Stromspar-Check PLUS, Energiespar-Angebote für einkommensschwache Haushalte im Rahmen der Energiewende 2013 bis 2015 - Bundeskoordination
Energiespar-Angebote für einkommensschwache Haushalte
Projektnehmer
Deutscher Caritasverband e.V.
Projektlaufzeit
01.01.2013 bis
31.03.2016
Projektkontakt
info@stromspar-check.de
www.stromspar-check.de
www.caritas.de
www.energieagenturen.de
Fördersumme
28.802.080 Euro
Förderkennzeichen
03KSF038A/B
Förderprogramm
Stromsparhelferinnen und -helfer beraten Haushalte
Menschen mit geringem Einkommen sind von hohen Energiekosten und steigenden Energiepreisen besonders betroffen.
Auf einen Blick
Das Projekt Stromspar-Check – und in seiner Verlängerung ab 2013 Stromspar-Check PLUS – griff dieses Problem in den Jahren 2008 bis 2016 erfolgreich auf. Der Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD) e.V. und der Deutsche Caritasverband e.V. bildeten hier Langzeitarbeitslose zu Stromsparhelferinnen und ‑helfern aus. Fertig geschult konnten diese privaten Haushalte mit geringem Einkommen praktische Hinweise zur Verringerung des Energieverbrauchs geben. Insgesamt besuchten die im Projekt qualifizierten Kräfte 213.917 Haushalte. Zur Betreuung der Helferinnen und Helfer etablierte das Projektteam bis März 2016 insgesamt 130 Projektstandorte in 190 Städten. Das Projekt erreichte so die angestrebte Breitenwirkung, förderte bei allen Beteiligten das Umweltbewusstsein, sparte Kosten sowie CO2 und erzielte positive Arbeitsmarkteffekte. Wegen des großen Erfolges läuft das Projekt noch bis 2019.
Eine komplexe Situation ...
Der Stromspar-Check richtet sich an Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Wohngeld oder Kinderzuschlag. Neben vielen anderen Problemen machen diesen Menschen häufig die hohen Nebenkosten – auch zweite Miete genannt – zu schaffen. Die Stromkosten müssen bei Sozialleistungsempfängerinnen und -empfängern aus dem Regelsatz der Grundsicherung bestritten werden. Viele müssen Nachzahlungen leisten und verschulden sich dabei. In diesen Haushalten befinden sich gleichzeitig oft alte oder beim Kauf sehr kostengünstige Haushaltsgeräte, die häufig einen besonders hohen Energieverbrauch aufweisen.
Die betroffenen Haushalte haben meist nur geringe finanzielle Spielräume und sehen wenige Möglichkeiten für Investitionen in energiesparende Technik. Dazu kommt, dass Menschen im Rentenalter oder ohne Arbeitsplatz im Durchschnitt häufiger zuhause sind, was leicht zu einer höheren Energienutzung führen kann.
... erfordert ganzheitliche Lösungen
Dieses Projekt bringt Wohlfahrtsverbände und Energieagenturen bei der Hilfe für die einkommensschwachen Haushalte zusammen. Die Caritas koordiniert die Planungen bundesweit, die inhaltliche Vorbereitung leisten die Energieexpertinnen und -experten der Energie- und Klimaschutzagenturen. Vor Ort übernehmen je nach Standort unterschiedliche soziale Verbände und Träger die Qualifizierung der Stromsparhelferinnen und -helfer sowie die Terminplanung und Dokumentation der Checks in den Haushalten.
Perspektiven für Langzeitarbeitslose
Im Rahmen des Projektes wurden seit 2008 ehemals Langzeitarbeitslose zu Stromsparhelferinnen und ‑helfern qualifiziert. Diese erhielten damit eine geförderte, befristete Beschäftigung, mit der sie auch wieder in den Rhythmus des Arbeitslebens zurückfanden. Durch die Schulung zu Energie-, Kommunikations- und EDV-Themen erwarben sie Kompetenzen, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhten. Erfahrene Trainerinnen und Trainer aus der Energie- und Kommunikationsbranche führten die Schulungen durch. Nach der Schulung erprobten die neu Qualifizierten die Beratungen zunächst im eigenen Wohnumfeld und im Bekanntenkreis. Dabei wurden sie anfangs von den Trainerinnen und Trainern begleitet.
