Klimaschutz Kommunal: "Vom Projekt zum Prinzip" – In breiter Allianz die regionale Energiewende gestalten
Masterplan 100 % Klimaschutz startet in 2. Phase
Der nordrhein-westfälische Kreis Steinfurt ist seit langem im kommunalen Klimaschutz aktiv. Von den Erfolgen zeugen zahlreiche Auszeichnungen und Zertifizierungen. Die Anstrengungen für den Klimaschutz werden seit Mitte 2012 strategisch und praktisch auf hohem Niveau ergänzt: Mit Förderung durch das Bundesumweltministerium erarbeitet der Kreis einen ambitionierten Masterplan 100 % Klimaschutz.
Der Kreis Steinfurt engagiert sich seit 1997 für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Fundierte Erfahrungen aus über 200 Projekten, eine gute Datenlage und funktionierende Netzwerkstrukturen sind das Ergebnis. Zwischen 2008 und 2010 ließ der Kreistag mit Förderung im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums ein Integriertes Klimaschutzkonzept (IKSK) erarbeiten. Das Konzept erfasst und überprüft die Klimaschutzmaßnahmen und -projekte im Kreis und bestimmt Richtung und Intensität weiterer Aktivitäten. Eine Klimaschutzmanagerin, vom Bundesumweltministerium für drei Jahre gefördert, setzt das IKSK seit September 2011 um.
Eindrucksvoll liest sich die Liste der Auszeichnungen und Zertifizierungen des Kreises: European Energy Award-Zertifizierung in Gold 2012, deutscher Solarpreis 2012, 2. Platz beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Kommunaler Klimaschutz, wiederholte GoGreen-Zertifikate von der Deutschen Post DHL. Seit zehn Jahren zertifiziert der Kreis außerdem unter dem Motto "ÖKOPROFIT – Umwelt- und Klimaschutz mit Gewinn" Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit. Damit nicht genug: Der Kreis Steinfurt wurde 2012 beim Wettbewerb "Kommunaler Klimaschutz" von Bundesumweltministerium und Deutschem Institut für Urbanistik (Difu) für die vorbildliche Sanierung der Technischen Schule Steinfurt ausgezeichnet.
Vom Projekt zum Prinzip
Vor dem Hintergrund dieses besonderen Klimaschutzengagements lag es nahe, dass sich der Kreis im Jahr 2011 auch um die Sonderförderung "Masterplan 100% Klimaschutz" bewarb. Mit Erfolg: Das Bundesumweltministerium bewilligte für die vierjährige Projektdauer eine Gesamtzuwendung von 768.000 Euro, der Kreis Steinfurt steuert weitere 192.000 Euro bei. Mit seinem Masterplan – er ist als strategisches Gesamtkonzept auch eine Weiterentwicklung des IKSK – führt der Kreis Steinfurt seine vielfältigen Aktivitäten unter dem Motto "Vom Projekt zum Prinzip" zusammen. Der Masterplan gliedert sich in zwei Phasen: Die erste Phase diente der Analyse und Bestandserhebung und wurde Ende 2013 abgeschlossen. Die Umsetzungsphase 2 läuft noch bis April 2016. In ihr werden – abgeleitet aus Erkenntnissen der ersten Phase – vor allem Strukturen geschaffen, mit denen sich die regionale Energiewende strategisch steuern lässt, die regionale Wirtschaft eingebunden wird und das Themenfeld Suffizienz und Bürgerverantwortung in den Fokus rückt.
Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, ein Managementverfahren einzuführen, mit dem sich die große Zahl bereits laufender Klimaschutzmaßnahmen koordinieren lässt. Die Software für dieses Multiprojektmanagement wird 2014 angeschafft und auf die besonderen Bedürfnisse des Energiemanagements konfiguriert. Danach werden die für die verschiedenen Maßnahmen verantwortlichen Akteure in einem mehrstufigen Verfahren ihre Projekte einpflegen. Die Software wird den Anwendern über das Internet zur Verfügung gestellt, enthält eine GIS-Schnittstelle und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Auswertung und Bilanzierung im Sinne einer quantitativen und qualitativen Erfolgskontrolle.
Die regionale Wirtschaft in den Klimaschutz einbinden
Der Masterplanprozess löst Investitionen in Bezug auf den Gebäudebestand, die Energieerzeugung und die Infrastruktur des Kreises aus und trägt so erheblich zur regionalen Wertschöpfung bei. Das "Unternehmernetzwerk energieland2050" legt folgerichtig den thematischen Fokus auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz. Dem Netzwerk gehören inzwischen etwa 50 Unternehmen aus der Region an, die gemeinsame strategische Ziele mit den dazugehörenden Handlungsoptionen entwickelt und definiert haben. Die Mitglieder wählen einen Lenkungsausschuss, entscheiden über Beiträge und Neuaufnahmen. Regionale Unternehmen des Netzwerkes können sich nach gemeinsam bestimmten Kriterien als "energieland2050-Berater" qualifizieren lassen.
