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Verdoppelung der Sanierungsrate im Gebäudebestand der Metropolregion Rhein-Neckar mit Hilfe des Modells Energiekarawane

Erhöhung der energetischen Sanierungsquote durch direkte, systematisch vorbereitete Ansprache von Hauseigentümern

Projektinformationen
Projektnehmer

Energieeffizienzagentur Rhein-Neckar gGmbH

Projektlaufzeit

01.08.2012 bis
30.06.2015

Fördersumme

390.424 Euro

Förderkennzeichen

03KSF026

Eine Karawane für den Klimaschutz

Ältere Gebäude, vor allem die aus den 1950er bis 1970er Jahren, verzeichnen oft einen hohen Energie­verbrauch. Eine kostenlose Energieberatung vor Ort schafft Abhilfe.

Auf einen Blick

Die Eigentümerinnen und Eigentümer älterer Immobilien sind häufig nicht ausreichend über Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz informiert oder schrecken vor möglichen Kosten der Beratung zurück. Das Projekt Energiekarawane (Wohn­gebäude) der Energieeffizienzagentur Rhein Neckar gGmbH hat sich daher zum Ziel gesetzt, sie zu energetischer Modernisie­rung zu motivieren und dadurch die Sanierungsrate insgesamt zu erhöhen.

Im Zentrum des Projektes stand eine kostenlose und neutrale Energieberatung im Eigen­heim durch zertifizierte Expertinnen und Experten. Diese analy­sierten die Energieeinsparpotenziale im Gebäude und gaben konkrete Empfehlungen zur Umsetzung.

Eine neuartige Sanierungsberatung für Bürgerinnen und Bürger

Interessierte Eigen­heimbesitzerinnen und -besitzer informieren sich zu möglichen Sanierungsmaßnahmen in der Regel gezielt in einer Beratungsstelle. Um auch jene zu gewinnen, die bislang wenig darüber wissen, machte sich die Energiekara­wane das entgegen­gesetzte Prinzip zu eigen: Im Rahmen der Aktion kam eine Energieberaterin oder ein Energieberater nach vorheriger Ankündigung direkt nach Hause. Die Initial­beratung war kostenfrei und mit der Dauer von etwa einer Stunde zeitlich überschaubar. Bei gleichem Beratungs­aufwand erhiel­ten damit deutlich mehr Haushalte Erstinformationen über mögliche Sanierungs­maßnahmen und deren ungefähre Kosten.

„Klimaschutz geht uns alle an und muss insofern auch in der und durch die Kommune vorangetrieben werden.“  Volker Poß, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kandel

Mit persönlicher Empfehlung aus dem Rathaus

Die Energiekarawane verfolgte ein strukturiertes Kampagnenkonzept, das in Zusammenarbeit mit der Kommune gesteuert wurde. Im ersten Schritt wurden geeignete Quartiere aus den 1950er bis 1970er Jahren mit hohem energetischen Sanierungs­bedarf ausge­wählt. Alle Haushalte im Quartier erhielten dann von der Kommune ein persönliches Einladungs­schreiben, das über das Energie­beratungsangebot informier­te und den kostenlosen Besuch einer Beraterin oder eines Beraters vor Ort anbot.

Warum eine Karawane…

Mit dem Bild der Karawane sollte der flächendeckende Push-Ansatz der Kampagne dargestellt werden: Wie eine Karawane ziehen die Energieberaterinnen und Energieberater durch die Quartiere und auch von Stadt zu Stadt. Jede Energiekarawane dauerte durchschnitt­lich vier bis sechs Wochen und wurde durch eine Auftakt­veran­staltung vor Ort eingeleitet. Hier kamen auch die drei Kamele zum Einsatz. Sie erregten viel Aufmerksamkeit und motivierten die Bevölkerung, die Energie­karawane kennen zu lernen. Kamele ver­kör­pern den sparsamen Umgang mit Materialien und Rohstoffen und somit die Aktion.

Kostenlose Beratung

Nach Versand des Schreibens aus dem Rathaus nahmen die Beraterinnen und Berater Kontakt zu den Hauseigentümerinnen und -eigentümern auf. Diese wurden dann – falls erwünscht – persönlich besucht und erhielten eine kostenlose Kurzprüfung des ener­getischen Zustands ihres Zuhauses. Auf Basis von Check­listen ermittelten die Beraterinnen und Berater vorhandene Schwachstellen und zeigten Optimie­rungs­möglich­keiten auf. Diese reichten von der Außen­wand­dämmung bis hin zur Installation einer Wärmepumpe. Zudem informierten sie über Zuschüsse und weitere Fördermaßnahmen.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    • 40 Energiekarawanen werden durchgeführt
    • 25 Prozent aller angeschriebenen Haushalte nehmen das Beratungsangebot in Anspruch
    • Mindestens zwei Drittel der beratenen Haushalte setzen Maßnahmen um
    • Ein- und Zweifamilienhäuser der Baujahre 1950-1970 sparen Energie ein.
  • Was hat das Projekt erreicht?

    • 51 Energiekarawanen wurden mit rund 4.900 Initialberatungen durchgeführt
    • 24 Prozent aller angeschriebenen Haus-besitzerinnen und -besitzer nahmen das Beratungsangebot in Anspruch
    • 60 Prozent der beratenen Haushalte setzten ein bis drei Maßnahmen um.
  • Welche Ausstrahlung hatte das Projekt?

    • Zahlreiche Einrichtungen und Kommunen übernahmen das Konzept und führten ebenfalls Aktionen durch – darunter die Stadt München, das Kitzinger Land und die Regio-nale Energieagentur Augsburg ZebiO e.V.
    • Interessierten Regionen wird ein Umsetzungspaket zur Verfügung gestellt, das sie in die Lage versetzt, eigenständig eine Energiekarawane durchzuführen.