Ein verhältnismäßig großer Teil der Stromsparhelferinnen und -helfer konnte nach Projektende wieder im Berufsleben Fuß fassen. Die Einmündungsquote in den Arbeitsmarkt lag während der ersten Phase bei rund 30 Prozent und beim Stromspar-Check PLUS bei rund 35 Prozent und somit im Vergleich zu anderen Qualifizierungsmaßnahmen über dem Durchschnitt. Während Stromspar-Check Plus fanden rund 19,8 Prozent einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt, 14,7 Prozent sind auf dem zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt, 3,7 Prozent machten eine Fortbildung und 1,4 Prozent gründeten ein Unternehmen.
Kommunale Beteiligung
Die Kommunen betrachteten den Stromspar-Check als Vorzeigeprojekt, um Haushalte mit geringem Einkommen an das Thema Energiesparen heranzuführen. Ihr Ziel war es, aus dem Projekt heraus langfristig eine Ausbildungsstruktur für Langzeitarbeitslose sowie eine Beratungsstruktur für einkommensschwache Haushalte zu etablieren. Sie beteiligten sich intensiv und sorgten vor Ort für die jeweils individuell erforderliche Abstimmung zwischen allen Beteiligten. Sie bildeten zusammen mit öffentlichen Einrichtungen, Jobcentern, Verbänden aus Umwelt, Soziales und Integration, Kirchengemeinden und Stadtteilinitiativen ein eindrucksvolles Bündnis für Klimaschutz und für eine bessere Lebenssituation der Menschen.
Im Rahmen von Stromspar-Check PLUS band das Projektteam auch die bereits im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) geförderten und sehr aktiven Masterplan-Kommunen ein und testete hier verschiedene Formen der Projektstruktur.
Erfassung der Verbrauchsdaten und des Nutzerverhaltens
Der Ablauf eines Stromspar-Checks ist schnell dargestellt: Interessierte Haushalte vereinbaren einen Termin. Dann kommen die Stromspar-Teams zu einem ersten Besuch in die Wohnung und dokumentieren den Strom- und Wasserverbrauch des Haushalts. Sie stellen Fragen, die dabei helfen, das Nutzerverhalten einzuschätzen und messen den Stromverbrauch von Elektrogeräten. Damit können sie Einsparmöglichkeiten identifizieren.
„Die Aktion Stromspar-Check beweist eindrucksvoll, dass mit Beratung und kostengünstigen Maßnahmen die Effizienz in unseren Haushalten enorm gesteigert werden kann. Dass damit Langzeitarbeitslosen eine Perspektive geboten wird, ist eine bemerkenswerte und vorbildliche Symbiose von Klimaschutz und Sozialpolitik."
Peter Altmaier, Bundesumweltminister
Praktikable Ratschläge, sinnvolle Produkte und neue Kühlgeräte
Der zweite Besuch drehte sich um praktische Tipps, wie verändertes Verbrauchsverhalten Strom und Kosten reduzieren kann. Darüber hinaus erhielten die Haushalte kostenlose Soforthilfe-Pakete inklusive Energiespar- oder LED-Lampen, schaltbaren Steckdosenleisten oder Zeitschaltuhren. Im Projekt Stromspar-Check PLUS verteilten die Stromspar-Teams über 1,6 Millionen dieser Energieeffizienz-Hilfen. Neu im Programm war das zusätzliche Angebot eines Finanzierungszuschusses von 150 Euro für den Ersatz von besonders energieintensiven, mindestens zehn Jahre alten Kühlgeräten. Einige Regionen entwickelten sogar noch weitere Zuschussmodelle, sodass insgesamt 5.000 moderne Kühlschränke angeschafft werden konnten.
