Erschließung neuer Zielgruppen, Anwendungsfelder und Einsatzmöglichkeiten als ökologisches Wertpapier und Kompensationsinstrument
Was Moore alles leisten und Sie zu Ihrem Schutz beitragen können.
Intakte Moore erbringen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, welche sich positiv auf die Region und ihre Menschen auswirken: bessere Wasserqualität, gesteigerter Hochwasserschutz, regionale Kühlungseffekte sowie Erhalt letzter Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Die Finanzierung dieser Leistungen ist das Ziel von MoorFutures.
Projektnehmer
Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-VorpommernProjektlaufzeit
01.12.2015 bis
31.12.2019
Fördersumme
461.632 Euro
Förderkennzeichen
03KF0029
Förderprogramm
Auf einen Blick
Das Vorhaben beinhaltet ein Kommunikations‐ und Bildungsprojekt zur Bedeutung intakter Moore für Klimaschutz und Biodiversität. Gleichzeitig ist hiermit eine Informationskampagne zur Finanzierung von Moorwiedervernässung durch MoorFutures verbunden.
Die Inwertsetzung der von Mooren erbrachten Ökosystem- und Klimaschutzleistungen ist das Ziel von MoorFutures. Mit MoorFutures wird schon heute die Wiedervernässung ausgewählter Moore in Brandenburg, Mecklenburg‐Vorpommern und Schleswig‐Holstein finanziert. Ein MoorFutures entspricht dabei der Vermeidung von einer Tonne CO2.
Unternehmen und Bildungseinrichtungen, Sportveranstaltungen und Kulturevents sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen im Laufe des Projektes über die Ausrichtung klimafreundlicher Events beraten werden. MoorFutures soll ihnen dabei als freiwillige CO2-Kompensationsmöglichkeit nicht vermeidbarer Emissionen vorgestellt werden. Die Kompensation via MoorFutures erfolgt dann direkt in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg und in Kooperation mit den zuständigen Partnern: der Flächenagentur Brandenburg GmbH (für Brandenburg), dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (für Mecklenburg-Vorpommern) und der Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein GmbH (für Schleswig-Holstein).
Das Projekt wird von der Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern getragen und in engem Austausch mit dem Deutschen Moorschutzdialog sowie dem Greifswald Moor Centrum vorangetrieben.
Ziele
Intakte Moore erbringen eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, welche sich positiv auf die Region und ihre Menschen auswirken: bessere Wasserqualität, gesteigerter Hochwasserschutz, regionale Kühlungseffekte sowie Erhalt letzter Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Diese Funktions- und Leistungsvielfalt intakter Moore ermöglicht die Identifikation einer Vielzahl von neuen Interessenten, Nutzerinnen und Nutzern sowie Nutznießerinnen und Nutznießern von Mooren. Das Vorhaben möchte diese in die Verantwortung zu ihrem Schutz und der Finanzierung von Moorwiedervernässungsprojekten via MoorFutures nehmen.
Hierfür sollen bis Ende 2018 in Brandenburg, Mecklenburg‐Vorpommern und Schleswig‐Holstein 50 Moor-Info-Punkte etabliert werden. Durch vielfältige Informationsmaterialien zum Thema "Was Moore alles leisten" sowie ein interaktives Bildungsmodul ("Moor-App") soll an diesen Standorten Moorwissen interessant vermittelt werden. Außerdem soll hier über das regionale Engagement für den Moorschutz informiert werden.
Es wird geschätzt, dass die weltweit entwässerten Moore jährlich zwei Gigatonnen CO2 emittieren: dass sind 6 Prozent der durch Menschen gemachten CO2-Emissionen. Deshalb werden Moore, wie auch das Pariser Klimaabkommen zeigt, in zukünftigen internationalen Klimaschutzvereinbarungen eine größere Rolle spielen. In den moorreichen Ländern Norddeutschlands gehören die Emissionen aus trocken gelegten Mooren zu den größten Treibhausgas‐Einzelquellen (kurz: THG) überhaupt. So beträgt der Anteil an den Gesamtemissionen in Mecklenburg‐Vorpommern circa 27 Prozent, in Brandenburg und in Schleswig‐Holstein etwa 9 Prozent. Das nationale Klimaschutzziel von 40 Prozent weniger THG-Emissionen bis 2020 ist zumindest in diesen Bundesländern ohne Berücksichtigung der Emissionen aus Mooren kaum vorstellbar. Moorwiedervernässung via MoorFutures beabsichtigt deshalb, diese Treibhausquellen schrittweise wieder in Senken zu verwandeln.
