Carrotmob-Akademie für Klimaschützer
Carrotmob-Akademie für Klimaschützer
Projektnehmer
GREEN CITY e.V.
Projektlaufzeit
01.02.2012 bis
31.01.2015
Projektkontakt
Fördersumme
177.107 Euro
Förderkennzeichen
03KSF013
Förderprogramm
Konsumieren für den Klimaschutz
Kaufen, Klima schützen, Spaß haben – von San Francisco aus erreicht die Idee des Carrotmobs den deutschen Handel – und die Carrotmob Akademie zeigt, wie es geht.
Auf einen Blick
Konsum und Klimaschutz kommen zusammen, wenn engagierte Menschen einen Carrotmob veranstalten. Der Carrotmob ist eine Variante des Flashmobs: Eine möglichst große Gruppe von Personen verabredet sich an einem bestimmten Tag zum strategischen Einkauf in einem Ladengeschäft. Im Gegenzug verpflichtet sich das Unternehmen, mit einem Teil des erzielten Zusatzgewinns Klimaschutzmaßnahmen in den eigenen Räumen durchzuführen, wie etwa die Anschaffung effizienterer Kühlgeräte. Begleitet wird die Aktion durch Pressearbeit und ein buntes Rahmenprogramm mit Informationen und Musik, um möglichst viele Interessierte sowie Kundinnen und Kunden anzulocken.
Wer einen Carrotmob organisieren und in die Tat umzusetzen will, muss allerdings ein Händchen für geschickte Öffentlichkeitsarbeit und Grundkenntnisse im Projekt- und Eventmanagement mitbringen. An diesem Punkt setzte die Carrotmob Akademie an. Sie bot eine ausführliche Webseite und Workshops an, die Interessierte darin qualifizieren sollten, einen Carrotmob erfolgreich durchzuführen.
Die ausgebildeten Aktivistinnen und Aktivisten sollten dann mindestens 30 Carrotmobs initiieren und ein Netzwerk engagierter Klimaschützerinnen und Klimaschützer bilden.
Die Akademie und ihre Partnerinnen und Partner: So macht man es richtig
Bei einem Carrotmob treffen sich viele Menschen in einem Ladengeschäft und feiern ein buntes Fest für den Klimaschutz. Die Idee dazu entstand 2008 in San Francisco. Schon ein Jahr später brachte der Verein Green City das Kampagnenformat nach Deutschland und begleitete bis zum Jahr 2012 in München neun Aktionen. Auf Grundlage dieser Erfahrungen entwickelte Green City einen Plan für die bundesweite Beratungsplattform Carrotmob Akademie.
Von Anfang an sollte der Charakter einer Ausbildungs-einrichtung im Vordergrund stehen. Tipps und Tricks für die Anwerbung kleiner und mittelständischer Unternehmen für eine Teilnahme an Carrotmobs sollten ebenso Teil des Angebots sein, wie die korrekte Ablauforganisation oder die Wahl des passenden Zeitpunkts für Werbemaßnahmen. Gleichzeitig holte sich Green City auch professionelle Unterstützung von mehreren Partnerinnen und Partnern.
Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online gGmbH stellte den Aktivistinnen und Aktivisten bei Bedarf Energieberaterinnen und Energieberater zur Verfügung. Sie berieten die Betriebe, die einen Carrotmob veranstalten wollten, über unentdeckte Stromfresser und Energiesparpotenziale.
Zusätzlich dazu betrieben die Green City Energy AG und die Naturstrom AG bei Workshops und zu den Flashmobs Carrotmob-Infostände und stellten Geldmittel zur Verfügung. Der Oekom Verlag stiftete Exemplare seines Klimasparbuchs zum Verkauf bei den Aktionen. Mit dem Erlös konnten Teile der Kosten, die bei der Organisation des Carrotmobs anfielen, abgedeckt werden.
Workshops …
Herzstück des Projektes waren die Workshops. Erfahrene Carrotmobberrinnen und Carrotmobber brachten Neulingen das nötige praktische Wissen zur Veranstaltung einer Aktion bei. Insgesamt fanden sieben Workshops statt. Green City hatte ein 70 Seiten starkes Handbuch erarbeitet, in dem alle Schritte für die Planung und Umsetzung eines Carrotmobs detailliert und praktisch beschrieben wurden. Das Wichtigste wurde bei den Workshops im Detail diskutiert. Ein Startpaket enthielt Zeitpläne, Checklisten, Vorlagen für Pressemitteilungen, Tipps für die Akquise von kooperierenden Geschäften und vieles mehr.
Das Kurs-Angebot der Carrotmob Akademie wurde online ausführlich beworben und lockte ein breites Spektrum an Teilnehmenden an. Darunter waren Privatpersonen, Schülerinnen und Schüler, Lehrende, Nichtregierungsorganisationen sowie Interessierte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen.
… und Webseite
Ein zweiter Schwerpunkt der Carrotmob Akademie war ihre Internetpräsenz. Dort konnten ein detaillierter Carrotmob-Plan mit fünf Schritten sowie Arbeitsvorlagen heruntergeladen werden. Videoanleitungen und ein Carrotmob Marktplatz ergänzten das Online‑Angebot. Über die Plattform konnten Carrotmobberinnen und Carrotmobber aus dem gesamten deutschsprachigen Raum Kontakt halten, sich gegenseitig beraten, informieren und unterstützen. Ermöglicht wurde dies auch durch eine umfassende Kontaktdatenbank.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Durchführung von insgesamt fünf Workshops zum Thema „Wie mache ich einen Carrotmob?“;
- Erstellung des Workshopkonzeptes, einer Webseite, regelmäßiger Newsletter, (Handbuch);
- Aufbau sozialer Netzwerke;
- Initiierung von mindestens 30 Carrotmobs;
- langfristige CO2-Reduktion von circa 500 Tonnen pro Jahr;
- einmalige Durchführung des Formats „Carrotmob macht Schule“.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Durchführung von sieben Workshops;
- Fertigstellung der Webseite, der Newsletter und des Workshopkonzeptes (Handbuch);
- Aufbau sozialer Netzwerke;
- Durchführung von zwölf Carrotmobs;
- Reduzierung von 21 Tonnen CO2 pro Jahr;
- Durchführung eines „Carrotmob macht Schule“ von 20 Schülerinnen und Schülern.
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Wie ging es weiter?
Nach Projektende wurde die Carrotmob Akademie nicht mehr weitergeführt. Die Webpräsenz inklusive der Online-Handbücher und Online-Hilfen steht nicht mehr öffentlich zur Verfügung.
Da sich „Carrotmob macht Schule“ als erfolgreiches Format erwies, wird dieses Folgeprojekt von 2016 bis 2018 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Informationen sind unter www.carrotmob-macht-schule.de erhältlich.
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Beitrag zum Klimaschutz
Geplant war, dass ausgehend von der Akademie während des Förderzeitraums dreißig Carrotmobs initiiert und veranstaltet werden sollten. Im Gegenzug sollten die beteiligten Geschäfte aus den so erzielten zusätzlichen Einnahmen Klimaschutzmaßnahmen finanzieren. Dadurch wären bis zu 500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart worden. Tatsächlich fanden zwölf Carrotmobs statt, die in Kombination mit den durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen in den Betrieben eine langfristige Reduktion von 21 Tonnen Kohlendioxid ergeben.
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Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Innovative Projekte wie der Carrotmob bieten die Chance zu lernen, wie neue Wege tatsächlich gangbar werden. Und selbst wenn sich das Konzept nicht ganz erwartungsgemäß entwickelte, stellt es genau deswegen eine wichtige Erkenntnisquelle dar.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Auch Gruppen zu Schulungen zulassen – es sollte jedoch geklärt werden, ob diese je einen oder mehrere Carrotmobs durchführen sollen;
- Erfahrener Carrotmobberinnen und Carrotmobber einbinden – ihre Unterstützung vor Ort erhöht die Chance auf erfolgreiche Aktionen;
- Intensive Beratung und Diskussion mit möglichen Geschäftspartnerinnen und partnern führen, um Bedingungen zu vereinbaren;
- Beteiligte Personengruppen direkt ansprechen, zum Beispiel durch Vorträge;
- Aufwendige Webpräsenzen vermeiden und anstatt dessen kostengünstigere, bestehende Funktionen etablierter Online-Angebote, inklusive sozialer Medien nutzen.
Begeisterung allein reicht nicht
Wer die Workshops erlebte, war davon begeistert. Allerdings resultierte daraus nicht die geplante Anzahl von dreißig Carrotmobs. Zum einen hatten sich einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet, die gemeinsam nur eine Aktion durchführen wollten. Ihnen war nicht klar, dass von allen Kursteilnehmenden die Veranstaltung je eines eigenen Carrotmobs erwartet worden wäre. Man sollte also in Zukunft davon ausgehen, dass solche Schulungen gern auch von ganzen Gruppen wahrgenommen werden. Zum anderen sahen sich die motivierten Einzelpersonen in der Umsetzungspraxis mit zahlreichen Hürden konfrontiert.Gerade die Aushandlung der Konditionen für den Tag des Carrotmobs mit den Geschäftsleuten gelang nicht immer optimal. Hier reichte eine Betreuung durch die Carrotmob-Akademie per Telefon oder E-Mail nicht aus. Die tatkräftige Unterstützung erfahrener Carrotmobberinnen oder Carrotmobber vor Ort wäre nötig gewesen.
Beteiligte Geschäfte genau unter die Lupe nehmen
Einige Geschäftsleute, bei denen die Carrotmobs stattfanden, hielten sich im Nachhinein nicht an die mündliche Zusage, mit dem erzielten Zusatzgewinn tatsächlich in ihren Räumlichkeiten Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen. Als Gründe gaben sie Zeitmangel an. Es erschien ihnen nur schwer möglich, die notwendigen baulichen Energieeffizienzmaßnahmen neben dem alltäglichen Betrieb in Angriff zu nehmen.
Daraus folgt, dass auf die Verbindlichkeit der Vorabvereinbarungen besonderes Augenmerk gelegt werden muss. Da es nicht immer sinnvoll erscheint, einen Carrotmob mit einem rechtskräftigen Vertrag zu untermauern, wird ein anderer Weg empfohlen. Intensivere Beratung und Diskussion mit den möglichen Geschäftspartnerinnen und -partnern scheint die beste Option.
Direkte Ansprache der zu beteiligenden Personengruppen
Das Werben für das Format Carrotmob allein online rief weniger Resonanz hervor als geplant. Stattdessen erwies sich ein Vortrag bei der Jahreshauptversammlung des Mittelstandsverbundes als unerwartet erfolgreich. Eine Reihe von Teilnehmenden dieser Veranstaltung war von der Aktionsform so angetan, dass für sie ein eigener Workshop entwickelt wurde. Daraus leitet Green City die Empfehlung ab, bei der Öffentlichkeitsarbeit künftig deutlich stärker auf eine gezielte direkte Ansprache von Interessierten und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu setzen.
Webpräsenz schlank halten
Die Programmierung ausgeklügelter Funktionen einer Internetplattform kann schnell ziemlich teuer werden. So gab es auf der Webseite der Carrotmob Akademie beispielsweise eine aufwendige Datenbank sowie die Möglichkeit, Unterstützungsgesuche für die Organisation einer Aktion einzustellen. Gerade wenn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wie groß das Interesse der Nutzerinnen und Nutzer an solchen Diensten sein wird, sollte stärker auf bestehende Funktionen etablierter Online-Angebote, inklusive etablierter sozialer Medien wie Facebook zurückgegriffen werden. Diese können für die Dateneingabe niedrigschwelliger und nutzerfreundlicher sein.
Carrotmob macht Schule
Als erfolgreicher Weg, das Format Carrotmob weiter zu verbreiten, erwies sich ein Teilprojekt der Carrotmob Akademie: Carrotmob macht Schule. Schülerinnen und Schüler einer Oberstufe nahmen an einem einjährigen Pflichtseminar teil, das mit der Durchführung eines Carrotmobs abschloss und benotet wurde.
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