Bürgerinnen und Bürger zu Klimaschützern machen
Im Leitprojekt "Klimaschutzbürger" wurde in der ersten Phase des Masterplans nach modellhaften Wegen gesucht, wie jede und jeder Einzelne im Alltag dazu beitragen kann, den Treibhausgasausstoß zu vermindern. 23 Haushalte wurden über den Zeitraum eines Jahres begleitet. Die beteiligten Klimaschutzbürgerinnen und -bürger tauschten sich in Workshops über klimabewusstes Verhalten im Alltag aus und entwickelten direkt umsetzbare Vorschläge, etwa mit Blick auf Ernährung, Konsum, Mobilität, Energiesparen und Wohnen. In Veranstaltungen wie dem "Klima-Kochkurs" oder einem Spritspar-Fahrtraining wurde das notwendige Know-how vermittelt. Der Erfolg der "Klimaschutzbürger" führte zum Anschlussprojekt: Landrat Thomas Kubendorff ist sich sicher, dass bis zum Ende der Masterplanförderung (April 2016) mindestens 2050 "energieland2050-Botschafter" beim Klimaschutz mitmachen und aktiv in ihrem Umfeld für die Ziele des "energieland2050" eintreten.
Eine länderübergreifende Masterplanregion schaffen
Insgesamt wurden im Wettbewerb "Masterplan 100% Klimaschutz" des Bundesumweltministerium 19 Städte, Gemeinden und Kreise für die Förderung ausgewählt – neben dem Kreis Steinfurt auch die benachbarten Gebietskörperschaften Stadt Rheine, Stadt Osnabrück und Landkreis Osnabrück. Die vier Masterplanprojekte haben im Januar 2013 offiziell eine regionale und länderübergreifende Kooperation vereinbart. Gemeinsame Vorhaben im Bereich Netze und Speicherung, Mobilität und Gebäudesanierung wurden auf den Weg gebracht, regelmäßige Veranstaltungen und gemeinsame Kampagnen geplant. Ein Steuerungskreis koordiniert die gemeinsamen Aktivitäten der Masterplanregion. Um optimale Synergieeffekte zu erzielen, verantworten die beteiligten Masterplankommunen unterschiedliche Handlungsschwerpunkte. So zeichnet die Stadt Rheine für die Themen "Bürgerbeteiligung" und "Windnetzwerke" verantwortlich, die Stadt Osnabrück für "Mobilität" und "Energetische Stadtsanierung". Der Landkreis Osnabrück setzt Schwerpunkte bei "Energiespeicherung", "Effizienz" und "Beratung", der Kreis Steinfurt in den Bereichen "Regionales Energiemanagement", "Regionale Netzwerkstrukturen" und "Suffizienz/Bürgerverantwortung".
"Eine große Chance liegt darin, die Masterplanregion durch ihre Kooperation im Klimaschutz gerade mit Blick auf den wichtigen Bereich der Stadt-Umland-Beziehungen zu einer Modellregion in Deutschland zu entwickeln. Unser gemeinsam formuliertes Leitmotiv lautet denn auch: 'Voneinander lernen – voneinander profitieren'", so Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kreis Steinfurt.
Kommune | Kreis Steinfurt, Verwaltungssitz: Steinfurt |
Bundesland & Größe | Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Münster, Fläche rund 1.796 km² |
Einwohner | 434.170 (Stand 31.12.2012) |
Projektname | Masterplan 100% Klimaschutz im Kreis Steinfurt |
Förderbaustein | Masterplan 100% Klimaschutz |
Projektvolumen |
rund 960.000 Euro Gesamtausgaben geplant |
Projektzeitraum | 05/2012-04/2016 |
Geplante Effekte |
Bis 2050 Senkung des Energieverbrauchs des Kreises um 50% und Reduzierung der klimaschädigenden Emissionen um mindestens 95%, beides verglichen mit 1990; "Erfolg" misst sich bei diesem Projekt anhand von Einspareffekten, die weit in der Zukunft liegen. Hier geht es vor allem darum, den Boden für neue Projekte im Bereich Energieeinsparung und Erneuerbare Energien zu bereiten |
Ansprechpartner Klimaschutz |
Ulrich Ahlke, Amtsleiter |
Ansprechpartnerin Masterplan und Öffentlichkeitsarbeit |
Silke Wesselmann, Sachgebietsleiterin, Masterplanmanagerin |