Im Zentrum des Projektes steht deshalb die weitere Etablierung von MoorFutures als alternatives und freiwilliges CO2-Kompensationsinstrument sowie deren Nutzung durch ganz unterschiedliche Veranstaltungsformate, Akteure und Institutionen: von Naturschutztagungen über Kultur‐ und Musikfestivals bis hin zu regionalen Laufveranstaltungen, von mittelständischen bis großen Unternehmen, von Hotels über Jugendherbergen bis hin zu Museen. Um diese vielfältigen Zielgruppen und Motivationen besser erreichen, sollen deshalb, neben den Naturschutzaspekten, auch Bedürfnisse potentieller Käuferinnen und Käufer von MoorFutures mit Blick auf ihre CSR-Strategie (kurz für: Corporate Social Responsibility-Strategie) oder auf ressourcenschonende Veranstaltungsmanagements insgesamt in der künftigen MoorFutures-Kommunikation berücksichtigt und geschärft werden. Der jeweiligen Zielgruppe wird dabei auf verständliche und transparente Weise vermittelt, dass MoorFutures sich von klassischen CO2-Zertifikaten in dem Sinne unterscheiden, das eine Emissionsminderung durch die angestoßenen Moorschutzprojekte erst in der Zukunft stattfindet.
Schließlich ist es auch erklärtes Ziel, die vielen vorliegenden Ergebnisse und guten Beispiele erfolgreicher Moorforschung, Moorschutzpraxis und Moornutzung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierfür sollen auch andere als die bislang dominierenden naturwissenschaftlichen Ansprachen und Visualisierungen zum Thema erprobt werden.
Projektablauf
Das Projekt wird in 4 wesentlichen, teilweise parallel laufenden Phasen bearbeitet:
Zu Beginn (1) stehen Grundlagen- und Konzeptarbeit in punkto Moorwissen (Moor-App) und eines strategischen Kooperationsnetzwerkes (Moor-Info-Punkte). Zugleich werden unterschiedliche CO2-Kompensationsformate via MoorFutures erarbeitet.
Danach (2) wird ein Prototyp des Moor-Info-Punktes entwickelt und auf mögliche Standorte hin angepasst. Zeitgleich werden für neue, avisierte Nutzergruppen von MoorFutures je spezifische Ansprachen und Kommunikationsstrategien entwickelt und erprobt.
Diese werden (3) durch den Aufbau der Servicestelle "Biologische Vielfalt trifft Klimaschutz" begleitet und professionalisiert. Die Servicestelle soll allgemein zur ressourcenschonenden Organisation von Events und Projektabläufen, aber auch mit Blick auf klimafreundliches Alltagshandeln informieren. Nicht vermeidbare Emissionen sollen durch MoorFutures freiwillig kompensiert werden können. Hierfür werden unterschiedliche Kompensationsformate und -pakete entwickelt.
Um (4) neue Ansprachen zum Thema zu finden und neue Zielgruppen für Moore und MoorFutures zu begeistern, sollen schließlich künstlerische Zugänge zum Thema Landschaftsnutzung und Landschaftswandel in Form von Fotowettbewerben und Festivalimpulsen angestoßen und diskutiert werden. Mit der Fertigstellung und dem Einsatz des interaktiven Bildungsmoduls ("Moor-App") soll Wissenswertes über Moore ansprechend vermittelt werden. Spätestens ab diesem Punkt wird aus dem Kommunikations- auch ein Bildungsprojekt.
Fazit
Es lässt sich zusammenfassend zweierlei konstatieren: Vor allem für qualitativ anspruchsvolle Moorschutzprojekte mit einer hohen Klima‐ und Naturschutzwirkung besteht ein großes Potential, das bislang aufgrund fehlender Angebote von Projekten in Deutschland noch nicht ausreichend gehoben werden konnte. Gleichzeitig zeigen die hohen Werte in Fragen des Umweltbewusstseins und das wachsende Interesse an nachhaltigen Lebensstilen, dass für den Markt und die Kommunikation freiwilliger Treibhausgaskompensation prinzipiell gute Rahmenbedingungen bestehen. Beide Trends sollen durch das Projekt in den Fokus gerückt und mit Blick auf MoorFutures genutzt werden.
Für Mecklenburg‐Vorpommern und vor allem für seine ländlichen Räume eröffnet sich mit der weiteren Etablierung der MoorFutures die Chance, Moorschutz attraktiv kommunizierbar und damit auch einfacher finanzierbar zu machen. Gerade hier können die vielfältigen, weit über die Region und Ländergrenzen hinaus zur Verfügung gestellten Ökosystemdienstleistungen der Moore einen komplett neuen Blick auf diese sonst oft als trostlos wahrgenommen, subventionsbedürftigen ländlichen Räume ermöglichen.
Mit der Inwertsetzung des hier vorhandenen Naturkapitals erhalten ganze Landstriche mehr als eine ideelle Wertschätzung. Sie bekommen, nicht zuletzt durch intakte oder wiedervernässte Moore, eine prominente Rolle und Funktion künftiger Klimaschutzpraxis zugewiesen. In deren Fokus gerät somit neben der Stadt auch (wieder) das Land.
Perspektivisch kann es deshalb für ländlich geprägte Bundesländer sinnvoll und erstrebenswert sein, sich als authentischer Börsenplatz ökologischer Wertpapiere zu positionieren. Dieser Funktionsgewinn und die einhergehende Wahrnehmungsveränderung des ländlichen Raumes als "Garten der Metropolen" sind nicht nur für die derzeitigen MoorFutures‐Länder (Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg) interessant, sondern auch über Landes‐ und staatliche Grenzen hinaus übertragbar.