Energie- und ressourceneffiziente IKT als Baustein zur Umsetzung einer kommunalen Gesamtstrategie im Klimaschutz GreenITown.
Energie- und ressourceneffiziente IKT als Baustein zur Umsetzung einer kommunalen Gesamtstrategie im Klimaschutz
Projektnehmer
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Projektlaufzeit
01.01.2015 bis
28.02.2018
Projektkontakt
Fördersumme
499.877 Euro
Förderkennzeichen
03KF0015
Förderprogramm
Umweltfreundliche IT für Kommunalverwaltungen
Die Digitalisierung verändert die Büroarbeit. Moderne Geräte steigern die Produktivität und beschleunigen die Arbeitsabläufe. Allerdings steigt damit auch der Stromverbrauch. Wie kann moderne Bürotechnologie mit Klimaschutz in Einklang gebracht werden?
Auf einen Blick
In der Vergangenheit stellten Kommunen in den Bereichen Beleuchtung und Heizwärme vielfach bereits auf klimafreundliche Technologien um und sparten somit Energie. Einsparpotenziale im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) stehen in kommunalen Klimaschutzkonzepten allerdings bisher eher am Rande. In vielen Fällen werden vorhandene Potenziale nicht erkannt. Im Projekt greenITown erprobte die Deutsche Umwelthilfe e.V. daher Konzepte und Strategien zur Energieeinsparung im Bereich Informationstechnik (IT) in der kommunalen Verwaltung in acht Modellkommunen. Externe Fachleute betreuten die Kommunen bei der Umsetzung. Die Erfahrungen aus den Modellkommunen nutzte das Projektteam und entwickelte praxisnahe Materialien und Werkzeuge, mit deren Hilfe Kommunen bundesweit Treibhausgasemissionen im Bereich IT auch ohne eigenes Fachpersonal senken können.
Integration einer Strategie für IKT in das kommunale Klimaschutzmanagement
Computer brauchen Strom. Jährlich werden bundesweit mehr als 1.200 Gigawattstunden Strom für den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in der öffentlichen Verwaltung benötigt. In kommunalen Klimaschutzstrategien sowie im Energie- und Gebäudemanagement der Kommunen fand das damit verbundene Einsparpotenzial jedoch aufgrund der Trennung von Beschaffungswesen, IT-Service und Energiemanagement bisher wenig Beachtung.
Die Deutsche Umwelthilfe untersuchte in Zusammenarbeit mit den acht Modellkommunen Dierdorf, Emmendingen, Friedrichsdorf, Hohen Neuendorf, Schenefeld, Steyerberg und Unterföhring, wie Strategien und Maßnahmen von Kommunalverwaltungen im Bereich der energie- und ressourceneffizienten Informationstechnik („Green IT“) optimiert werden können. Didaktisch aufbereitet sollen die Erkenntnisse auch anderen Kommunen mit bis zu 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern helfen, die eigene IT-Infrastruktur zu überarbeiten und Energie zu sparen.
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Was sollte das Projekt erreichen?
- Entwicklung maßgeschneiderter Strategien für die Steigerung der IKT-bezogenen Energie- und Ressourceneffizienz der Kommunalverwaltungen in acht Modellkommunen;
- Erarbeitung eines Starterkits;
- Durchführung von jeweils drei Workshops in den acht Modellkommunen;
- Durchführung regionaler IT-Trainings für kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Workshops für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger;
- Erarbeitung von Materialien für weitere Kommunen.
Bestandsaufnahme und Workshops
Die Deutsche Umwelthilfe stellte den Modellkommunen zunächst eine Anleitung (das sogenannte Starterkit) zur Verfügung, mit dem diese eigenständig eine Bestandsaufnahme ihrer IT-Nutzung und -Infrastruktur machen konnten. Das Starterkit gab beispielsweise Tipps, welche Bürogeräte im Fokus der Analyse stehen sollten und welche Methoden und Geräte am besten für die Messung des Stromverbrauches geeignet sind. Zusätzlich stellte das Projektteam jeder Kommune eine beratende Fachkraft zur Verfügung, die sie bei der Entwicklung und Umsetzung von Energiesparstrategien konkret unterstützte.
Während der Projektlaufzeit fanden in jeder Kommune je drei Workshops statt. Im ersten ging es um Ziele und Erwartungen an das Projekt, die Gründung eines IT-Kompetenzteams innerhalb der Kommunalverwaltungen sowie Vorschläge für Maßnahmen und Meilensteine. Im zweiten Workshop diskutierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunalverwaltungen, welche Einsparpotenziale vorhanden sind und welche davon kurz-, mittel- und langfristig realisiert werden können. Daraus leiteten sie mit Hilfe der beratenden Fachkraft maßgeschneiderte Energiesparmaßnahmen ab. Im letzten Workshop bilanzierten die Kommunen die Energie- und CO2-Einsparungen der bereits durchgeführten und geplanten Maßnahmen.
