effizient mobil
Maßnahmenpaket zur gezielten Information über und effektiven Initiierung von betrieblichen und kommunalen Mobilitätsmanagement-Projekten in Deutschland
Projektnehmer
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Projektlaufzeit
01.06.2008 bis
31.12.2010
Projektkontakt
Fördersumme
3.704.221 Euro
Förderkennzeichen
03KS0001
Förderprogramm
Aktiv unterwegs
Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind, so sagt der Volksmund. Tatsächlich nutzen viele Menschen täglich den Pkw für den Weg zur Arbeit, obwohl sich auch andere Verkehrsmittel für ihre Wege anbieten würden. Ob mit öffentlichem Nahverkehr oder in einer Fahrgemeinschaft, ob zu Fuß oder auf dem Fahrrad: Jeder Weg, der mit einem Verkehrsmittel des Umweltverbundes statt mit dem eigenen Auto zurückgelegt wird, spart CO2-Emissionen und schont das Klima.
Auf einen Blick
Mobilitätsmanagement kann die Alternativen zum Pkw attraktiver machen – und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können einiges dafür tun. In vielen Kommunen und Betrieben lag der Fokus beim betrieblichen Mobilitätsmanagement bislang auf investiven Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur für den öffentlichen Nah- oder Fahrradverkehr. Für kostengünstigere, weiche Instrumente wie Informationskampagnen, Jobticket-Angebote, Carsharingnetzwerke und Fahrgemeinschaften fehlten oftmals Informationen dazu, wie solche Ansätze im eigenen Umfeld gestaltet werden können. An diesem Punkt setzte die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) mit dem Aktionsprogramm Mobilitätsmanagement an. Ziel des Projektes effizient mobil war es, Aktivitäten auf kommunaler und betrieblicher Ebene zu initiieren. Dazu hatte die dena bereits im Vorfeld des Projektes einen Aktionsplan Mobilitätsmanagement erarbeitet.
Mobilitätsmanagement etablieren
Betriebliches Mobilitätsmanagement ist ein effektives Instrument, um die Nutzung des Autos zu reduzieren. Dennoch wird es in Deutschland bislang nicht systematisch genutzt. Ein Grund hierfür ist fehlendes Wissen bei den Akteurinnen und Akteuren, die es umsetzen müssten. Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) hat daher ein Aktionsprogramm entwickelt, um Mobilitätsmanagement bekannter zu machen, konkrete Pilotprojekte zu initiieren und im Rahmen dieser Projekte auch Daten zur Wirksamkeit des Mobilitätsmanagements zu gewinnen.
Viele Akteurinnen und Akteure erfolgreich vernetzen
Mobilitätsmanagement ist eine Aufgabe der Akteurinnen und Akteure vor Ort. Deswegen begann das Aktionsprogramm damit, regionale Netzwerke mit Ansprechpartnerinnen und -partnern für Kommunen und Betriebe aufzubauen. Dazu wurden 15 Regionen ausgewählt, die sowohl ein hohes Pkw-Aufkommen (vor allem im Stadt-Umland-Verkehr) als auch ein gutes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr aufweisen konnten. Zudem sollten lokale Beratungsbüros die Betreuung eines regionalen Netzwerks übernehmen und ihre Expertise einbringen. In ihrer Rolle als Regionalkoordinatorinnen und ‑koordinatoren sprachen die ausgewählten Expertinnen und Experten Kommunen und Betriebe an und unterstützten sie bei der Beantragung von Erstberatungen und bei der Teilnahme an Wettbewerben. Über die Projektwebseite war es umgekehrt Projektinteressierten möglich, in einer Datenbank gezielt Mobilitätsmanagementberaterinnen und ‑berater in ihrer Region zu finden.
Neben der regionalen Vernetzung sollte auch ein bundesweites Netzwerk aufgebaut werden. Workshops in Kassel, Frankfurt, Berlin und Köln dienten dazu, das Projekt vorzustellen und den Austausch der Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren untereinander sowie mit Partnerinnen und -partnern aus dem Projektsteuerkreis zu fördern. Dieser Kreis hatte die strategischen Entscheidungen aktiv mitgestaltet und setzte sich aus Expertinnen und Experten verschiedener Einrichtungen zusammen. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Auto Club Europa e.V. (ACE) hatten jeweils beratende Funktionen. Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH (ILS) sowie das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr (ISB) der RWTH Aachen unterstützten die dena bei der Methodenentwicklung sowie der Evaluation.
