötigen Qualität und Quantität vorhanden ist, weil derzeit die Produktion fehlt. MoKli verfolgt deshalb das Ziel, sowohl die Erzeugung als auch die Verwertung des Paludikultur-Ernteguts in Einklang zu bringen. Das ist allerdings ohne eine gezielte Förderung schwer möglich. Hier sollte ein Aufbau der Wertschöpfungskette, zum Beispiel über die Wirtschaftsförderung, unterstützt werden.

Kümmerer in Moor-Regionen

In jeder Moorregion braucht es Personen, die die Umsetzung von Moor- und Klimaschutz initiieren und unterstützen. Diese Personen vernetzen Akteur*innen mit Kooperationen und beraten zu regionalspezifischem Wassermanagement und zur Landnutzung. Sie suchen nach Lösungen, initiieren und begleiten gegebenenfalls die Umsetzung durch lokale Akteur*innen.

Treibhausgasemissionen sichtbar machen

Für die Modellregionen wurden Treibhausgasbilanzen für die Moorböden erstellt und Kartenwerke zur Moorverbreitung entwickelt. Die Ergebnisse wurden in den Regionen genutzt, um auf die große Bedeutung der Moorböden für den Klimaschutz aufmerksam zu machen, die Gesamtemissionen zu bilanzieren und sichtbar zu machen sowie Hotspots der Treibhausgasemissionen zu identifizieren. Somit konnte beispielsweise gezeigt werden, dass von den über 15.000 Hektar Moorböden aus der Region Obere Peene etwa 330.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr entweichen. Das sind 1,4 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen ganz Mecklenburg-Vorpommerns. Diese Dimensionen sind den Akteur*innen vor Ort nicht bekannt und stellen überzeugende Argumente für die Moor- und Klimaschutzumsetzung in einer Region dar – insbesondere für die Kommunalpolitik.

Produkte des Projekts

Illustrationen und Infografiken zu Moor- und Klimaschutz und Paludikultur

  • Poster „Moore – früher – heute – morgen“
  • Postkarten mit Moor-Pflanzen, Vogel und Torfprofil
  • Illustration vom Moor-Klimawirt und Transformationspfad

Imagebroschüre Moor-Klimawirt*in

  • Moor-Klimawirte: Zukunft der Landwirtschaft im Moor (2021) [PDF, 5 MB]

Weitere Publikationen und Stellungnahmen:

Checkliste der Erfolgsfaktoren

  • Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort
  • Datengrundlagen erarbeiten und frei verfügbar machen
  • Veröffentlichung und Verbreitung von Infomaterial zur Sensibilisierung und Aufklärung
  • Durchführung von Expert*innengesprächen und Veröffentlichung der Ergebnisse
Weiterführende Informationen