In-situ-Stabilisierung der Deponie Lottstetten des Landkreises Waldshut
In der Siedlungsabfalldeponie Lottstetten konnte durch die Einführung einer aeroben In-situ-Stabilisierung eine Reduktion der Methanemissionen um 97 Prozent erreicht werden.
Die Maßnahme ist eines von mehr als 110 im Rahmen der Kommunalrichtlinie geförderten Projekten zum Förderschwerpunkt In-situ-Stabilisierung von Deponien.
Projekttitel
In-situ-Stabilisierung der Deponie Lottstetten des Landkreises Waldshut
Projektnehmer
Landkreis Waldshut
Projektlaufzeit
01.09.2022 bis
31.12.2023
Projektkontakt
Herr Rotzinger
Hansjoerg.Rotzinger@landkreis-waldshut.de
Herr Lehner
lehner@contec-herrenberg.com
Fördersumme
375.707 Euro
Förderkennzeichen
67K16909
Förderprogramm
Auf einen Blick
Mülldeponien, auf denen organikhaltige Abfälle abgelagert wurden, produzieren noch über Jahrzehnte klimaschädliche Deponiegase. Diese bestehen im Wesentlichen aus Methan und Kohlenstoffdioxid. Die klimaschädliche Methanproduktion einer Siedlungsabfalldeponie kann durch eine gezielte Luftzuführung deutlich reduziert werden. Dabei werden anaerobe Abbauprozesse zurückgedrängt und die noch vorhandene Organik vorwiegend aerob umgesetzt. Vereinfacht formuliert wird der „Gärreaktor Deponie“ durch Luftsauerstoff zu einem Komposthaufen umfunktioniert. Das Verfahren, das hierbei angewendet wurde, ist das sogenannte inspiro-Verfahren der contec GmbH Herrenberg. Die Belüftung des Deponiekörpers erfolgt durch eine reine Saugbelüftung. Damit werden ein maximaler Gaserfassungsgrad und eine maximale Aerobisierung des Abfallkörpers erreicht. Die Gaserfassung und der Eintrag von Luftsauerstoff erfolgt mittels Gasbrunnen. Diese sind über ein Leitungssystem mit einer Gasförderstation verbunden. Mithilfe eines Gasverdichters wird das Deponiegas kontinuierlich abgesaugt und der Deponiekörper im Unterdruckbereich gehalten. Damit kann kein Deponiegas unkontrolliert in die Atmosphäre entweichen.
Die anaerobe Deponiegasproduktion lässt sich trotz hoher Absaugraten nicht vollständig unterdrücken. Es verbleiben kleine Zellen, die von der angesaugten Luft nicht durchströmt werden. Deshalb wird das abgesaugte Deponiegas-/Luftgemisch in einen nachgeschalteten Biofilter geleitet und dort unter kontrollierten Bedingungen das restliche Methan oxidiert.
Initiatoren des Projekts waren der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft, das Regierungspräsidium Freiburg und das Ingenieurbüro contec GmbH als innovativer Ideengeber. Vorausgegangen waren umfangreiche Voruntersuchungen, ein Gasabsaugversuch und die Erstellung einer Potenzialstudie.
Umgesetzt wurden die Sanierung des Gasfassungssystems sowie die Errichtung einer neuen Gasförderstation und eines Methanoxidationsfilters.
Ziele des Projekts waren:
- die Reduzierung der Treibhausgasemissionen,
- die Reduzierung des Reaktionspotenzials,
- die Steigerung des Gaserfassungsgrades,
- die Aerobisierung und Stabilisierung des Deponiekörpers,
- die Beschleunigung der Abbauprozesse und
- die Verkürzung des Nachsorgezeitraums.
Herausforderungen und Lösungen
Die zentrale Herausforderung bestand darin, den Zeitplan und den Kostenrahmen trotz der Nachwirkungen der Coronakrise und der angespannten Lieferketten einzuhalten. Ein erfolgreicher Abschluss des Projekts war letztendlich nur durch eine Verlängerung der Laufzeit zu erzielen.
Erfolge und Erfolgsrezept
Mit der aeroben In-situ-Stabilisierung nach dem inspiro-Verfahren wurde nach Angabe des Zuwendungsempfängers ein Aerobisierungsgrad von 85 Prozent im Deponiekörper erzielt. Bei einer mittleren Abbauleistung des Methanoxidationsfilters von circa 80 Prozent liegt der Gesamtwirkungsgrad in Bezug auf die Reduktion der Methanemissionen bei annähernd 97 Prozent.
Die Zielwerte der Potenzialstudie zur Emissionsminderung wurden nicht nur erreicht, sondern um den Faktor 2 übertroffen. Entscheidend für den Erfolg des Vorhabens waren eine detaillierte Grundlagenermittlung mit Bestandsaufnahme des Gasfassungssystems und des Gashaushalts sowie die Durchführung eines qualifizierten Gasabsaugversuchs.
Projekte zur aeroben In-situ-Stabilisierung erfordern ein hohes Maß an Fachwissen. Der fachlichen Kompetenz und Erfahrung des Ingenieurbüros kommt somit eine zentrale Rolle zu.