Beitrag zum Klimaschutz

Von den im Rahmen von 51 Karawanen ange­schriebenen Haushalten vereinbarten rund 4.900 einen Beratungstermin. Das entspricht 24 Prozent – eine sehr hohe Erfolgsquote. Über 80 Prozent dieser Haushalte wurden zum ersten Mal beraten. Eine Befragung der beratenen Personen ergab, dass mehr als 60 Prozent eine oder mehrere Maßnahmen bereits umgesetzt haben oder dies planen. Konkret benannten die Befragten zum einen die Sanierung der Gebäude­hülle durch Dämmung von Fassade, Dach und Keller­decke sowie den Austausch der Fenster. Zum anderen modernisierten die Haus­halte ihre Haustechnik durch den Austausch der Heizung, die Isolation der Rohr­leitungen oder die Installation von solarthermischen Anlagen. Die Organisatoren schätzen, dass sich der Energie­verbrauch bei durchschnittlich drei Sanierungsmaßnahmen pro Gebäude halbiert. Bei einem Gebäude mit 150 Quadratmetern Wohnfläche und einem für die Baujahre durchschnittlichen Ver­brauch von 20 Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr vor der Sanierung würden somit 1.500 Liter Heizöl pro Jahr gespart.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Der Projektansatz bietet sich an für lokal verankerte Institutionen und Einrichtungen wie Kommunen, kommunale Energieversorger oder Energieagenturen. Ideal ist die Zusammenarbeit mit einem lokalen Netzwerk, das die Kampagne plant und durchführt.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    • Vertrauenspersonen als Botschafterinnen und Botschafter nutzen;
    • lokale Partnerinnen und Partner einbinden;
    • standardisiertes Service-Paket nutzen;
    • das richtige Quartier auswählen;
    • kompetente Ansprache der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer durch geschulte Beraterinnen und Berater sicherstellen;
    • Rahmenbedingungen im Blick haben.

Vertrauenspersonen als Botschafterinnen und Botschafter nutzen

Das Engagement der Kommunen ist für die Beratungs­kampagne ein sehr wichtiger Bestandteil des Erfolgs. Von besonderer Bedeutung ist die persönliche An­sprache der Menschen durch die Bürgermeister­innen und Bürgermeister. Sie sind bei den Bür­gerinnen und Bürgern bekannt und haben deren Vertrauen. Die Empfehlung auf dieser Ebene erhöht die Glaub­würdig­keit der anbieterneutralen und seriösen Beratung. Die schriftliche Zusage der Kommune, zum Beispiel in einer Kooperations­vereinbarung, stärkt die Verbind­lichkeit der Zusammen­arbeit für beide Seiten. Das Projekt Energie­karawane konnte im direkten Ver­gleich von Karawanen mit und ohne aktive Unter­stützung der Kommune nachweisen, dass damit die Rücklaufquoten deutlich erhöht werden können.

Lokale Partnerinnen und Partner einbinden

In Ergänzung zur Förderung durch das Bundesum­welt­ministerium motivierten die Kommunen lokale Sparkassen und Volksbanken, die Energiekarawane finanziell zu unterstützen.

Die Beteiligung regionaler Finanzinstitute schaffte oftmals zusätzliches Vertrauen für das Projekt in der Bevölkerung und erleichterte die Umsetzung. Außerdem begleiteten die Unter­stützer­innen und Unterstützer die Kampagne auch inhaltlich mit Aktionen.

Standardisiertes Service-Paket

Um die Abwicklung in möglichst vielen Kommunen effizient zu gestalten, erstellte die Energie­effizienz­agentur Rhein Neckar im Vorfeld ein Service-Paket zur Umsetzung der Kampagne. Es enthält Checklisten, Handlungs­vorschläge, Präsentationen sowie Muster für Anschreiben und Verträge. Damit können kom­mun­ale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch ohne explizite Fachkenntnisse die Kampagne betreuen. Solche standardisierten Abläufe und Vorlagen ver­ringern den Aufwand vor Ort und erhöhen das Inter­esse bei den kommunalen Be­schäf­tigten. Ergänzend stand das Projektteam den Kommunen beratend zur Seite.

Das richtige Quartier auswählen

Die Energiekarawane sollte in den Stadtvierteln stattfinden, wo der größte Handlungsbedarf besteht und die größten Effekte zu erwarten sind. Das gilt sowohl für den Gebäude­bestand im jeweiligen Quartier als auch für die Handlungs­möglichkeiten der Hauseigen­tümer­innen und -eigentümer.

Kompetente Ansprache der Hauseigentümerinnen und -eigentümer

Bei der persönlichen Beratung direkt vor Ort im zu sanierenden Objekt entsteht ein deutlich höherer Informationswert als bei einer (vergleichbaren kostenlosen) Energieberatung in einem Bürgerbüro oder einer Verbraucher­zentrale. Für die individuelle Ansprache und die Vor-Ort-Beratungsgespräche er­halten die Energieberaterinnen und -berater ein auf die Kampagne zugeschnittenes Kommunikations­training. Im Rahmen des Projektes wurden bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) registrierte Beraterinnen und Berater geschult.

Nicht in den Ferien!

Bei der Auswahl des Zeitraums für die Kampagne sollten wichtige Termine wie Ferienzeiten, Feiertage und lokale Veranstaltungen beachtet werden, die diese Kampagne behindern oder befördern können.

Weiterführende Informationen
PKD_Energiekarawane_...

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