100 gute Beispiele
Erfolgreiches Mobilitätsmanagement orientiert sich an den lokalen Gegebenheiten. Deswegen gibt es keine einheitlichen Lösungskonzepte, die auf jede Kommune oder jeden Betrieb angewandt werden können. Ein wichtiger Baustein des Projektes war daher die Erstberatung von Unternehmen und Institutionen, um die Infrastruktur und die Potenziale vor Ort zu erfassen und passende Handlungsschritte darzulegen. Das Beratungsangebot wurde öffentlich ausgelobt und über die Kontakte der Regionalkoordinatorinnen und ‑koordinatoren, auf Veranstaltungen und über die Webseite der dena an die Zielgruppen herangetragen. In drei Phasen bewarben sich insgesamt 172 Betriebe und Kommunen, von denen 100 am Projekt teilnehmen konnten. Sie bekamen eine kostenlose Erstberatung. Dafür erhoben die Beraterinnen und Berater vor Ort die notwendigen Daten und analysierten mit Hilfe der Institute die Ausgangslage und die verschiedenen Möglichkeiten für die Nutzung von Verkehrsmitteln.
Um ein daraus ableitbares Maßnahmenpaket möglichst realistisch einzuschätzen, berechneten die Institute abschließend, wie und wie gut sich die theoretischen Potenziale mit den vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich ausschöpfen lassen würden. Die empfohlenen Maßnahmen und ihre Wirkungsbewertung ergaben ein schriftliches Konzept für die jeweiligen Standorte, das den Betrieben und Kommunen zur Verfügung gestellt wurde. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden dann auch umgesetzt.
„Gerade in finanziell angespannten Zeiten sind die effektiven, aber wenig kostenintensiven Maßnahmen des Mobilitätsmanagements notwendig und Erfolg versprechend. Ich wünsche mir daher, dass es gelingt, diesen innovativen Ansatz in Deutschland fest zu etablieren.“ Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Wettbewerbe
Das Projekt führte zwei Wettbewerbe durch, mit denen es über die Beratung hinaus Aufmerksamkeit für das Thema erzielte. Im Jahr 2009 reichten 23 Akteurinnen und Akteure ihre Projekte als „Best-Practice im Mobilitätsmanagement“ ein, davon wurden die drei besten in ihrer jeweiligen Kategorie ausgezeichnet. Im zweiten Wettbewerb, „Innovative Konzepte im Mobilitätsmanagement“ gab es Prämien in Höhe von 10.000 bis 50.000 Euro für insgesamt zehn Konzepte in beiden Kategorien. 35 Akteurinnen und Akteure nahmen an dem Wettbewerb „Innovative Konzepte im Mobilitätsmanagement 2010" teil.
In der Kategorie Betriebliches Mobilitätsmanagement gewann das Universitätsklinikum Freiburg. Im Zentrum des Mobilitätsmanagements stand hier die Bewirtschaftung des Parkraums. 30 Prozent der Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung finanzieren ein Anreizsystem zum Verzicht auf das Privatauto. Die Klinik richtete zudem die Bahnstation Klinikum und eine Mitfahrbörse ein.
Pionierarbeit für die angewandte Mobilitätsforschung
Zu Projektbeginn gab es keine verlässlichen Informationen über die Wirksamkeit weicher Maßnahmen im Mobilitätsmanagement. Das Projekt hat erstmals belastbare und vergleichbare Daten für unterschiedliche Ausgangssituationen erhoben. Dazu führten das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr und die Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Wohnstandortanalysen durch, die die Entfernungen und die Wege der Belegschaft eines Betriebes beziehungsweise der Einwohnerinnen und Einwohner einer Kommune erfassten. Zu den betrachteten Aspekten gehörten unter anderem die Verkehrssituation und die Infrastruktur am Standort. Eine schriftliche Befragung erfasste zudem das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten.
Um die Wirkungen von Mobilitätsmanagement-Maßnahmen zu messen wurde untersucht, für wie viele Nutzerinnen und Nutzer die verschiedenen Verkehrsmittel theoretisch in Frage kommen und in welchem Umfang sich dieses Potenzial durch welche Arten von Maßnahmen ausschöpfen ließe.
Masterplan Mobilität – Ein Schritt zur langfristigen Etablierung
Die Ergebnisse aus dem Projekt sollen dazu beitragen, Mobilitätsmanagement zu etablieren und langfristig zu verstetigen. Die dena hat dazu einen Masterplan Mobilität mit Handlungsempfehlungen erarbeitet und untersucht, welche Rahmenbedingungen sich positiv oder negativ auf Mobilitätsmanagement auswirken. Neben rechtlichen und fiskalischen Aspekten wurden auch Fördermöglichkeiten betrachtet.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Erstberatung von Unternehmen und Kommunen zum Mobilitätsmanagement;
- Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Kommunen;
- Dokumentation der Wirkungen von Maßnahmen des Mobilitätsmanagements.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Erstberatung von 100 Unternehmen und Kommunen zum Mobilitätsmanagement;
- Auszeichnung von Best-Practice-Lösungen im Mobilitätsmanagement in zwei Wettbewerben;
- Datenerhebung und Dokumentation der Wirkungen von Mobilitätsmanagement, die für weitere Projekte verwendet werden können;
- Veröffentlichung von Handlungsempfehlungen für das Mobilitätsmanagement in Unternehmen und Kommunen im Masterplan Mobilität.