Qualitätssicherung durch Datenauswertung
Die erfassten Angaben aus dem ersten Besuch dokumentieren die Trainerinnen und Trainer seit Beginn des Projektes im Jahr 2008 in einer Datenbank. Dadurch konnten sie die fachliche Richtigkeit und Angemessenheit der Empfehlungen überprüfen und eine Freigabe für den zweiten Beratungstermin erteilen. Die gewonnenen Daten sollten auch mithelfen, das Projekt stetig zu verbessern und neue Aktivitäten zu planen. Mit dem Projekt Stromspar-Check-Plus ging das Projektteam noch einen Schritt weiter: Es verglich die rechnerisch prognostizierten mit den tatsächlich erzielten Effizienzgewinnen. Dazu erfolgte in späteren Projektphasen ein dritter Hausbesuch. Groß war die Überraschung nach mehr als 2.000 Überprüfungen, denn die beratenen Haushalte sparten mit ihrem neu eingeübten, veränderten Verhalten sogar noch zwölf Prozent mehr ein als vorhergesagt.
Sorgfältig gestaltete Werbemaßnahmen
Um die Menschen für das Thema Energiesparen zu interessieren und sie zur Beteiligung an einer Beratung zu motivieren, betrieben die Partnerinnen und Partner gemeinsam Öffentlichkeitsarbeit über mehrere Wege. Die Haushalte wurden im Rahmen von Informationsveranstaltungen, auf Informationsständen, über Faltblätter und Poster angesprochen. Im Stromspar-Check PLUS schuf der deutsche Caritasverband e.V. auch eine eigene Koordinationsstelle, um die einzelnen Standorte bei der Bewerbung des Stromspar-Checks noch besser zu unterstützen. Sie veröffentlichte das etwa 80-seitige Handbuch zur Haushaltsakquise mit anschaulichen Fotos und Textbeispielen zur Nachahmung guter Beispiele. Eine Werbeagentur entwickelte Werbematerialien wie Faltblätter und Plakate, die vor Ort mit wichtigen Zusatzinformationen versehen werden konnten. Die neu gestaltete Webseite und der Facebook-Auftritt punkteten unter anderem mit dem ansprechenden Videospot „Kosten-Schreck? Stromspar-Check!“ Seit 2014 findet außerdem ein jährlicher Aktionstag Stromspar-Check statt, der das Bewusstsein für die Teilnahme an einem gemeinsamen bundesweiten Projekt stärkt. Viel Aufmerksamkeit erregte auch das Stromspar-Check-Maskottchen Stecky, das bei Straßenfesten und Informationsveranstaltungen zum Einsatz kam. Artikel in lokalen Zeitungen und Anzeigenblättern vervollständigten die vielgestaltige Öffentlichkeitsarbeit.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Ausbildung von 2.050 Langzeitarbeitslosen zu Stromsparhelferinnen und -helfern zwischen 2008 und 2013;
- Beschäftigung von rund 600 Stromsparhelferinnen und -helfern im Projekt über drei Jahre von 2013 bis 2016;
- Beratung einkommensschwacher Haushalte im Rahmen von 99.914 Stromspar-Checks in den Jahren 2008 bis 2013 und weiteren 150.000 Checks bis 2016;
- Verteilung kostenloser Soforthilfen an die Haushalte (zum Beispiel Zeitschaltuhren und Strahlregler für Wasserhähne, LED Lampen und schaltbare Steckdosenleisten);
- Aufbau einer Datenbank zur Effektivität der Energiesparberatung;
- Aufbau von Projektstandorten, davon ab 2013 20 bei Masterplan-Kommunen.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Ausbildung von 2.012 Langzeitarbeitslosen zu Stromsparhelferinnen und –helfern zwischen 2008 und 2013;
- Beschäftigung von 948 Stromsparhelferinnen und -helfern innerhalb des Projektes Stromspar-Check PLUS im März 2016, Qualifizierung weiterer 2.257 im Projektverlauf;
- Durchführung eines Stromspar-Checks über den gesamten Projektzeitraum von 2008 bis 2016 in fast 214.000 Haushalten;
- Installation von über 1.6 Millionen Soforthilfen während Stromspar-Check PLUS;
- Aufbau einer Datenbank mit einem um-fangreichen Datenbestand zur Effektivität von Energiesparberatung;
- Einrichtung von 130 Projektstandorten in circa 190 Kommunen, davon 14 in Masterplan-Kommunen.