Beim jeweiligen Abschlussworkshop verlieh die Deutsche Umwelthilfe jeder der acht Kommunen die Auszeichnung zur greenITown-Modellkommune.
Zusätzlich organisierte das Projektteam fünf regionale Trainings für Verwaltungsangestellte anderer Kommunen und zwei Workshops für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Kommunen in den Bereichen IT, Klimaschutz, Beschaffung, Finanzen und Personalwesen, um das Thema Green IT langfristig in Kommunen zu verankern.
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Was hat das Projekt erreicht?
- Entwicklung maßgeschneiderter IKT-Strategien für die acht Modellkommunen;
- Durchführung von jeweils drei Workshops in den acht Modellkommunen;
- Erarbeitung eines Starterkits und weiterer Arbeitshilfen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunalverwaltungen;
- Durchführung regionaler IT-Trainings für kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Workshops für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger;
- Bereitstellung von fünf Videoanleitungen.
Umsetzung in den Kommunen
Fast alle Modellkommunen wurden durch die Workshops angeregt und gingen während der Projektlaufzeit Maßnahmen an. Insgesamt befanden sich zum Abschluss des Projektes etwa die Hälfte der vorgeschlagenen Maßnahmen bereits in der Umsetzung oder waren umgesetzt. Über 50 Personen nahmen an den Weiterbildungen für Verwaltungsangestellte und Entscheidungsträgerinnen und -träger aus den Bereichen Beschaffung, Klimaschutz, IT und Finanzen teil.
In Hohen Neuendorf eröffnete die Planung des Rathausanbaus die besondere Chance, das Thema CO2-Einsparung im IT-Bereich grundsätzlich anzugehen. Im Zuge des Neubaus, der inzwischen fertiggestellt und von den Angestellten bezogen wurde, beschaffte die Verwaltung effizientere Computer und erprobte neue Techniken wie beispielsweise die Desktopvirtualisierung. Bei dieser Technik benötigen die einzelnen Computer nur einen Bruchteil des Stroms und der Leistung eines normalen Desktop-Computers, da das Betriebssystem nur auf einem zentralen Server installiert werden muss.
„Für Hohen Neuendorf hat sich die Investition in das Projekt definitiv gelohnt, nicht nur allein wegen der Einsparungen. Auch wurden die Innovationen in unserem Rathaus überaus positiv in der Bevölkerung aufgenommen.“
Steffen Apelt, Bürgermeister der greenITown Modellkommune Hohen Neuendorf
Arbeitshilfen für eine eigene Green IT-Strategie
Aus dem Starterkit entwickelte die Deutsche Umwelthilfe eine Handreichung für alle interessierten Kommunen. Sie enthält Hintergrundinformationen zu Green IT, Tipps zur Erfassung des gegenwärtigen Stromverbrauchs im IT-Bereich und des Computernutzungsverhaltens der Angestellten sowie Hinweise zur Beauftragung externer Beraterinnen und Berater und zu aktuellen Förderprogrammen, beispielsweise im Rahmen der Kommunalrichtline.
Zusätzlich leitete die Deutsche Umwelthilfe aus den Erfahrungen in den Modellkommunen acht Bausteine zur Erstellung einer eigenen Green IT-Strategie ab. Sie stellen die Maßnahmen aus den wesentlichen Themenbereichen der Green IT in größerem Detail vor: Messen des Energieverbrauchs, Druck- und Dokumentenmanagement, Desktop- und Servervirtualisierung, Servermanagement, Einsparungen am Arbeitsplatz, Mitarbeitermotivation, Gerätebeschaffung und Prozessoptimierung.
Das Projektteam arbeitete die Projektergebnisse mit Hilfe eines professionellen Filmemachers in fünf anschaulichen und teilweise humorvollen Videoanleitungen auf, um Kommunen den Einstieg in das Thema zu erleichtern. Alle Arbeitshilfen und Videoanleitungen veröffentlichte die Deutsche Umwelthilfe auf der Internetseite des Projektes. Mit Hilfe der Materialien können alle Kommunen bundesweit Green IT eigenständig in kommunale Klimaschutzkonzepte integrieren, auch wenn fachkundiges Personal oder die finanziellen Mittel für externe Beratung fehlen.
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Wie ging es weiter?
Auf der Projektseite www.greenitown.de werden die Projektfortschritte der Modellkommunen dokumentiert. Zudem stehen die Materialien und Anleitungen für interessierte Kommunen zum Download beziehungsweise im Videoformat zur Verfügung.