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Wie ging es weiter?
Die Broschüre zur Aktion „effizient mobil“ kann auf der dena-Webseite nach wie vor kostenlos heruntergeladen werden.
Beitrag zum Klimaschutz
Die Befragung im Rahmen der Wohnstandortanalyse ergab, dass 53.000 Personen in 85 beratenen Betrieben täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren. Davon können 38.000 Personen (71 Prozent) aufgrund der Rahmenbedingungen theoretisch auf ihren Pkw verzichten. Für 33 Prozent ist der Öffentliche Verkehr eine Alternative; für weitere 13 Prozent käme er in Frage, wenn es Verbesserungen im Angebot und kürzere Reisezeiten gäbe. Würden die erarbeiteten Konzepte umgesetzt, dann würden 10.000 Pendlerinnen und Pendler weniger Auto fahren. Pro untersuchtem Standort lagen die absoluten Reduktionspotenziale im Durchschnitt bei 1,4 Millionen Pkw-Kilometern und 248 Tonnen CO2 jährlich. Dies entspricht einer durchschnittlichen CO2-Reduktion von etwa 10 Prozent.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Das Mobilitätsmanagementkonzept in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteurinnen und Akteuren erarbeiten;
- das Netzwerk für Pressearbeit nutzen;
- Datenerhebung und Dokumentation für den Erfahrungsaustausch und die erhöhte Anwendbarkeit der Ergebnisse nutzen.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Für die Durchführung des Mobilitätsmanagements sind ein durchdachtes Projektdesign, ein professionelles Projektmanagement und eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Organisationen wichtig.
Individuelle Lösungen mit Blick auf das große Ganze
Bemerkenswert für das Aktionsprogramm ist das breite Spektrum der beratenen Akteurinnen und Akteure: von kleinen Unternehmen wie dem Alten- und Krankenpflegeverein Köln Longerich e.V. (36 Beschäftigte) bis zum internationalen Großunternehmen SAP (über 13.000 Beschäftigte), von der kleinen Gemeinde Fell bis zu Großstädten wie Hannover. Unabhängig von ihrer Größe und ihrer Ausgangslage wurden für alle Interessierten individuelle Lösungen gefunden. Ohne die enge Betreuung und Begleitung vor Ort hätte das nicht funktioniert.
Gezielte Vermarktungs- und Informationsstrategien
Unter der Dachmarke effizient mobil wurde das Aktionsprogramm bundesweit bekannt gemacht und auf 78 Veranstaltungen mit über 2.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern präsentiert. Über gezielte Pressearbeit platzierte die dena Artikel in 94 Printmedien mit einer Gesamtauflage von über drei Millionen Exemplaren. Ein Flyer informierte über die wichtigsten Details. Zudem verfassten die Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren Einleger mit lokalen Lösungen und Angeboten. Informationen und Unterlagen waren auf der Webseite der dena jederzeit verfügbar.
Zusätzlich gab es ein geschütztes Internetportal für die interne Kommunikation der beteiligten Akteurinnen und Akteure, beispielsweise um Dokumente auszutauschen oder weitere Handlungsschritte abzustimmen. In einer Datenbank waren außerdem Beschreibungen der 100 Erstberatungsprojekte sowie die Konzepte der Wettbewerbsgewinnerinnen und -gewinner hinterlegt.
Starke Partnerinnen und Partner ins Boot holen
Einen großen Anteil bei der Vermarktung des Projektes hatte der Auto Club Europa e.V. (ACE). Er trug viel dazu bei, die Dachmarke effizient mobil in Betrieben bekannt zu machen. Aufgrund seiner guten Kontakte zu Gewerkschaftskreisen wurde das Projekt auch in gewerkschaftlichen Zeitungen veröffentlicht und auf DGB-Veranstaltungen vorgestellt. Um ansprechend und zielgruppengerecht über das Projekt zu informieren, stellte der ACE zudem eine umfangreiche Materialsammlung zusammen und kommentierte und gestaltete diese. So entstanden ein Metaleitfaden, der Informationen zu Mobilitätsmanagement im Allgemeinen enthielt, sowie Motivations- und Arbeitshilfen zu konkreten Handlungsfeldern wie Fahrradverkehr, Fahrgemeinschaften oder Dienstreisen.