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Wie ging es weiter?
Das Projekt Stromspar-Check wird bis heute weitergeführt. Das Folgeprojekt ist der Strom-spar-Check Kommunal. Interessierte Einrichtungen können über info@stromspar-check.de Kontakt aufnehmen und sich auf der Webseite www.stromspar-check.de zu einer Beteiligung am Projekt informieren.
Beitrag zum Klimaschutz
Von 2008 bis 2016 wurden gut 213.917 Haushalte erreicht und durch die Checks und den Kühlgerätetausch insgesamt 410.461 Tonnen CO2 eingespart. In den einzelnen Haushalten erfolgte eine durchschnittliche Einsparung von 409 Kilowattstunden Strom und 233 Kilowattstunden Heizenergie.
So konnten insgesamt fast 300 Kilogramm CO2 pro Haushalt vermieden werden. Die Haushalte, die im Projekt Stromspar-Check PLUS beraten wurden und ein Kühlgerät tauschten, sparten noch einmal 226 Kilogramm zusätzlich. Jeder dieser Haushalte senkte seine jährlichen Energiekosten um durchschnittlich etwa 156 beziehungsweise 259 Euro. Auch für die Kommunen und den Bund verringerten sich damit die Heiz- und Wasserkosten von Arbeitslosengeld II- und Sozialhilfehaushalten.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Zusammenarbeit im Netzwerk;
- Persönliche Beratung vor Ort;
- Akquise von Drittmitteln zur Stabilisierung der Finanzierung.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Der Stromspar-Check verbindet auf innovative Weise Klima- und Sozialpolitik – ein Ansatz, den Kommunen mit den richtigen Partnerinnen und Partnern sowie zielgruppengerechter Kommunikation replizieren können.
Sensible Beratung vor Ort
Das Projekt hat gezeigt: Um die Menschen zu erreichen, ist ein tragfähiges Netzwerk möglichst vieler Einrichtungen entscheidend. Vor allem jene Verbände, die direkten Kontakt zu den Menschen haben und zu denen ein hohes Vertrauen besteht, wie zum Beispiel Wohlfahrtsverbände oder Verbraucherzentralen, waren und sind wichtige Partner vor Ort. Bei Personen in schwierigen Lebenslagen ist eine sensible, persönliche Kontaktaufnahme durch sozial kompetente Einrichtungen der richtige Weg. Erfahrungsaustausch im eigenen sozialen Umfeld motiviert sie stärker als Hochglanzbroschüren. Deshalb sind Orte des persönlichen Miteinanders, beispielsweise Vereine, wichtig für das Projekt.
Drittmittelakquise für Soforthilfen
Zur Finanzierung des Projektes sollten frühzeitig Partnerinstitutionen eingebunden werden. Der größte Teil der Drittmittel wurde bisher von den lokalen Jobcentern zur Finanzierung der Teilnehmerinnen- und Teilnehmerplätze bereitgestellt. Zur Drittmittelakquisition für Soforthilfen sind auch Landesumweltministerien, Energieversorger oder Wohnungsunternehmen interessante Einrichtungen.
Dritte Projektphase läuft bis 2019
Interessierte Einrichtungen können sich an die bundesweite Koordination wenden und erhalten konkrete Informationen zu einer Beteiligung am Projekt.
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