Beitrag zum Klimaschutz
Die acht Modellkommunen sparten während der Projektlaufzeit insgesamt 76,8 Megawattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht 23 Prozent ihres gesamten IT-Stromverbrauchs. Aus diesen Werten leitete das Projektteam ab, dass die acht Kommunen zusammen pro Jahr 43 Tonnen CO2 einsparen konnten. Durch geplante Maßnahmen in allen acht Kommunen steht in den nächsten fünf Jahren eine weitere Einsparung von insgesamt 72 Megawattstunden und 40 Tonnen CO2 pro Jahr bevor. Die laufenden und geplanten Maßnahmen zusammen können somit allein in den Modellkommunen jährlich 148 Megawattstunden elektrische Energie und 83 Tonnen an CO2 einsparen.
Allein die Stadt Hohen Neuendorf spart mit den effizienteren Computern, der Desktopvirtualisierung sowie weiteren Maßnahmen in den Bereichen Serverkühlung, IP-Telefonie und Aktendigitalisierung 18 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Tipps und Tricks für interessierte Institutionen
Die entwickelten Arbeitshilfen helfen Kommunen, Energiekosten und CO2-Emissionen im Bereich IKT zu reduzieren. Die Videoanleitungen vermitteln in nur wenigen Minuten die wichtigsten Tipps und Tricks für einen geringeren Stromverbrauch. Verwaltungen, die Green IT mehr in ihr Klimaschutzkonzept integrieren möchten, unterstützt das Projektteam mit dem Starterkit und acht Strategiebausteinen.
Mit Workshops Umsetzung einleiten
Das Projektteam richtete die Vor-Ort-Workshops auf die Bedürfnisse der Modellkommunen aus. Bei allen handelte es sich um Kommunen bis zu einer Größe von circa 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die nicht oder nur bedingt über fachkundiges Personal verfügten. Gleichzeitig stellte das Team die Einbindung von Finanzverantwortlichen in die Abschlussworkshops sicher. Dies begünstigte die tatsächliche Umsetzung der identifizierten Maßnahmen.
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Checkliste der Erfolgsfaktoren
- Workshops in den Kommunen auf die Umsetzung konkreter Maßnahmen ausrichten;
- Anleitungen und Materialien auch für Kommunen ohne speziell geschultes IT-Personal auslegen.
Starterkit und Strategiebausteine
Das Starterkit ist optimal für die Erfassung des Status quo und ist so aufgebaut, dass es auch von technisch weniger versierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingesetzt werden kann. Die Strategiebausteine geben kleinen bis mittelgroßen Kommunen darüber hinaus einen Rahmen zur Entwicklung einer eigenen Green IT-Strategie.
Jeder Themenbereich endet mit einer Reihe von Maßnahmen, die Kommunen mit Checklisten im Hinblick auf die eigene Relevanz bewerten und gegebenenfalls als umgesetzt markieren können. Alle Materialien stehen kostenlos zum Download bereit.
Eingängige Videoanleitungen
Die fünf anschaulichen Videoanleitungen zeigen zunächst, wie der eigene Energieverbrauch gemessen und ausgewertet werden kann. Hierzu wird lediglich ein Messgerät benötigt, welches nicht nur preiswert, sondern auch einfach zu handhaben ist. Außerdem erklären zwei Experten die Vorteile der Server- und Desktopvirtualisierung und die richtige Kühlung von Servern.
Bemerkenswert ist zum Beispiel, dass bei der Kühltemperatur ein Unterschied von drei Grad schon 15 Prozent des Stromverbrauches ausmacht. Abschließend diskutieren die beiden Moderatoren Möglichkeiten zum effizienteren Umgang mit Dokumenten und die Vorzüge von IP-Telefonie. Die Anleitungen veröffentliche die Deutsche Umwelthilfe auf ihrer eigenen Webseite und stellte sie in der Youtube-Playlist GreeniTV der Deutschen Umwelthilfe zusammen.
Kühlung der Rechenzentren einfach umsetzbar
Als relativ leicht zu realisieren erwiesen sich Maßnahmen zur Optimierung des Kühlluftstromes in den Rechenzentren. So konnten zum Beispiel in Emmendingen durch die Modernisierung und Auslegung der Klimaanlage im Serverraum auf den tatsächlichen Kühlbedarf 4.317 Kilowattstunden pro Jahr eingespart werden. Andere Kommunen sollten diesem Beispiel folgen.
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Klimaschutz braucht Initiative
Die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums unterstützt seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Die Förderung erstreckt sich von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Maßnahmen. Die guten Ideen aus den Projekten tragen dazu bei, den Klimaschutz vor Ort zu verankern. Hiervon profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher, Kommunen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen.